Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maskenball Um Mitternacht

Maskenball Um Mitternacht

Titel: Maskenball Um Mitternacht
Autoren: Candace Camp
Vom Netzwerk:
Irene es geschickt verstanden hatte, die halsstarrige alte Dame vom ursprünglichen Thema, nämlich Calandras unverheiratetem Status, erfolgreich abzulenken. Sie warf der Freundin einen dankbaren Blick zu, den Irene mit einem Lächeln quittierte.
    Callie hörte zerstreut dem Wortgefecht der beiden kämpferischen Damen zu. Als Irene unvermutet mitten im Satz stockte, blickte Callie zu ihr auf und stellte fest, dass die Freundin den Blick über ihre Schulter gerichtet hielt. Im Moment, als Callie sich umdrehen wollte, um zu sehen, was Irenes Interesse so plötzlich gefangen nahm, ertönte eine tiefe männliche Stimme hinter ihr.
    „Ich bitte untertänigst um Vergebung, Euer Majestät, Ihre Unterhaltung zu stören. Aber ich ersuche um die Gunst dieser schönen Maid, mir den nächsten Tanz zu gewähren.“
    Callie wirbelte herum, ihre Augen weiteten sich, als sie in das maskierte Antlitz des Cavaliers starrte.

2. KAPITEL
    Von Nahem wirkte der Fremde noch faszinierender als aus der Ferne. Die schwarze Halbmaske, die seine obere Gesichtshälfte verbarg, unterstrich seine markant geschnittene Wangenpartie und den Schwung seiner sinnlichen Lippen. Graue Augen hinter der Maske fixierten Callie mit unverfrorenem Blick, eindeutig eindringlicher und glühender, als schicklich gewesen wäre. Er war von hohem Wuchs mit breiten Schultern, kräftigem Oberkörper und schmalen Hüften. Eine Erscheinung, deren maskuline Ausstrahlung gewiss nicht nur auf das historische Kostüm zurückzuführen war.
    Sie müsste ihm einen Korb geben, das wusste Callie, da sie den Mann noch nie zuvor gesehen hatte und seine Aufforderung zum Tanz eine regelrechte Frechheit darstellte. Allerdings hatte sie nicht die geringste Lust, ihn abzuweisen, es drängte sie vielmehr, ihre Hand in die seine zu legen und sich von ihm zum Tanzparkett führen zu lassen.
    Aber so weit würde es gar nicht kommen, da Lady Odelia ihn zweifellos für seine Unverfrorenheit zur Rede stellen und abweisen würde. Callie wartete mit einem Seufzer des Bedauerns auf die schroffe Ablehnung der alten Dame.
    „Aber selbstverständlich“, hörte sie Lady Odelia sagen, nein, geradezu geschmeichelt flöten.
    In Irenes Gesicht spiegelte sich ein ähnlicher Schock, als die Freundinnen sich fassungslos Lady Odelia zuwandten, die dem Cavalier ein entzücktes Lächeln schenkte. Als Callie sich nicht rührte, machte sie auch noch eine flatternde Handbewegung, um sie zu verscheuchen.
    „Nun geh schon, Kindchen. Steh nicht da wie angewurzelt. Auf das Tanzparkett mit dir, ehe das Orchester wieder zu spielen beginnt.“
    Das ließ Callie sich nicht zweimal sagen. Wenn Lady Odelia ihr gestattete, mit diesem Fremden zu tanzen, waren alle Regeln der Schicklichkeit gewahrt und ihrer Großmutter der Wind aus den Segeln genommen, falls sie ihr Vorhaltungen machen sollte. Dennoch empfand sie die Tatsache, mit einem völlig Fremden zu tanzen, den sie auch noch attraktiv fand, als verboten und beinahe anstößig.
    Zaghaft legte sie ihre behandschuhten Finger in die angebotene Armbeuge des Cavaliers und schritt an seiner Seite zur Tanzfläche. Sie war sich der Wärme des muskulösen Männerarms unter ihrer Hand überdeutlich bewusst.
    „Eigentlich dürfte ich nicht mit Ihnen tanzen“, erklärte sie und staunte selbst über ihren koketten Tonfall.
    „Tatsächlich? Und warum nicht?“ Er blickte auf sie herab, und in seinen Augen tanzten belustigte Funken.
    „Ich kenne Sie nicht, Sir.“
    „Wie können Sie dessen so sicher sein?“, konterte er. „Schließlich sind wir maskiert.“
    „Dennoch bin ich sicher, dass wir einander fremd sind.“
    „Ist das nicht der Reiz einer Maskerade? Da man nicht weiß, wer der andere ist, geht man davon aus, dass man mit einem Fremden tanzt. Die normalen Regeln der Etikette sind außer Kraft gesetzt“, erklärte er, und sein Blick wanderte über ihr Gesicht in einer Art, die Callie die Hitze in die Wangen trieb.
    „Trifft das etwa auf alle Regeln zu?“, fragte sie leichthin. „Ich muss schon sagen, Sir, das erscheint mir reichlich riskant.“
    „Mag sein, aber das macht die Sache umso aufregender.“
    „Aha. Und Sie suchen nach Aufregung?“
    Er lächelte träge. „Ich suche Vergnügen, Madame.“
    „Tatsächlich?“ Callie zog eine Braue hoch. Im Grund genommen müsste sie dieses Gespräch, das eine ausgesprochen vertrauliche Wendung nahm, augenblicklich beenden. Und dennoch genoss sie das Prickeln, das sie bei seinen Worten, seinem Lächeln
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher