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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
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Mitglied des Kronrates, ernannte seinen Sohn Hugh zum Chamberlain des königlichen Haushaltes, und bald schlüpfte Hugh Despencer in Edwards Bett, und das Unheil nahm wieder seinen Lauf.«
    »Sie sind Sodomiten«, sagte Brianna in schockiertem Ton.
    Ihre Mutter verdrehte die Augen. »Woher kennst du dieses Wort? Könnte dein Vater dich hören, wäre er fassungslos.«
    »Das Wort steht in der Bibel«, erklärte Brianna in aller Unschuld. »Ich habe gespürt, dass an Hugh Despencer etwas eigenartig ist.« Ihr wurde die Kehle eng. »Die arme Königin Isabelle muss sich so allein fühlen. Sicher vermisst sie uns so sehr wie wir sie.«
    »Es ist unendlich traurig. Sie hat nie die Liebe eines Mannes erfahren. In den ersten Jahren ihrer Ehe himmelte sie Edward förmlich an. Unzählige Male hielt ich eine schluchzende Isabelle in meinen Armen, die ich trösten und beschwichtigen musste. Sie war krank vor Eifersucht, als der schöne junge König seine ganze Liebe und Aufmerksamkeit Gaveston schenkte und für sie keine Augen hatte. Nachdem ihm sein Günstling für immer genommen worden war, wandte Edward sich Isabelle zu, als sähe er sie zum ersten Mal. Sie war so großmütig, ihm zu verzeihen, und glaubte in ihrer Naivität, er wäre von seiner Verirrung geheilt. Pflichtgemäß schenkte sie ihm Kinder, und alle Welt glaubte schon, das Königspaar führe eine normale Ehe. Nun aber, da er sie mit Hugh Despencer beschämt und demütigt, ist es um ihre Ehe geschehen.«
    »Niemals würde ich mich in einen Mann verlieben, ehe er nicht bewiesen hat, dass er mich liebt«, erklärte Brianna heftig.
    Die Unschuld ihrer Tochter entlockte Jory ein Lächeln. »Liebe lässt sich nicht lenken, mein Schatz, vielmehr lenkt sie dich. Das Herz will, was es will.«
     
    Als Brianna den Guys Tower verließ, war sie tief in Gedanken versunken. Was sie heute über das Königspaar erfahren hatte, beantwortete viele der Fragen, die ihr Rätsel aufgegeben hatten. Ihre Beziehung war kühl, höflich und distanziert und nicht zu vergleichen mit der leidenschaftlichen Beziehung ihrer Eltern.
    Sie ging den Gang entlang, der zum Ladys Tower und ihrem eigenen Gemach führte. An der Stelle, wo der Korridor zum Ostflügel mit den Gästegemächern abzweigte, sah sie sich plötzlich Wolf Mortimer gegenüber. Sie erstarrte, als sie seine Begleitung sah.
    »Ich habe Euch untersagt, den Wolf in die Wohngebäude mitzubringen!«
    Er sah sie mit Belustigung an. »Befehle von Frauen ignoriere ich meist.«
    Brianna schnappte nach Luft. »Wie könnt Ihr es wagen, mir zu widersprechen?«
    Er kämpfte tapfer darum, sie nicht auszulachen. »Ich wuchs mit einer lebhaften, ständig um die Vorherrschaft kämpfenden Schwesternschar auf. Vom fünften Lebensjahr an hatte ich es mit Frauen und deren Launen zu tun. In meinem Alter werde ich nicht noch den Anfang machen und mich weiblichen Anweisungen fügen.«
    »Ich bin keine Eurer Schwestern.«
    »Nein, Ihr seid viel eitler und verwöhnter.«
    Der unverschämte Kerl sieht aus, als mache es ihm Spaß, mich zu ärgern. »Eure Manieren sind abscheulich, Mortimer!«
    »Während Ihr die Manieren einer feinen Lady habt, Brianna de Beauchamp. Geht zurück in die Kinderstube, wohin Ihr gehört.«
    »In die Kinderstube!«, rief Brianna empört aus.
    »Nur ein Baby könnte sich vor Shadow fürchten.«
    »Fürchten? Ich fürchte Euren verdammten Wolf nicht!«
    »Beweist es«, forderte er sie heraus.
    Ihr übergroßer Stolz überwand ihre Angst. Nach kurzem Zögern streckte sie die Hand aus. Die silbergraue Wölfin beschnüffelte sie vorsichtig, während ihre goldenen Augen sie abschätzend ansahen.
    »Euer Geruch beunruhigt sie nicht«, erklärte er.
    »Umgekehrt ist es ebenso. Der Gestank ihres Herrn aber beleidigt meine Nase zutiefst.« Damit reckte sie ihr Kinn und rauschte davon, im Ohr sein spöttisches Lachen, das sie den ganzen Gang entlang verfolgte.

2
     
    Bei Tagesanbruch ging Brianna in den Stall und sattelte Venus. Sehr zur Freude ihres Vaters war sie eine begeisterte Reiterin, für ihn ein Grund, ihr seinen Besitz Flamstead in Hertfordshire als Erbteil zu versprechen, wo er seine berühmten und sehr begehrten Warwick-Pferde züchtete, die für ihre Schnelligkeit und Kraft bekannt waren.
    Als sie eintrat, gewahrte sie die Umrisse eines groß gewachsenen Mannes. Das Licht war schwach, und sie argwöhnte, dass es Wolf Mortimer war. Ihre scharfe Bemerkung erstarb ihr auf den Lippen, als er sich näherte und sie ihren Vetter
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