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Meconomy

Titel: Meconomy
Autoren: Markus Albers
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Dieses Gefühl ist es, was diese Generation in allen Milieus verbindet.“  
    Timm Klotzek, Chefredakteur der Zeitschrift Neon , die als Sprachrohr, Kummerkastentante und Ratgeber der unter 30-Jährigen gilt, meint, es gebe für seine Leser ein zentrales Anliegen: „Die große Frage ist: Was wird aus mir?“ Die Krisenkinder machen das Beste aus einer von enormer Unübersichtlichkeit geprägten Situation, und sie machen das schon sehr gut. Sie sind weltweit mobil. Im Think Tank 30, der jungen Ideenschmiede des Club of Rome, trifft sich die gut ausgebildete Elite dieser Generation und spricht über die Probleme der Welt. Einer ist gerade aus den USA gelandet, zwei aus London, einer aus Mali. Einer hat neulich eine Weltreise gemacht und in 25 Ländern Videokonferenzen mit Schulen organisiert. „Es mögen nur fünf oder zehn Prozent dieser Generation sein, die ein wirklich globales Leben führen, aber das strahlt auf den Rest der Generation aus und wird zum Modell“, so Jugendforscher Klaus Hurrelmann. „Flexibilität, Mobilität, Globalität, das ist ihre Dreieinigkeit“, schreibt der Spiegel.  
    Dazu kommt eine zunehmende Suche nach Sinn im Geldverdienen, der Wille, auszutreten aus den trüben Arbeitsroutinen und Sachzwängen, die den Alltag ihrer Eltern noch so oft geprägt haben. Klar: Jede junge Generation will aufregender leben als die vorhergehende. Aber die aktuelle hat – gesellschaftlich und technologisch – erstmals so viele Mittel, dies auch wirklich umzusetzen, wie vielleicht keine zuvor. Und zurück in die alten Sicherheiten geht es ja eh nicht mehr.  
    Darum wollen sie mitreden, wenn es darum geht, ihre Jobs zu definieren. Laut einer Studie des Internationalen Instituts für Empirische Sozialökonomie von 2004 möchten 71 Prozent Prozesse mitgestalten. Zwei von drei Arbeitnehmern wollen ihre Fähigkeiten laufend weiterentwickeln und in ihrer beruflichen Laufbahn gefördert werden. Laut Arbeitsmarktklima-Index von 2009 steigt die Zufriedenheit am Arbeitsplatz mit jenen Aufgaben, die Mitarbeiter erfüllen dürfen.  
    Doch genau dieses Bedürfnis der Mitarbeiter, sich einzubringen, kreativ zu sein, Vorschläge nicht jedes Mal von Hierarchien und Gremien zerreden zu lassen, erfüllen viele Unternehmen heute noch nicht: Der DGB-Index „Gute Arbeit“ befragte 8000 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer aller Regionen, Einkommensgruppen, Branchen, Betriebsgrößen, Beschäftigungsverhältnisse gemäß ihrem Anteil an den abhängig Beschäftigten. Die meisten stuften sowohl Qualifizierungs- und Entwicklungsmöglichkeiten in ihrem Job als auch das Potenzial für Kreativität sowie die Einfluss- und Gestaltungsmöglichkeiten als nur „mittelmäßig“ ein.  

Was der Arbeitsforscher sagt
    Werner Eichhorst ist der stellvertretende Direktor Arbeitsmarktpolitik am Bonner Institut für die Zukunft der Arbeit (IZA). Er wird oft von der Bundesregierung nach Berlin eingeladen, wenn die Politiker mal wieder wissen wollen, wie es weitergeht. Auch im Fernsehen ist er oft zu sehen. Ein klassischer Politexperte also. Auch solche Menschen haben heute ein Facebook-Profil, auf dem man erfährt, dass der 40-Jährige Erik Satie, Bill Murray und Gerhard Richter mag, Montaigne liest und den Film „Amelie“ gut findet. Eichhorst ist also ein ziemlich moderner Wissenschaftler, und darum wollte ich hören, was er zum Thema Meconomy denkt:

    Herr Eichhorst, die Wirtschaftskrise flaut ab, doch der Schrecken sitzt tief, viele alte Gewissheiten und Institutionen sind erschüttert. Müssen wir uns und unsere Jobs nun neu erfinden?  
    Werner Eichhorst: Zumindest Berufseinsteiger, die sich derzeit überall Einstellungsstopps und prekären Arbeitsverhältnissen gegenübersehen, müssen jetzt besonders kreativ sein. Gegenwärtig kommt eine ganze Welle von hochqualifizierten und hochmotivierten Leuten in den Arbeitsmarkt, die nicht ohne Weiteres eine Stelle finden werden, die ihren Ansprüchen genügt. Sie werden die eine oder andere Warteschleife durchlaufen müssen und in dieser Zeit sicher auf die Idee kommen, mal etwas Neues auszuprobieren. Wären feste Jobs mit guter Bezahlung bis zur Rente beliebig verfügbar, würden sie auch von den Jüngeren sicher gern angenommen. Nun ist die Situation aber aufgrund struktureller Veränderungen und der aktuellen Krise in der Wirtschaft nicht so. Jeder ist also gehalten, sich mit eigener Anstrengung und eigener Kreativität über Wasser zu halten – das ist die ganz zentrale
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