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Medaillon des Schicksals (German Edition)

Medaillon des Schicksals (German Edition)

Titel: Medaillon des Schicksals (German Edition)
Autoren: Laura Thorne
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zerschellte am Kopf des Wortführers, der ganz langsam an der Wand nach unten glitt und dabei die Augen verdrehte.
    Doch die Lustigen ließen sich nicht lange bitten und warfen ihrerseits mit Kannen. Im Handumdrehen war die schönste Wirtshausschlägerei im Gange. Ein jeder drosch mit Fäusten auf den anderen ein. Holz splitterte, Geschirr zerbrach, Blut floss.
    Rosaria hatte sich eng an eine Wand gedrückt und sah hilflos zu, wie die Männer sich prügelten.
    »Hört auf!«, rief sie, doch niemand hörte ihr zu. »Hört auf, ich singe doch, was Ihr Euch wünscht. Bitte, hört doch endlich auf mit der Prügelei.« Doch der Lärm dieser zünftigen Keilerei erstickte jedes ihrer Worte.
    Nun wurde auch im Obergeschoss, in dem sich die Herbergszimmer befanden, Unruhe laut. Türen knallten, Stiefel klapperten die schmale Holzstiege nach unten. Rufe wurden laut.
    »Was ist denn hier los?«
    »Ruhe, zum Donnenvetter, ich will schlafen.«
    Rosaria drängte sich noch dichter an die Wand, um den prügelnden Fäusten und dem umherfliegenden Geschirr zu entgehen, und achtete nicht auf diejenigen, die von oben nach unten gerannt kamen, um zu sehen, was los war.
    Jetzt drängelte sich der Wirt durch die Menge. Er kam mit vor Ärger gerötetem Gesicht auf Rosaria zu und herrschte sie mit Donnerstimme an: »Seht, was Ihr angerichtet habt! Eure Lieder haben die Gemüter aufgebracht! Meine gesamte Habe geht zu Bruch. Ihr seid schuld daran!«
    Vor Zorn wie von Sinnen, griff er nach Rosarias Haar und zog daran, dass die Olivenhändlerin vor Schmerz aufschrie.
    »Ich kann nichts dafür«, erwiderte sie und bemühte sich um eine klare, feste Stimme, die den zornigen Wirt beruhigen sollte.
    Doch der ließ sich nicht beruhigen.
    »Ihr habt meine Existenz zerstört. Ihr seid schuld«, schrie er immer wieder und riss sie an den Haaren.
    Rosaria war unfähig, sich zu rühren oder gar zur Wehr zu setzen. Sie umschloss mit beiden Händen die Handgelenke des Wirtes, während der Schmerz in ihrem Kopf hämmerte. Aber der Wirt zog noch kräftiger, sodass Rosaria vor Schmerz die Augen schloss.
    Plötzlich hörte sie eine Art Kampfruf, wie ihn die Ritter während der Turniere beim Anblick des Gegners ausstießen. Beinahe im selben Moment ließen die groben Hände ihr Haar los, und der Wirt knallte vor ihr auf den Boden und schrie auf.
    Sie öffnete die Augen – und erbleichte.
    Vor ihr stand Giacomo di Algari, hatte den Wirt im Schwitzkasten und lächelte sie an.
    Im selben Moment sah Rosaria auf der anderen Seite der Wirtschaft, wie ein Mann das Messer zog, in ihre Richtung zielte und ausholte. Giacomo erkannte die Gefahr an Rosarias Gesichtsausdruck. Blitzschnell ließ er den Wirt los, drehte sich um, sprang vor Rosaria und hob, die Olivenhändlerin mit dem eigenen Körper schützend, den Arm dem fliegenden Messer entgegen, das in seinen Oberarm drang wie in ein Stück Holz und darin stecken blieb.
    Rosaria schrie auf. Blut drang aus der Wunde, breitete sich sekundenschnell aus und durchtränkte den weißen Leinenstoff des Hemdes.
    Mit schmerzverzerrtem Gesicht zog Giacomo das Messer aus seinem Fleisch.
    Rosaria riss, ungeachtet ihrer noch immer schmerzenden Daumen, von ihrem Rocksaum einen breiten Streifen Stoff ab und verband Giacomos Arm mit aller Kraft, um die Blutung zum Stillstand zu bringen. Dann nahm sie ihn beim gesunden Arm und führte ihn an den Schlägern vorbei durch einen Seiteneingang nach draußen in den Hof der Gastwirtschaft.
    Im hellen Mondlicht standen sie beisammen und sahen sich an. Ihre Blicke trafen sich und hielten einander fest. Giacomo und Rosaria schauten einander auf den tiefsten Grund ihrer Seelen, auf dem geschrieben stand: »Ich liebe dich.«
    Langsam und mit unendlicher Zärtlichkeit streichelte Giacomo Rosarias Gesicht, und Rosaria schmiegte ihre Wange in die warme, weiche Hand und fühlte sich geborgen und beschützt.
    Sie sah ihn an, sah seinen Mund, der sich ihren Lippen näherte, und genoss den sanften Kuss, der sie miteinander verband, sie eins sein ließ.
    Doch gleich darauf stieß Rosaria Giacomo zart von sich. Sie sah ihn mit einer unendlichen Traurigkeit an, ehe sie sagte: »Das dürfen wir nicht, Giacomo. Wir dürfen uns nicht so lieben, wie wir es tun. Wir sind Geschwister, Kinder ein und derselben Mutter.«
    Und noch ehe Giacomo sie aufhalten konnte, lief sie davon, lief zurück in die Gaststube und hörte auch nicht mehr, dass Giacomo ihr nachrief: »Nein, Rosaria, bleib hier. Es ist alles anders, als
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