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Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen

Titel: Mauern aus Holz, Maenner aus Eisen
Autoren: Alexander Kent
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Linienschiffe, Fregatten, Korvetten und zahlreiche kleinere Einheiten nach England geschafft; die Sorge Albions, die Blockade Frankreichs wegen des Mangels an Schiffen nicht mehr aufrechterhalten zu können, wurde damit zerstreut. Die britischen Geschwader kehrten auf ihre Stationen zurück, einige wurden aufgelöst oder warteten auf neue Befehle. Nach dem spektakulären Sieg von Trafalgar brauchte das verwöhnte englische Volk einige Zeit, bis es begriff, was in der zweiten Schlacht von Kopenhagen geleistet worden war. Erst langsam wurde allen klar, daß Englands hölzerne Mauern, die von den Kanalhäfen bis in die Biskaya und von Gibraltar bis zur italienischen Küste reichten, Napoleon auf dem Festland gefangen hielten. Das neue Jahr brach an, und mit ihm kamen einige der Sieger nach Hause.
    Für einen späten Januartag war das Wetter in Cornwall erstaunlich mild und friedlich. Man sagte, das sei ein gutes Vorzeichen, denn dieser Teil des Landes war mit schönen Tagen nicht gerade gesegnet. Das kleine Dorf Zennor lag an der Nordküste der Halbinsel und war mit Falmouth an der lieblicheren Südküste nicht zu vergleichen. An der wilden Nordküste fielen die Felsen steil ab, umtost von einer nie einschlafenden Brandung. Manches Schiff war schon an dieser düsteren Küste gestrandet. Zennor lebte vom Ackerbau. An die Narren, die dennoch hier Fischfang betrieben, erinnerten viele Grabsteine in der Kirche.
    Trotz des kühlen, feuchten Wetters ließ sich niemand im Dorf das große Ereignis entgehen: Eine der Ihren heiratete. Den Vater der Braut hatte man damals fälschlich angeklagt und gehängt, weil er zu laut über die Rechte der Landarbeiter gesprochen hatte.
    Solch ein Fest hatte das Dorf noch nie erlebt. Auf den ersten Blick sah es so aus, als gebe es hier mehr Pferde und teure Kutschen als Dorfbewohner. Das Blau und Weiß der Marineuniformen war durchsetzt vom Scharlachrot der Seesoldaten und Offiziere aus der benachbarten Garnison. Auch so elegante Damenroben hatte man hier noch nie gesehen.
    Die kleine Kirche aus dem zwölften Jahrhundert, die sonst nur bäuerliche Feste und kleine Hochzeiten kannte, war bis auf den letzten Platz gefüllt. Trotz der Bänke und Stühle, die noch überall hinzugestellt worden waren, fand nicht jeder drinnen Platz. Viele mußten draußen auf dem Friedhof bleiben.
    Ein junger Leutnant verbeugte sich vor Catherine, als sie am Arm Adam Bolithos die Kirche betrat. »Wenn Sie mir bitte folgen wollen, Mylady?« Die Orgel spielte leise, als er sie auf ihren reservierten Platz führte. Viele Gäste beugten sich vor, um sie zu beobachten, flüsterten miteinander und genossen den neuesten Klatsch.
    Seltsamerweise war ihr das gleichgültig. Sie sah auf der anderen Seite der Kirche einige von Bolithos Kommandanten sitzen. Sie hatten sicherlich ihre Schwierigkeit gehabt, dieses Dorf am Ende der Welt rechtzeitig zu erreichen. Von Falmouth war es eine Reise von vierzig Meilen auf Straßen, die mit jeder Meile enger und holpriger wurden.
    Leise sagte Catherine: »Ich freue mich, daß es ein so schöner Tag für die beiden ist.« Sie sah zu Adam auf und fand bestätigt, was Bolitho ihr bereits gesagt hatte: Irgend etwas bedrückte seinen Neffen. »Sieh dir den armen Val drüben an. Der würde bestimmt lieber in die nächste Schlacht segeln, als hier zu stehen und zu warten.«
    Keen als Bräutigam stand neben dem kleinen Altar bei seinem Bruder, der so blond war wie seine beiden Schwestern. Der Bruder trug als einer der wenigen keine Uniform, er war Anwalt in London.
    »Ich muß gleich nach der Trauung aufbrechen, Catherine«, sagte Adam. Er sah sie an, und wieder erstaunte sie seine große Ähnlichkeit mit Richard.
    »So schnell schon?« Sie legte ihm die Hand auf den Arm.
    »Damit hat jeder Kommandant einer Fregatte zu kämpfen. Kaum ist er von Bord, holt sich der Admiral seine besten Leute auf andere Schiffe. Bei seiner Rückkehr findet er dann nur noch den Abschaum vor.«
    Das war natürlich nicht der Grund, und beide wußten es.
    »Ich muß dir etwas sagen, Catherine«, fuhr Adam fort. »Du wirst es verstehen, vielleicht als einzige.« Er griff nach ihrer Hand, wurde aber unterbrochen, weil am Altar Bewegung entstand. Keen beugte sich vor und sah den Mittelgang hinunter.
    Tojohns, sein Bootssteurer, gab ihnen von der Tür her ein Zeichen. Hinter ihm stand Allday in seiner besten Uniform. Von fern hörte man Hochrufe und Klatschen, jemand läutete sogar eine Kuhglocke. Catherine hörte eine
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