Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
Vom Netzwerk:
wir
    glauben…«
    »Ja?«, fragte Maurice.
    »Ähem«, sagte Pfirsiche, und Maurice stöhnte leise. »Gefährliche
    Bohnen meint Folgendes«, fuhr die Rattenfrau fort. »Das Stehlen von
    Korn und Käse, das Nagen von Löchern in Mauern und so weiter. Das
    alles ist…« – sie blickte auf und sah in Maurices gelbe Augen –
    »…moralisch nicht richtig.«
    »Aber Ratten machen so was!«, erwiderte Maurice.
    »Wir sind der Ansicht, dass wir uns nicht auf diese Weise verhalten
    sollten«, sagte Gefährliche Bohnen. »Wir sollten einen eigenen Weg in
    der Welt beschreiten!«
    »Meine Güte«, sagte Maurice und schüttelte den Kopf. »Auf zur Insel!
    Königreich der Ratten! Ich mache mich keineswegs über euren Traum
    lustig«, fügte er hastig hinzu. »Jeder braucht einen kleinen Traum.« Und
    das glaubte Maurice tatsächlich. Wenn man wusste, was die Leute wol ten,
    was sie wirklich wollten, so konnte man sie beeinflussen und fast
    kontrollieren.
    Manchmal fragte er sich, was der dumm aussehende Junge wol te.
    Soweit Maurice das feststellen konnte, bestand sein einziger Wunsch
    dann, die Flöte zu spielen und in Ruhe gelassen zu werden. Aber
    manchmal – wie mit dem Hinweis auf die Kokosnüsse – gab der Junge
    mit einer Bemerkung zu erkennen, dass er die ganze Zeit über zugehört
    hatte. Solche Personen ließen sich nur schwer steuern.
    Aber Katzen verstanden es gut, Menschen zu beeinflussen. Ein Miauen
    hier, ein Schnurren dort, ein wenig Druck mit einer Pfote… Und
    Maurice hatte nie darüber nachdenken müssen. Katzen brauchten nicht zu denken. Sie mussten nur wissen, was sie wol ten. Das Denken erledigten
    die Menschen. Dazu waren sie da.

    Maurice erinnerte sich an die gute alte Zeit, bevor sein Gehirn zu
    brodeln begonnen hatte. Man setzte sich vor die Küchentür der
    Universität und sah ganz lieb aus, und dann versuchten die Köche
    herauszufinden, was man wollte. Es war wirklich erstaunlich! Sie stellten
    Fragen wie »Möchtest du viel eicht ein bisschen Milch, Schnutziputzi?
    Oder einen Keks? Oder diese leckeren Abfäl e hier?« Maurice hatte nur
    warten müssen, bis vertraute Geräusche erklangen, zum Beispiel
    »Truthahnschenkel« oder »gehacktes Lammfleisch«.
    Aber er war sicher, dass er nie etwas Magisches gefressen hatte. Es gab
    doch kein verzaubertes Hühnerklein, oder?
    Die Ratten hatten das magische Zeug gefressen. Der Haufen, den sie
    »Zuhause« und auch »Nahrung« nannten, lag hinter der Universität, und
    immerhin war es eine Universität für Zauberer. Der damalige Maurice
    hatte kaum auf Menschen geachtet, die keinen Tel er in der Hand hielten,
    aber er wusste, dass die großen Männer mit den spitzen Hüten seltsame
    Dinge anstellten.
    Und inzwischen wusste er auch, was mit den Dingen geschah, die die
    Zauberer benutzten – sie wurden über die Mauer geworfen, wenn sie
    ihren Zweck erfül t hatten. Zerfledderte Zauberbücher, die Stummel
    tropfender Kerzen, die Reste des grünen blubbernden Breis in den
    Kesseln – das alles endete auf dem Müllhaufen, zusammen mit
    Blechdosen, alten Schachteln und Küchenabfäl en. Die Zauberer hatten
    Schilder mit der Aufschrift »Gefährlich« und »Giftig« aufgestellt, aber
    damals konnten die Ratten noch nicht lesen, und sie mochten die Stummel tropfender Kerzen.
    Maurice hatte nie etwas von dem Haufen gefressen. Er stellte sich
    immer wieder die gleiche Frage, aber er war ganz sicher. Seiner Ansicht nach lautete ein gutes Motto im Leben: Iss nichts, das glüht.
    Trotzdem war er etwa zur gleichen Zeit intelligent geworden wie die
    Ratten – ein Rätsel.
    Seit damals hatte er getan, was Katzen immer taten: Er steuerte Leute.
    Jetzt gehörten natürlich auch einige der Ratten zu den Leuten. Leute
    waren Leute, auch wenn sie vier Beine hatten und sich Namen wie
    Gefährliche Bohnen gaben. Solche Namen gab man sich, wenn man
    lesen lernte und noch nicht ganz verstand, was die Worte bedeuteten,

    wenn man die Etiketten rostiger Blechdosen las und am Klang
    bestimmter Worte Gefal en fand. Das Problem mit dem Denken war,
    dass man nicht mehr damit aufhören konnte, wenn man einmal
    angefangen hatte. Soweit es Maurice betraf, dachten die Ratten eindeutig
    zu viel. Gefährliche Bohnen war schon schlimm genug, aber er dachte so
    sehr darüber nach, wie Ratten irgendwo ihre eigene Zivilisation schaffen
    konnten, dass Maurice mit ihm fertig wurde. Am schlimmsten war
    Pfirsiche. Normalerweise bestand sein Trick darin, seine
    Gesprächspartner mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher