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mein buch vom leben und sterben (German Edition)

mein buch vom leben und sterben (German Edition)

Titel: mein buch vom leben und sterben (German Edition)
Autoren: Dada Peng
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müssen einfach nur da sein und fühlen, hinschauen und zuhören, das sterben quasi aus dem dreck herausheben und beginnen, es zu akzeptieren.
     
    wenn wir erkennen, dass wir unseren eigenen wert nicht verändern können, dann können wir vor allem eins: ehrlich sein. ein gefühl haben wie nachts an der côte d’azur nackt betrunken baden zu gehen und einfach dem horizont entgegen, auf einen vollen mond zuzuschwimmen.
     
    so möchte ich heute ganz einfach sagen: »der schlimmste schmerz von allen, das war der, als mein hund mir genommen wurde. nur da fühlte ich mich, als sei mein herz zerrissen. als aber meine mutter starb, fühlte ich mich frei. so frei, wie ich noch nie im leben war.«
     
    du liest in diesem moment meine gedanken. und genau das verbindet uns beide. ob du mir zustimmst oder nicht, ob du mich magst oder nicht, das spielt keine rolle. es ist und bleibt, wie es schon immer war. unser weg ist gleich. er ist es sogar für madonna, und er war es auch für whitney houston ...

schreib mich voll, mein baby, mein schatz!

primadonna girl
soundtrack zu diesem kapitel: marina and the diamonds »primadonna girl«
    als ich diesen song zum ersten mal hörte, musste ich sofort an eine dame denken, die ich während meiner zeit im ilse maria wuttkehaus (dem hospiz in schwerte) kennengelernt hatte.
    das ilse maria wuttke-haus ist ein einfamilienhaus mitten in einer bürgerlichen wohnhaussiedlung in schwerte. es gibt dort fünf einzelzimmer, eine küche, einen aufenthaltsraum und einen sehr schönen garten. die schwestern dort habe ich immer als sehr kompetent und bemüht kennengelernt, aber nicht als übermäßig spirituell oder gar religiös. und ich hoffe, sie nehmen es mir nicht übel, aber es gehört zu dieser geschichte: die heißesten make-uptrends und die neuesten modischen highlights der new york fashion-week waren bei diesen damen im hospiz nicht unbedingt tagesthemen. die frau, die mir bei dem song einfällt, war also eine der bewohnerinnen dort.
     
    auch sie war todkrank wie jeder bewohner des hauses, und sie wusste, sie würde ihre letzten tage nun hier verbringen. als nach den
ersten zwei oder drei tagen ihres aufenthalts dort eine der schwestern sie fragte, ob sie sich etwas wünsche, ob wir etwas für sie tun könnten, schaute sie hoch und sagte: »ich sehe so beschissen aus! ich würde mich sehr gerne schminken, denn so möchte ich nicht sterben! aber ich glaube, meine tochter hat mein ganzes make-up in meiner wohnung gelassen. könnten sie mir vielleicht mit ein wenig mascara, make-up und lippenstift aushelfen? ich wäre ihnen sehr dankbar.«
     
    die anwesenden schwestern blickten sich gegenseitg etwas hilflos an, bis nach einigen sekunden die hospizleiterin sagte: »also, ich glaube bei unseren schwestern hier im haus dürften wir bei der suche nach make-up kein glück haben.« und der blick aller anwesenden wanderte zu mir, der ich in meiner neuen dolce und gabanna-jeans mit glitzer, meinen pradaturnschuhen und meinem weißen hugo-shirt mit einem neuen kopfkissenbezug neben dem bett stand. mit 27, als moderator beim kika und auch sonst eher an party und klamotten interessiert, war ich natürlich schon eine art exot in der ganzen hospizbewegung.
    »also bitte ... mich braucht ihr auch nicht anzugucken ... make-up hab ich auch nicht«,
sagte ich nur leicht irritiert. »aber ich kann ganz sicher etwas besorgen.« und so fuhr ich los ...
     
    die dame bekam dann ihr make-up, um sich selbst für den letzten tanz, den letzten gang, den letzten blick in den spiegel herzurichten. und noch heute erinnere ich mich sofort wieder daran, wenn ich den song »primadonna girl« höre. ich denke an die frau, und sie ist nicht vergessen.
     
    nachdem mein vater gestorben war, hatte ich das bedürfnis, mich mit sterbenden menschen zu umgeben. sie zu begleiten und mit trauernden gemeinsam den verlust, den wir erlitten hatten, zu beweinen. so brachte mich mein weg ins hospiz. ich hatte jahre zuvor einen bericht über nina hagen gesehen, in dem sie ein hospiz besuchte. sie ging einfach ganz ungezwungen an die betten der sterbenden und sagte »haaaaaallloooo grrrrr.....niiiiinaaaa ist daaaa«. ich fand diesen kontrast von leben und sterben so berührend und ehrlich, dass ich schon damals wusste, dass auch mein weg mich einmal in ein solches haus führen würde. genau diese situation hatte ich stets sehr nahe bei mir getragen, und als ich auf
der suche nach einer gemeinschaft mit trauernden war, kam sie mir
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