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Maurice, der Kater

Maurice, der Kater

Titel: Maurice, der Kater
Autoren: Terry Pratchett
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sehr
    rückständig. Es gibt nicht viele Bäder, und deshalb sind die Bewohner so
    stolz und wol en ganz deutlich darauf hinweisen, dass sie ein Bad haben.
    Vermutlich muss man Eintrittskarten kaufen, um es zu sehen.«
    » Stimmt das, Maurice?«, fragte Gefährliche Bohnen. Er stellte die Frage ganz höflich, aber es bestand kein Zweifel daran, dass sie in Wirklichkeit
    lautete: »Ich glaube nicht, dass das stimmt, Maurice.«
    Ah, ja… Gefährliche Bohnen. Ein schwieriger Bursche. Und das hätte
    er eigentlich nicht sein sollen. Damals, vor der Veränderung, wäre
    Maurice nicht einmal bereit gewesen, eine so kleine, blasse und krank
    aussehende Ratte zu fressen. Er blickte auf die Albinoratte mit dem
    schneeweißen Fel und den rosaroten Augen hinab. Gefährliche Bohnen
    erwiderte den Blick nicht, weil er zu kurzsichtig war. Fast blind zu sein
    war kaum ein Nachteil für Geschöpfe, die den größten Teil ihrer Zeit in
    der Dunkelheit verbrachten und über einen Geruchssinn verfügten, der,
    soweit Maurice wusste, fast so gut war wie Sehen, Hören und Sprechen
    zusammen. Wenn er sprach, wandte sich Gefährliche Bohnen ihm
    immer zu, als könnte er ihn ganz genau sehen. Es war geradezu
    unheimlich. Maurice hatte eine blinde Katze gekannt, die immer wieder
    gegen Türen stieß, aber Gefährliche Bohnen passierte so etwas nie.
    Gefährliche Bohnen war nicht das Oberhaupt der Ratten. Diese Rol e
    kam Gekochter Schinken zu, der groß, grimmig und ein wenig schäbig
    war. Ihm gefiel das neumodische Gehirn nicht, und noch weniger gefiel es ihm, mit einer Katze zu reden. Er war schon recht alt gewesen, als es zu
    der Veränderung kam, und er glaubte, zu alt zu sein, um sich ihr
    anzupassen. Das Reden mit Maurice überließ er Gefährliche Bohnen, der
    unmittelbar nach der Veränderung geboren worden war. Und diese
    kleine Ratte war clever, verdammt clever, zu clever. Maurice musste auf
    al e seine Tricks zurückgreifen, wenn er es mit Gefährliche Bohnen zu
    tun bekam.
    »Es ist erstaunlich, wie viel ich weiß«, sagte Maurice und blinzelte
    langsam. »Wie dem auch sei: Scheint ein netter Ort zu sein. Sieht recht
    wohlhabend aus. Also, wir gehen folgendermaßen vor…«

    »Ähem…«
    Maurice hasste dieses Geräusch. Wenn es ein schlimmeres Geräusch gab
    als Gefährliche Bohnen, der eine seiner lästigen Fragen stellte, so war es
    die sich räuspernde Pfirsiche. Es bedeutete, dass sie mit ruhiger Stimme
    etwas sagen würde, das ihn ärgerte.
    »Ja?«, fragte er scharf.
    »Musst du wirklich damit weitermachen?«, fragte Pfirsiche.
    »Nein, natürlich nicht «, erwiderte Maurice. »Ich musste überhaupt nicht hier sein. Ich bin eine Katze. Eine Katze mit meinen Talenten? Ha! Ich könnte einen gemütlichen Job bei irgendeinem Zauberkünstler haben.
    Oder bei einem Bauchredner. Es gibt zahllose Dinge, mit denen ich mich beschäftigen könnte, denn die Leute mögen Katzen. Aber weil ich
    unglaublich dumm und außerdem gutherzig bin, habe ich beschlossen, einigen Nagetieren zu helfen, die, lasst uns offen sein, bei den Menschen
    nicht sehr behebt sind. Einige von euch…« – bei diesen Worten blickte
    Maurice kurz zu Gefährliche Bohnen – »… haben die Idee, irgendeine
    Insel aufzusuchen und dort eine Art Rattenzivilisation zu gründen. Das
    ist ein sehr bewundernswertes Vorhaben, zweifel os, aber um eure Pläne zu verwirklichen, braucht ihr… Na, was braucht ihr dafür? Ich hab’s euch
    gesagt.«
    »Geld, Maurice«, sagte Gefährliche Bohnen. »Aber…«
    »Geld. Das stimmt, denn mit Geld kann man sich was kaufen?« Ein
    fragender Blick strich über die Ratten hinweg. »Beginnt mit einem ›B‹«,
    fügte er hinzu.
    »Boote, Maurice, aber…«
    »Und dann braucht ihr noch Werkzeug und natürlich Proviant…«
    »Es gibt Kokosnüsse«, sagte der dumm aussehende Junge, der seine
    Flöte putzte.
    »Oh, hat jemand gesprochen?«, fragte Maurice. »Was weißt du denn
    davon, Junge?«
    »Es gibt Kokosnüsse«, wiederholte der Junge. »Auf einsamen Inseln.
    Das hat mir ein Mann erzählt, der sie verkaufte.«
    »Wie?«, fragte Maurice. Über Kokosnüsse wusste er nicht genau
    Bescheid.

    »Keine Ahnung. Es gibt sie einfach.«
    »Ach, ich nehme an, sie wachsen an Bäumen, wie?«, erwiderte Maurice
    sarkastisch. »Meine Güte, ich weiß beim besten Willen nicht, was ihr
    ohne… jemand bestimmten anfangen würdet? Nun? Beginnt mit einem
    ›M‹?«
    »Ja, Maurice«, sagte Gefährliche Bohnen. »Aber, weißt du,
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