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Mein bestes Stuck

Mein bestes Stuck

Titel: Mein bestes Stuck
Autoren: Hepburn Lucy
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sich behalten.
    Aber Moment … Was war mit der Bottega? Immerhin hat sie doch eine davon ergattern können, und das Modell war erst vor wenigen Wochen auf den Markt gekommen … Wie hatte sie das gemacht? War sie eingebrochen und hatte sie die Tasche gestohlen – oder hatte ihr jemand aus der Firma das Modell besorgt? Zu wem hatte sie noch Kontakt, der es sich offenbar zur Gewohnheit gemacht hatte, Gratistaschen in der Firma an sich zu raffen?
    »Stopp, stopp!«, rief sie laut aus, griff nach einem Hausschuh und schleuderte ihn gegen die Wand. »Das reicht!«
    Das war genau es, was hier nicht stimmte. Irgendwer hatte sie irgendwann belogen.
     
    »Julia?« Das schöne Gesicht ihrer Mutter erschien einige Minuten später in der Tür. Sie lief rasch auf ihre Tochter zu und umarmte sie fest. »Einen wundervollen Hochzeitstag, mein Schatz!«
    »Ist es also so weit?«, fragte Julia und sah ihre Mutter flehentlich an, als könne sie alles wieder gutmachen, wie damals, als dieses Zimmer noch ihr Nest und ihre Mutter ihr Schutzengel war.
    Frances Douglas strich ihrer Tochter sanft eine Haarsträhne aus der Stirn. »Kalte Füße?«
    »Ach, so ein Quatsch!«, erwiderte Julia schärfer als beabsichtigt. »Tut mir leid, Mum. Ich bin nur ein bisschen
mit den Nerven runter wegen all dem … Gleich geht es mir wieder gut.«
    »In der Küche stehen deine Rühreier bereit. Ohne Räucherhering heute, der würde uns bloß den ganzen Tag wieder aufstoßen, aber es gibt Kedgeree …«
    »Danke, vielleicht später.«
    »Der Friseur wird in fünfzehn Minuten hier sein, warum kommst du also nicht einfach mit mir hinunter und versuchst, ein kleines bisschen was zu essen? Oder soll ich dir etwas nach oben bringen?«
    »Oh, Mum.« Julia zog ihre Mutter ganz eng an sich heran und drückte sie fest. »Du bist einfach wundervoll.« Sie war fest entschlossen, nicht zu weinen. Julia war bereits bei genügend Hochzeiten dabei gewesen, um zu sehen, dass der aufgelöste Gefühlszustand keiner Braut wirklich gut stand. »Ich bin gleich unten. Aber vorher muss ich noch kurz telefonieren.«
    »Wie du meinst, Kleines.«
    Sobald ihre Mutter das Zimmer verlassen hatte, verriegelte Julia die Tür hinter sich, schaltete ihr Handy an und wählte Eleonores Nummer. Ihr Herz pochte nun wild. Sie konnte nicht anders, als sich vorzustellen, wo Eleonore sich wohl gerade aufhielt – war sie auf der Veranda? War Luc auch da? Konnten sie beide das Läuten ihres Telefons hören?
    »Hallo?« Beim Klang von Eleonores Stimme schreckte Julia auf.
    »Hier ist Julia.«
    »Julia, Gott sei Dank! Ich habe immer wieder versucht, dich anzurufen. Ich wollte gestern noch mit dir reden …«
    »Ich hielt es für das Beste, einfach abzufahren«, murmelte
Julia. »Es tut mir leid, Eleonore, dass ich dich an so einem Tag störe … Um wie viel Uhr findet denn die Beisetzung statt?«
    »Um vier«, erwiderte Eleonore. Ihre Stimme klang ruhig und fest. Im selben Moment vergaß Julia Lorenzo und alles, was er gesagt hatte, und empfand einfach nur Mitgefühl und große Zuneigung für die junge Frau am anderen Ende der Leitung.
    »Julia, ich wollte dich dringend sprechen. Es ist wirklich wichtig.«
    »Warum?« Ihre Stimme war nun nicht mehr als ein Flüstern.
    »Julia, du hast mir in den letzten Tagen so sehr geholfen! Ich habe meine Liebe zu Simon erkannt, und ich bin nun bereit, den Dingen ins Auge zu sehen – du hast mir zugehört! Ohne mich zu verurteilen, hast du mir gezeigt, dass ich ein besserer Mensch sein kann, und dafür schulde ich dir etwas …«
    »Eleonore, ich bin mir sicher, du …«, setzte Julia an, doch sie wurde sogleich wieder unterbrochen.
    »Nein, lass mich bitte ausreden. Ich kann es nicht zulassen, dass du Lorenzo heiratest, ehe ich dir nicht ein paar Dinge gesagt habe, die du verdient hast zu erfahren.«
    Julia pochte das Herz nun bis in den Hals. Und dennoch, tief im Inneren hatte sie geahnt, ja gewusst, dass sie etwas Entscheidendes zu Gehör bekommen würde und sie zuhören musste. »Okay, schieß los«, sagte sie, sank nieder auf ihr Bett und umklammerte mit beiden Händen das Telefon. »Ich bin ganz Ohr.«
    Sie hörte, wie Eleonore tief Luft holte. »Ich arbeite nicht
mehr für PPR, Julia. Man hat mir vor einigen Monaten gekündigt. Meine Spielsucht hat meine Arbeit zu sehr beeinträchtigt, ich wurde unzuverlässig … Also habe ich die Kündigung bekommen.«
    »Das tut mir sehr leid.«
    »Danke. Aber ich hatte es damals verdient. Mir ging es noch nie so
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