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Meggie (German Edition)

Meggie (German Edition)

Titel: Meggie (German Edition)
Autoren: Karin Hackbart
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liebsten wäre Meggie vor dem Arbeitszimmer wieder umgekehrt.
    „Komm schon“, forderte er sie nochmals auf. „Ich habe nicht den ganzen Tag Zeit.“
    Als Meggie schließlich das Arbeitszimmer betrat, sagte er:
    „ Setz dich. Es ist etwas sehr Dringendes, was ich mit dir besprechen möchte und da du soundso nur noch Gastrollen in diesem Haus gibst, muss ich die Zeit nutzen, die du hier bist. Aber das wird sich hoffentlich in Zukunft ändern.“ Meggie wusste nicht, was er mit dieser Bemerkung meinte. Sie stand noch immer im Arbeitszimmer herum.
    „ Na, setz dich schon“, sagte er schroff und bestimmend. „Ich möchte lieber stehen bleiben“, erwiderte Meggie.
    Sie kam sich vor wie bei einem Vorstellungsgespräch, wo über ihre Einstellung entschieden wurde. Seine majestätische Arroganz, die ihr früher nie aufgefallen war, verursachte in ihr Übelkeit. Er setzte sich lässig auf die Schreibtischkante.
    „Deine Mutter hat mir erzählt, was ich nicht glauben kann. Du willst einen Mann heiraten, der sehr viel älter ist als du?“
    Meggie nickte.
    „Ja, das stimmt und ich weiß, was du sagen willst. Aber ich lass mich nicht umstimmen. Es ist keine Laune von mir, wenn du das meinst. Ich will John heiraten und ich werde ihn heiraten.“
    „ Du bist noch nicht einmal 18 und deine Schule hast du ebenfalls noch nicht beendet.“
    „ Das werde ich noch tun.“
    „ So und du meinst, wir sehen da so tatenlos zu, lassen dich einfach gehen. Wenn es Jeff wäre oder jemand, mit dem du eine Zukunft hättest, dann könnte ich es ja noch verstehen, obwohl ich dem ebenfalls nicht zustimmen würde. Jetzt noch nicht. Vielleicht in ein oder zwei Jahren. Aber ich lasse dich nicht mit jemanden gehen, der soviel älter ist und den ich nicht einmal kenne. Hast du mich verstanden?“
    Meggie versuchte, ihre gereizte Stimmung zu unterdrücken.
    „Natürlich habe ich dich verstanden“, entgegnete sie.
    Sie wollte sich gegen ihn stellen, sämtliche Einwände, die sie auf der Zunge hatte, ihm an den Kopf schleudern, aber sie ahnte, er würde sie dann endgültig von John trennen und er würde es sicher auf seine Art schaffen. Ohne dass sie überhaupt etwas unternehmen konnte, würde er sie ins Internat stecken. Solange er aber glaubte, sie würde sich seinem Willen beugen, konnte sie John weiter sehen und sich heimlich treffen. Wenn sie dann erst verheiratet waren, konnte er nichts mehr gegen sie unternehmen. Ihr Vater sah sie lange an. Er hatte mit ihrer Reaktion nicht gerechnet.
    „Es freut mich, wenn wir uns verstehen. Es ist natürlich klar, dass du diese Freundschaft beenden wirst. Wenn du sie weiter aufrechterhältst, kann es passieren, dass diese Klatschreporter darüber schreiben werden. „Tochter von Minister liebt älteren Mann Vaterkomplex?“
    „ Wäre das das Wichtigste für dich, dass sie wegen mir schlecht über dich schrieben könnten?“ fragte Meggie kalt und betont.
    „ Sei nicht kindisch, Meggie.“
    „ Es interessiert mich aber, was dir wichtiger wäre. Das Glück deiner Tochter oder das Gerede und Geschreibsel der Klatschreporter?“
    „ Rede keinen Unsinn“, winkte ihr Vater ab.
    „ Das hat mit Wichtigkeit nichts zu tun. Natürlich ist mir deine Zukunft wichtig, darum verlange ich ja auch, dass du mit diesem Kerl Schluss machst.“
    „ Du nennst ihn „Kerl“? Du kennst ihn ja nicht einmal. Du machst dir ja gar nicht die Mühe, ihn kennen zu lernen und zu prüfen, ob deine Tochter bei ihm in guten Händen wäre.“
    Meggie ging zu seinem schweren Eichenschreibtisch hinüber. „ Und wenn er gut zu mir wäre und ich ihn liebe, dass würde dich gar nicht interessieren. Unsere Beziehung passt nicht in dein Konzept. Das ist es, was dir nicht passt. Was dich interessiert, ist deine Karriere. Ich bin dir dabei gleichgültig.“
    Den letzten Satz hatte Meggie fast geschrieben. Bevor er ihr etwas entgegnen konnte, war Meggie hinausgerannt.
    „ Meggie“, schrie er noch hinter ihr her. „Meggie!“
    Sie wollte es nicht hören, lief die Treppen hinauf in ihr Zimmer und verschloss von innen die Tür. Er kam ihr nicht nach und versuchte auch nicht mehr, sie zurückzurufen. Sie ertrug ihn nicht mehr, am wenigsten ertrug sie seine Falschheit und seine Berechnung, die die meisten Männer in der Politik an sich hatten. Er machte sich gar nicht die Mühe, sie zu verstehen und John kennen zu lernen. Für ihn gab es nun mal keine andere Lösung als die, die er vorschlug. Wäre es für sein Ansehen und seine Karriere
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