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Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern

Titel: Mehr als Ja und Amen - Doch wir koennen die Welt verbessern
Autoren: Margot Kaessmann
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über ihr Freiwilliges Soziales Jahr gelesen habe, hat es mich nachdenklich gemacht, wenn sie schrieben, dass sie das erste Mal das Gefühl hatten, sie würden gebraucht. Weil die alten Menschen im Heim auf sie gewartet hatten oder die Kinder in der Behinderteneinrichtung. Hier muss sich etwas ändern. Es sollte deutlich werden: Du kannst etwas tun! Menschen gestalten die Welt, sie können sie also auch verändern. Wir sind doch nicht ausgeliefert an ein anonymes System, das irgendwie funktioniert, sondern alles wird gestaltet und verantwortet von Menschen und ist deshalb auch veränderbar!
    Fazit
    „Eine andere Welt ist möglich“ – für mich beschreibt diese Aussage die Freiheit des Glaubens, über die Zwänge des Alltags, über meine Gewohnheiten hinauszudenken, Fragen zu stellen, nicht alles als gegeben hinzunehmen. Wenn ich von der Bibel her denke, fühle ich mich ermutigt zu fragen, Hoffnung zu entwickeln. Ich fühle mich in Verantwortung gestellt für meine Kinder und Enkel, für nachfolgende Generationen – denn ich lebe nicht nur für mich selbst und den Augenblick! Wie hinterlassen wir eine Welt, in der sie in Frieden und mit einem „Genug“ leben können? Wo kann ich mich einmischen, um einen Beitrag dazu zu leisten?
    Nein, einfach ist es nicht. Die Komplexität der Probleme und Herausforderungen ist schwer zu durchdringen. Für dieses Buch habe ich über viele Monate Zeitungsausschnitte gesammelt und war am Ende fast erschlagen von der Vielfalt der Probleme, der Stimmen, der Ansätze. Aber wenn uns die Fülle der Informationen überfordert, kann das doch nicht heißen, dass wir uns ermattet zurückziehen und uns mit dem „Wie es ist“ abfinden müssen. Es ist möglich, sich kundig zu machen, frei und neu zu denken, sich eine Meinung zu bilden, sie zu vertreten und auch Konsequenzen im Handeln zu ziehen. Was das heute aus christlicher Perspektive bedeuten kann, möchte ich im Folgenden in zehn Kapiteln beleuchten. Es geht aber weder um ein politisches Konzept noch um eine wissenschaftliche Abhandlung oder um eine sozialethische Vorlesung.
    Mir geht es um eine Ermutigung zur Einmischung: An meinem Ort – deshalb führe ich möglichst viele Beispiele aus der eigenen Erfahrung an. Auf der Grundlage meines Glaubens – daher verweise ich immer wieder auf biblische Zusammenhänge. Im Kleinen wie im Großen – aus diesem Grund versuche ich, Alltagsgeschichten zu erzählen, die beides verbinden. So kann Widerspruch entstehen gegen das landläufige: „Es ist nun mal so und lässt sich nicht ändern …“ Oh doch, wir können, ja, du kannst die Welt verbessern! Jeder Mensch hat eine Gabe, die er einbringen kann in die Gemeinschaft, sagt der Apostel Paulus. Jeder Mensch hat einen Beruf im Sinne von Berufung, sagt Martin Luther. Die besenschwingende Magd ebenso wie der regierende Fürst können mitten im Alltag ihren Glauben umsetzen …
    Manchmal müssen wir mit der Vision der Bergpredigt einfach auf den Kopf stellen, was so pragmatisch und unveränderbar erscheint wie „Wachstum“ und „Sicherheit“, damit neue Kreativität entsteht. Ja, diese Vision zeichnet eine Kontrastgesellschaft, die uns herausfordert, gegen den Strich zu denken. Das kann Kräfte freisetzen, froh und auch frei machen. Für jeden und jede von uns kann das nur ein kleiner Schritt sein, ein Einsatz, eine Entscheidung. Aber das kann beitragen zu einem großen Ganzen im oikos Gottes. Konstruktive Störfaktoren können Weltverbesserer sein, die offensiv nachfragen, mutig neue Wege gehen und sich durch Pragmatiker nicht irritieren lassen. Sie müssen nicht ermattet von all den „Du musst“ oder „Du sollst“ resignieren, sondern können fröhlich ihren Lebensweg gehen, weil sie von der Einladung wissen, es bewusst zu leben. Dann macht Leben nicht nur Spaß, sondern auch Sinn. Und ist: mehr als Ja und Amen.



Für mich ist und bleibt Martin Luther beeindruckend, wie er da vor dem Reichstag in Worms steht: „Ich stehe hier, ich kann nicht anders, Gott helfe mir. Amen.“ Ob er es wörtlich so gesagt hat, ist umstritten, aber seine Haltung bleibt über die Jahrhunderte hinweg einzigartig. In dem Film „Luther“ von 2003 mit Joseph Fiennes in der Hauptrolle wird sein Ringen um diese Position gut dargestellt: Er hatte Angst, Selbstzweifel, war voller Fragen. Er hat gelesen, die Glaubenserfahrungen der Bibel für sich abgewogen, in der Nacht vor seinem Auftritt auf dem Reichstag in Worms hat er intensiv gebetet. Und dann gab es
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