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Medicus 02 - Der Schamane

Titel: Medicus 02 - Der Schamane
Autoren: Noah Gordon
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auch gegen die Pocken ritzen«, sagte Charlie, und Shaman erwiderte, dass er das mit Vergnügen tue. Als schließlich alle Dorfbewohner und die drei Kinder geimpft waren, half Charlie Shaman und Rachel beim Packen.
    »Ich würde gerne einmal mit meinen Kindern das Grab der Schamanin besuchen«, sagte er, und Shaman entgegnete, er sei herzlich eingeladen.
    Es dauerte eine Weile, bis Ulysses bepackt war. Vom frischgebackenen Vater, dem Mann von Kletterndes Eichhörnchen, erhielten sie ein Geschenk - drei Whiskeykrüge voller Ahornsirup -, das sie mit Freuden annahmen. Die Krüge waren mit ganz ähnlichen Reben zusammengebunden, wie Schlafwandler sie für seine Schlange benutzt hatte. Als Shaman sie oben auf Ulysses’ Last befestigte, sah es aus, als seien er und Rachel unterwegs zu einem großen Fest. Er verabschiedete sich von Schlafwandler und versprach, im nächsten Frühjahr wiederzukommen. Dann gab er Charles Keyser, Schnappende Schildkröte und Kleiner Hund die Hand. »Jetzt bist du cawso wabeskiou«, sagte Kleiner Hund. Cawso wabesciou, der Weiße Schamane. Er freute Shaman, denn er wusste, dass Kleiner Hund dies nicht nur als Spitzname gemeint hatte.
    Viele winkten zum Abschied, und Rachel und Shaman taten es ebenfalls, als sie mit ihren drei Pferden Tama verließen und am Fluss entlang in Richtung Heimat ritten.

Der Frühaufsteher
    Nach ihrer Rückkehr musste Shaman vier Tage lang den Preis zahlen, der von Ärzten verlangt wird, die Urlaub machen. Jeden Vormittag drängten sich in seinem Wartezimmer die Patienten, und jeden Nachmittag und Abend verbrachte er mit Hausbesuchen, so dass er immer erst spätnachts und müde zu Rachel und dem Anwesen der Geigers zurückkam.
    Aber am fünften Tag, einem Samstag, verebbte der Strom der Patienten langsam, und am Sonntagmorgen wachte er neben Rachel mit der beglückenden Erkenntnis auf, dass er Zeit für sich selbst hatte. Wie gewöhnlich war er vor allen anderen aus den Federn, nahm seine Kleider und trug sie nach unten, um sich im Wohnzimmer leise anzuziehen, bevor er das Haus verließ.
    Sein Weg führte ihn zu jener Stelle im Wald, wo Oscar Ericssons Arbeiter bereits den Bauplatz für das neue Haus und den Schuppen vorbereitet hatten. Es war nicht genau die Stelle, an der Rachel einst als Kind gestanden und von einem Haus geträumt hatte. Leider spielen bei den Träumen kleiner Mädchen Probleme der Entwässerung keine Rolle, und Ericsson hatte, nachdem er sich die Stelle angesehen hatte, nur den Kopf geschüttelt. Sie hatten sich schließlich auf einen günstigeren, etwa hundert Meter entfernten Bauplatz geeinigt, der, wie Rachel versicherte, immer noch nahe genug an ihrem Traum war. Shaman hatte den Bauplatz von Jay kaufen wollen, doch der bestand darauf, ihnen den Grund zur Hochzeit zu schenken. Da zwischen Shaman und seinem Schwiegervater inzwischen ein herzliches Verhältnis gegenseitiger Rücksichtnahme bestand, stand einer Lösung des Problems nichts im Wege.
    Bei der Baustelle des Krankenhauses angekommen, sah Shaman, dass der Keller schon fast vollständig ausgehoben war. Die Erdhaufen in der Umgebung formten eine Landschaft aus riesigen Ameisenhügeln. Die Grube sah kleiner aus, als er es für das Krankenhaus erwartet hatte, doch Ericsson hatte ihm erklärt, dass solche Gruben immer kleiner wirken. Das Fundament sollte aus Granitsteinen aus einem Steinbruch hinter Nauvoo gemauert werden. Das Material musste auf einem Flachboot den Mississippi heraufgeschafft und mit Ochsenkarren von Rock Island zur Baustelle transportiert werden, ein gefahrvolles Unternehmen, das Shaman beunruhigte, dem der Baumeister jedoch gelassen entgegensah.
    Shaman ging zum Cole-Haus hinunter, das Alex nun bald verlassen würde. Dann bog er in den Kurzen Weg ein und versuchte sich vorzustellen, wie Patienten, die mit dem Boot ankamen, auf ihm zum Krankenhaus gingen. Große Veränderungen standen bevor. Er dachte an das Schwitzhaus, das nun plötzlich an der falschen Stelle stand, und beschloss, eine sorgfältige Skizze der Anordnung der einzelnen flachen Steine anzufertigen, um das Schwitzhaus anschließend hinter dem neuen Stall wieder aufbauen zu können, damit auch Joshua und Hattie erleben konnten, wie gut es tat, in der herrlichen Hitze zu sitzen, bis man nicht mehr anders konnte, als sich in das erlösende Wasser des Flusses zu stürzen.
    Als er sich Makwas Grab zuwandte, sah er, dass die Holztafel rissig und verwittert war und man die Runen nicht mehr erkennen konnte. Die
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