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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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zügigen Schrittes zu einem der Palazzi, als warteten dort wichtige Geschäfte auf ihn. Vor den Palazzi saßen die Sprösslinge der Adelsfamilien und schlugen mit langen Gerten nach den streunenden Hunden. Sie trugen farbige Beinkleider, lachten laut und schauten verschämten, aber gierigen Blickes den jungen Frauen und Mädchen nach, die vorbeischlenderten und die Jünglinge mit Nichtachtung straften.
    Am Brunnen hatten sich die Mägde zum Wasserholen eingefunden und nutzten die Abwesenheit von ihren Häusern zu einem ausgiebigem Schwätzchen.
    Rosaria winkte ihnen freundlich zu und widmete sich dann den ersten Kunden, die neugierig ihren Stand umlagerten.
    »Bitte, hier eine eingelegte Olive für Euch zum Kosten. Nehmt nur und lasst sie Euch munden«, forderte sie eine Bürgersfrau auf, die mit missmutig zusammengekniffenen Augen das Angebot prüfte.
    Und dann erklärte sie einer jungen Hausfrau, wie aus den Oliven das kostbare Öl bereitet wurde.
    »Nicht nur die Olivensorte macht den Geschmack eines Öls aus, auch der Reifezustand ist von Bedeutung. Oliven reifen im Herbst und im Winter. Den Reifegrad erkennt man an der Farbe der Früchte. Junge Oliven sind grün und ergeben ein fruchtiges, kräftiges, leicht grünliches Öl. Typisch ist der pfefferartige Nachgeschmack.«
    Die junge Hausfrau nickte und hörte neugierig zu, während Rosaria weitersprach. »Die spät gepflückten Oliven ergeben sehr milde Öle, und die Ausbeute ist reichlicher. Doch kostbarer sind die jungen Öle.«
    Die Frau mit dem missmutigen Gesicht, die skeptisch Rosarias Ausführungen gelauscht hatte, konnte nun nicht länger an sich halten: »Passt gut auf«, wandte sie sich an die junge Hausfrau, »denn die meisten Olivenhändler sind Betrüger. Sie geben Blätter zu den spät geernteten Oliven, um daraus ein grünliches Öl zu pressen, welches dem kostbaren aus jungen Früchten im Aussehen und Geruch gleicht.«
    Die junge Frau schaute fragend zu Rosaria. Die aber lächelte der missmutigen Frau freundlich zu, goss einige Tropfen grünlichen Öls auf ein Stück Brot und reichte es ihr. »Probiert selbst, Signora, ob mein Öl nach Blättern schmeckt.«
    Mit einem Seufzer, als würde sie zu Schrecklichem genötigt, griff die Frau nach dem Brot und biss zaghaft ab. Dann aber ließ sie den Bissen geradezu im Munde zergehen, ehe sie der jungen Frau riet: »Kauft nur, meine Liebe, dieses Öl ist wirklich eines der besten in der Toskana. Euer Mann wird seine Freude an den damit zubereiteten Mahlzeiten haben.«
    Rosaria nickte der jungen Frau zu und meinte: »Die besten Öle werden im Allgemeinen aus Oliven hergestellt, von denen ein bis zwei Drittel purpurfarben bis schwarz sind. Es ist die Mischung, auf die es ankommt. Wie überall im Leben.«
    »Und wie kommt das Öl aus den Früchten in die Krüge?«, fragte nun die junge Frau, die noch sehr jung und obendrein vielleicht ein bisschen einfältig war.
    »Nach der Ernte werden die Oliven mitsamt den Kernen mit der Pietra, einem Steinrad, zu einer Paste zermahlen. Die Paste wird ausgepresst und eine Mischung von Wasser, Öl und Schwebstoffen wird freigesetzt.«
    An dieser Stelle mischte sich erneut die übellaunige Bürgersfrau ein: »Wenn das eigentliche Öl allerdings zu lange mit dem Wasser und dem anderen Abfall in Verbindung bleibt, verdirbt das Öl. Deshalb müsst Ihr immer daran riechen, bevor Ihr es kauft.«
    »Das stimmt«, gab Rosaria der Bürgersfrau Recht. »Doch alle Olivenbauern, die ich kenne, trennen das Öl noch am Tag der Ernte.«
    »Nana«, zog die Missmutige Rosarias Beteuerungen in Zweifel, doch die junge Olivenhändlerin ließ sich nicht aus der Ruhe bringen.
    »Signora«, rief sie lächelnd aus. »Wer würde es wagen, einer erfahrenen Olivenölkäuferin wie Euch schlechte Ware anzubieten? Ihr würdet es doch sofort merken, und ich wette, Ihr würdet nicht zögern, jeden Händler, der an Euch einen Betrug versuchen wollte, den Marktwächtern anzuzeigen, die ihn vor aller Augen auspeitschen lassen müssten.«
    »Und ob ich das tun würde. Da könnt Ihr gewiss sein!«, bestätigte die Übellaunige selbstbewusst.
    Wieder goss Rosaria einen Schluck ihres kostbaren Öles in ein flaches Schälchen und reichte es der Bürgersfrau. Auch für die junge Hausfrau bereitete sie eine Kostprobe vor. Dann sagte sie: »Es ist nicht schwer, gutes von schlechtem Öl zu unterscheiden. Bitte, Ihr lieben Frauen, macht die Probe. Zuerst müsst Ihr daran riechen. Gutes Olivenöl hat ein reines
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