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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Autoren: Marita Grimke
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in diesem Fall egal. Sie wickelte sich in das Tuch und fühlte sich gleich etwas geschützter.
    Der Empfang fand in der Sommerresidenz des Senatspräsidenten statt. Die Veranstalter hatten Glück. Es war gutes Wetter, die Sonne schien. Mayra vermutete, dass der Senatspräsident aus Forschungs- oder sonstigen Zwecken etwaige Wolken über seinem Fest durch Wetteringenieure auch zum Verschwinden gebracht hätte. Draußen waren bunte Markisen aufgestellt. Darunter häuften sich warme und kalte Speisen. Kleine Roboter, kaum mehr als Tische auf Rollen, fuhren mit Getränken und Häppchen zwischen den Gästen her. Die waren eine bunt gekleidete Ansammlung von etwa 500 Menschen, Männer und Frauen, meist mittleren Alters.
    Es gab kein Entkommen mehr. Hinter ihrer Mutter stieg Mayra aus dem Gleiter. Cassiopeia trug eine glänzende Garderobe in Gelbtönen, die ineinander überliefen. Das Blau von Mayras Kleid war dazu komplementär und ein schlichter Abglanz.
    Der Weg der Senatorin führte direkt mitten ins Gedränge. Als Erstes suchte sie die wichtigste der anwesenden Personen. Das war der Senatspräsident, ein älterer Herr mit mehr Körperumfang als gut für ihn war. Sie begrüßten sich mit dem unter Politikern üblichen kurzen Nasereiben. Cassiopeia drehte sich um: „Meine Tochter kennen Sie ja schon!“
    Damit hatte Mayra nicht gerechnet und sie wurde sofort knallrot. Dass ihr das aber auch immer in so peinlichen Situationen passieren musste. Das machte alles nur noch peinlicher!
    Der Senatspräsident lächelte sie an: „Nüssa, nicht?“
    „M-, M-, Mayra“, stotterte Mayra. „Mayra, Eure Exzell…, Hochwohlgeb…“ Sie hatte schon wieder den Titel vergessen!
    „Eure Magnifizenz!“, half ihr Cassiopeia mit einem etwas starren Lächeln. „Die Kinder von heute. Die Schule!“, sagte sie entschuldigend zum Präsidenten. Der winkte freundlich ab und widmete sich dem nächsten, der ihn begrüßen wollte.
    „Dass du dir auch die einfachsten Sachen nicht merken kannst!“, rügte Cassiopeia Mayra leise, bevor sie mit schnellen Schritten auf eine grauhaarige, spindeldürre Frau in einem reinweißen Kleid mit blinkenden Sternen zuging. „Lady Francesca, wie schön Sie wieder zu sehen!“
    Mayra war sich einen Augenblick nicht sicher, ob die Lady nicht einen Ausweg suchte. Aber da es keine andere Möglichkeit gab, kam sie ihnen entgegen. „Senatorin Cassiopeia!“ Die beiden rieben sich freundlich die Nasen.
    „Darf ich Ihnen meine Tochter Mayra vorstellen?“, fragte Cassiopeia mit mehr routiniertem als wirklich freundlichem Lächeln.
    „Hallo Mayra!“, kam es von Lady Francesca. Die beiden begrüßten sich, wobei ihre Nasen – da sie sich kaum kannten – sich nicht wirklich berührten.
    „Ich führe Mayra schon mal in die bessere Gesellschaft ein“, fuhr Cassiopeia fort, diesmal mit echtem Stolz in der Stimme. „Die Diplomatie hat sie ja sozusagen in den Genen. Erst ihr Großvater. Nun ich.“
    „Admiralin in außerföderalen Beziehungen!“ Lady Francesca war pure, zuckrige Freundlichkeit. Sie nickte Mayra zu. „Man kann nie früh genug anfangen. Da hat deine Mama völlig Recht!“
    Mehr als ein „Ähm“ brachte Mayra nicht heraus. „Diplomatin, alles nur das nicht“, dachte sie bei sich. Lady Francescas jeden Tag? Das hielt sie nicht aus. Unter dem Vorwand einen Bekannten vom letzten Empfang gesehen zu haben, verabschiedete sie sich von ihrer Mutter und ihrer lieben Gesprächspartnerin und ging bewusst in Richtung andere Ecke der Freifläche vor der in hellen, freundlichen Beigetönen gehaltenen Residenz.
    Außer Sichtweite ihrer Mutter konnte Mayra freier durchatmen. Langsam fing sie an, ihre Umgebung anders wahrzunehmen als durch einen weißen Schleier. Sie merkte, sie hatte Hunger! Also steuerte sie auf eines der Buffets zu. Allen Leuten, die ihr auf dem Weg dorthin begegneten, lächelte sie freundlich verkrampft zu. Sie wünschte sich, dass wenigstens Fredi bei ihr wäre. Wobei der in einer so elitären Ansammlung wahrscheinlich für eine Aufmerksamkeit gesorgt hätte, die ihnen beiden nicht recht gewesen wäre. Trotzdem hätte Mayra gerne einen Freund bei sich gehabt. Dann hätte sie sich mitten unter all den Menschen nicht so allein gefühlt.
    Vor dem aufgetürmten Essen blieb Mayra stehen und schaute, was es alles gab. Bei jeder Speise standen Schilder, die die Inhaltsstoffe aufführten, sodass Allergiker vorgewarnt waren. Gleichzeitig warben die Gerichte für sich über eingespielte Stimmen,
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