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Maulende Rebellen, beleidigte Zicken

Titel: Maulende Rebellen, beleidigte Zicken
Autoren: Annegret Noble-Fischer
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immer die Hilfe einer anderen Person in Anspruch nehmen, um Probleme zu lösen. Für Jugendliche sind diese anderen Personen normalerweise die Freunde. Freunde sind aber nicht unbedingt die weisesten Ratgeber, wenn es um wichtige Entscheidungen geht. Wenn ein Kind keine innere Stimme entwickelt hat, die ihm beim Durchdenken von Problemen hilft und auf die Notbremse tritt, wenn das Kind dabei ist, eine schlechte Entscheidung zu treffen, dann ist es immer auf Stimmen von außen angewiesen. Weise Eltern stellen Fragen und überlassen ihrem Teenager das Nachdenken und Antworten. Fragen Sie nach Konsequenzen: »Was denkst du, wird passieren, wenn du das tust?« Weisen Sie Ihr Kind darauf hin, dass es wichtige Aspekte des Problems vergessen hat: »Hast du darüber nachgedacht, dass …?« oder: »Es könnte passieren, dass … Was würdest du dann tun?« Fragen Sie danach, wie Jugendliche reagieren, wenn ihre Entscheidungen Konsequenzen haben: »Wie wirst du mit den Konsequenzen umgehen, falls nicht alles
so klappt, wie du es dir vorgestellt hast?« Ermutigen Sie Ihren Teenager, Alternativen zu formulieren: »Was ist dein Plan B?« oder: »Manchmal hilft es, Alternativen in Betracht zu ziehen. Was wäre eine andere Lösung?« Weise Eltern bieten ihren Rat erst an, nachdem ihr Kind nachgedacht hat und sie tatsächlich um Hilfe bittet. Und selbst dann formulieren sie ihre Ratschläge als Vorschläge und nicht als Antworten. »Wenn ich an deiner Stelle wäre …«, »Ich könnte mir vorstellen, dass …«, »Vielleicht …« oder: »Unter Umständen …« Letztendlich sollten Eltern aber die Entscheidung ihres Kindes akzeptieren, solange diese niemanden in Gefahr bringt, auch wenn sie sich ziemlich sicher sind, dass die Lösung nicht optimal ist. Erinnern Sie sich: Menschen lernen am nachhaltigsten aus den eigenen Fehlern, nicht von den Erfolgen. Also auch wenn Sie Ihrem Kind helfen, das Problem erfolgreich zu lösen, bedeutet das nicht, dass Ihr Kind wirklich etwas gelernt hat. Es kann sein, dass es beim nächsten Mal in einer ähnlichen Situation trotzdem den gleichen Fehler machen muss, um die Lektion wirklich zu lernen. Erlauben Sie Ihrem Kind diese Fehler.

Fehler und Herausforderungen
    Wie sollten Eltern reagieren,wenn ihr Kind einen Fehler macht oder eine ihrerAnsicht nach dumme Entscheidung trifft? DieAntwort klingt zunächst einfach: Mit Gelassenheit und ohne viele Gefühle zu zeigen. Das Schlimmste, was Eltern tun können, ist, wütend zu werden und dieser Wut entsprechenden Ausdruck zu verleihen. Wenn Eltern wütend werden, geben sie ihren Kindern eine wunderbare Entschuldigung, sich nicht mit dem eigentlichen Fehler und den entsprechenden Konsequenzen zu beschäftigen, sondern mit der Wut der Eltern.
    Manchmal treffen Jugendliche Entscheidungen, von denen sie wissen, dass sie eigentlich dumm sind, mit dem einzigen Ziel, ihre Eltern auf die Palme zu treiben. Wenn die Eltern dann wütend reagieren, geben sie den Jugendlichen genau das, was diese wollten. In gewissem Sinne »gewinnen« die Jugendlichen damit. Sie beweisen, dass ihr Verhalten Macht über die Gefühle der Eltern hat und sie somit Macht über ihre Eltern haben. Eltern können diesen Machtspielchen vorbeugen, indem sie mit Gelassenheit auf die Fehler ihrer Kinder reagieren. Letztendlich gibt es auch wenig Grund, wütend zu werden. Ihr Kind macht einen Fehler und bezahlt dafür einen Preis, denn Sie wissen mittlerweile, dass - egal was
der Preis ist -, Sie ihn nicht bezahlen werden. Warum sollten Sie also deshalb wütend werden? Eigentlich wäre doch eher Mitleid angebracht. Wenn ein Kollege Ihnen erzählt, dass er einen dummen Fehler gemacht hat, der schwerwiegende Konsequenzen hatte, würden Sie dann nicht sagen: »Mensch, das tut mir leid. Ich hoffe, du biegst das irgendwie wieder hin«? Genauso sollten Sie auch reagieren, wenn Ihr Kind eine unglückliche Entscheidung trifft.
    Warum fällt es Eltern so schwer, gelassen zu bleiben, wenn ihr Kind einen Fehler macht? Wenn Eltern wissen, dass ihr Kind sie mit seiner Entscheidung zu einem Machtspielchen herausfordern wollte, dann ist es vielleicht im ersten Moment verständlich, dass sie wütend werden. Sie reagieren auf die Herausforderung und nicht wirklich auf den Fehler des Kindes. Jugendliche stellen ihre Eltern ständig auf die Probe. Sie wollen immer wieder die Kräfte messen, um zu sehen, ob die Eltern tatsächlich mehr Macht haben. Sie wollen sicherstellen, dass die Eltern die etablierten Grenzen
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