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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Autoren: Eoin Colfer
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griff sie in ihre Tasche. Sie waren noch da. Blau und silber. Schimmernd und heiß. Kaum schlossen sich ihre Finger darum, da kehrte ihre Energie zurück. Der Tunnel löste sich auf, und sein Pulsieren verschwand aus ihren Adern.
    Meg schwebte zurück zu dem reglosen alten Mann.
    Sie hasste sich für den Gedanken, aber Lowrie sah jämmerlich aus. Der Regen hatte ihm den neuen Anzug ruiniert, und seine Wangen waren schlammbeschmiert. Er atmete nicht mehr, aber da war immer noch ein Funke. Ein orangefarbener Funke hinter seinem rechten Auge.
    Meg legte ihm einen der beiden Steine auf die Stirn, und er schmolz wie Eis auf einer glühenden Herdplatte. Die Wirkung zeigte sich sofort. Lowrie öffnete die Augen und rang gierig wie ein Schwammtaucher nach Luft. »Meg?«, keuchte er durch den Regen. »Bin ich …?«
    »Nein«, erwiderte seine Partnerin. »Sie sind am Leben. Ich weiß nicht, für wie lange, aber Sie leben.«
    Lowrie spuckte eine Portion Schlamm und Würmer aus.
    »Was ist mit den anderen … Gestalten?«
    »Die sind weg, endgültig, glaube ich.«
    »Und du?«
    Meg zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Ich habe noch einen von diesen Steinen. Damit kann ich wohl ein Weilchen hier bleiben. Wenn Sie mögen.«
    Lowrie lächelte tropfnass. »Natürlich mag ich. Wer würde sich sonst mein Genörgel anhören?«
    Damit hätte die Sache erledigt sein können. Alles geregelt, alle glücklich und zufrieden. Mit Ausnahme von Franco, der im Koma lag. Er war nicht tot, aber er würde auch nie wieder richtig lebendig sein..
    Das hatte niemand verdient.
    Megs und Lowries Blicke trafen sich. Beide wussten, was getan werden musste.
    »Leb wohl«, sagte Lowrie nur.
    »Tschüs«, murmelte Meg. Wenn sie es nicht sofort tat, würde sie es nie tun.
    Der Stein versank in Francos Stirn und wusch die Jahre fort. Das Leben kehrte in seine Augen zurück. Er war wieder er selbst, aber nicht mehr derselbe.
    Meg ergriff die Hände ihres Stiefvaters. »Hat er dir gezeigt, wie es da unten ist?«, fragte sie.
    Franco nickte. Das Entsetzen saß ihm noch in den Knochen.
    »Gut. Vergiss es nicht.«
    Ihr Stiefvater schüttelte den Kopf. Er konnte es nicht vergessen, selbst wenn er gewollt hätte. Die Dinge würden sich ändern.
    Ihrem niederträchtigen Stiefvater den Stein zu geben war natürlich eine hundertprozentig gute Tat. Eine Explosion schimmernd weißen Lichts hob Meg in die Höhe und katapultierte sie sanft in den Tunneleingang.

Kapitel 14
Himmel und Hölle
    D er Atlantik rollte Richtung Amerika. Lowrie stand am Fuß des runden Turms und sah ihm nach. Es war schön, noch da zu sein und sich an der Natur erfreuen zu können.
    Ihm blieb noch etwas Zeit, dessen war er sich sicher. Meg hatte etwas mit ihm gemacht, ihm etwas gegeben. Er wusste nicht, was, aber er würde es bestimmt nicht darauf verschwenden, in seiner Wohnung zu hocken und sich zu bemitleiden. Er hatte Sissy Wards Nummer in der Tasche und eine VisaCard, auf der noch ein paar Pfund waren.
    Ein Sonnenstrahl kämpfte sich mutig durch die dichte Wolkendecke und wärmte ihm die Stirn.
    »Danke, Partner«, flüsterte er Richtung Himmel und spuckte über die Klippen von Moher.
    Meg näherte sich der Abzweigung. Nach oben oder nach unten? Der Moment der Wahrheit. Angesichts der Glut des Höllentors kniff sie die Augen zusammen. Rußgeschwärzte Kreaturen hingen an ihren Krallenfüßen und stachen die unglückseligen Verdammten mit spitzen Mistgabeln. Meg hielt den Atem an und wartete darauf, dass eine unsichtbare Kraft sie nach unten zog. Doch nichts geschah. Sie schwebte einfach vorbei.
    Meg gestattete sich ein erleichtertes Lächeln. Mam, dachte sie, ich komme.
    Einer der Seelenklauber sprang in die Strömung. Es war Belch. Er konnte der höllischen Schwerkraft nicht entkommen, aber vielleicht schaffte er es, den Arm gerade weit genug auszustrecken …
    Belch umklammerte Megs Bein. Aus seinem sabbernden Mund kam wirres Gefasel. »Finn«, murmelte er. »Finn mit nach unten kommen.«
    Da platzte Meg der Kragen. Der verdammte Kerl ließ sie immer noch nicht in Ruhe, und das nach allem, was geschehen war. Ein Pitbull bis in alle Ewigkeit. Es reichte endgültig. »Belch«, schrie sie und holte mit dem freien Fuß aus. »Fahr zur Hölle!«
    Sie trat ihm mit dem gestiefelten Fuß mitten auf die feuchte Nase, und das Wesen, das einst Belch Brennan gewesen war, trudelte hinunter in die Flammen, Megs Namen hinter sich herziehend wie ein Gebet. Oder einen Fluch.
    Schadensbegrenzung war angesagt.
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