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Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie

Titel: Medieval DeWarenne 03 - Der Wolf und die Lilie
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Mortimer.
    Brianna betrachtete den attraktiven Grenzmark-Lord, aber gegen ihren Willen wurde ihr Blick plötzlich zu Wolf Mortimer gezogen. Der zahme Wolf ist nicht der einzige Grund für seinen Namen. Sein Aussehen ist das eines dunklen, schlanken Raubtieres. Jede Wette, dass er sowohl dominant als auch gefährlich ist. Seine hellgrauen Augen wirken in seinem dunklen Antlitz erschreckend. Sieht der kühne Teufel mich an, ist sein Blick so durchdringend, als könne er Gedanken lesen. Als sie ein leichter Schauder des Widerwillens überlief, zwang Brianna sich, ihren Blick abzuwenden.
    Die Damen ihrer Mutter unterhielten sich darüber, wie sehr sie dem Leben am Hof der Königin nachtrauerten. Brianna, die Königin Isabelle auch sehr vermisste und ein Wiedersehen mit ihr herbeisehnte, sah in Gedanken die Gärten von Windsor Castle vor sich, die auch in diesem Jahr wieder prächtig blühen würden. Noch vor Ende März würde der Frühling kommen. Die Königin hatte immer die tollsten Maskenbälle veranstaltet, in denen Königin Guinevere und König Arthur auftraten, und sie und Isabelle hatten mit großem Vergnügen die Kostüme ausgewählt und verschiedene Rollen gespielt. Und wenn zu munterer Musik getanzt wurde, hatte es Brianna, die in einem Alter war, das ihr viel männliche Aufmerksamkeit sicherte, nie an Partnern gemangelt.
    Ebenso vermisste Brianna die Gesellschaft Prinz Edwards, dessen Hof sich in Windsor befand. Oft war sie mit ihm ausgeritten, hatte an seinem Unterricht beim Falkner teilgenommen und zugesehen, wenn er den Umgang mit Schwert und Langbogen übte. Seufzend wünschte sie sich, bald nach Windsor zurückzukehren. Sie wollte Königin Isabeiles neues Baby sehen. Die kleine Joan war im Tower von London geboren worden und würde bald ein Jahr alt sein.
    Die Tafel wurde aufgehoben, und ihre Gedanken kehrten in die Gegenwart zurück. Als ihre Mutter aufstand und sich zurückzog, um die Männer ihrem Wein und ihren Planungen zu überlassen, war dies ein Zeichen für ihre Damen, sich zurückzuziehen. So verließ auch Brianna die Halle.
    Voller Ungeduld, Antworten auf einige der Fragen zu bekommen, die sich ihr aufdrängten, ging sie hinauf in Jorys Gemach. Sie wartete, bis ihre Mutter ihr Smaragdgeschmeide abgenommen und in ihrer Schmuckschatulle sicher verwahrt hatte.
    »Ich nahm immer an, ich wäre wie Guy Thomas auf Warwick geboren worden. Warum kam ich auf Windrush zur Welt?«
    Von der Frage ihrer Tochter überrumpelt, antwortete Jory mit einer Halbwahrheit. »Dein Vater und ich hatten Streit.« Ihre grünen Augen blitzten vor Belustigung. »Um ihn zur Räson zu bringen, zog ich mich auf meinen Besitz Windrush zurück.«
    Die absurde Vorstellung, ihr Vater könne zur Räson gebracht werden, entlockte Brianna ein herzliches Lachen. Andererseits wusste sie, dass ihre Mutter eine richtige Zauberin war, einer der Gründe, weshalb sie ihr nacheifern wollte. Jory griff zu ihrer Bürste. »Noch Fragen?«
    »Ja.« Briannas bewundernder Blick blieb an dem schönen, von Silber durchsetzten Haar ihrer Mutter hängen. »Was ist ein Päderast?«
    Jory machte große Augen. »Komm und setz dich, damit ich dein Haar bürsten kann. Du hast deinen Vater und mich belauscht, als wir mit Roger sprachen.«
    Brianna setzte sich vor den Spiegel des Frisiertisches. »Natürlich habe ich gehorcht.«
    »Päderast nennt man einen Mann, der nicht Frauen, sondern Knaben liebt.«
    »König Edward liebt Knaben? Und was ist mit der Königin?«
    Jory seufzte. »Das ist eine lange, unendlich traurige und hässliche Geschichte, aber du bist wohl schon alt genug, um sie zu erfahren.«
    Brianna blickte in den Spiegel, als ihre Mutter mit langen, beruhigenden Bürstenstrichen über ihr rotgoldenes Haar
     
    »Als Edward Isabelle heiratete und sie aus Frankreich mitbrachte, war sie erst dreizehn. Bis sie alt genug war und die Ehe vollzogen werden konnte, lebten sie auf Windsor in getrennten Haushalten. Ich wurde als eine ihrer Damen ausgewählt. Für die junge und in Edward glühend verliebte Isabelle war er wie ein höheres Wesen, während er von ihr kaum Notiz nahm. Er hatte nur Augen für seinen Günstling Piers Gaveston, der dem Haushalt des Prinzen schon seit dessen Knabenzeit angehörte. Als König Edward von der schändlichen Beziehung der beiden erfuhr, verbannte er Gaveston. Kaum aber war der alte König tot, holte Edward seinen Freund wieder an den Hof.«
    »Als ich noch klein war, sah ich Edward und Gaveston immer zusammen. Kein
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