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Maskenball Um Mitternacht

Maskenball Um Mitternacht

Titel: Maskenball Um Mitternacht
Autoren: Candace Camp
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unglücklichen König gekämpft und gefallen waren. Eine elegante, sehnige und kraftvolle Männergestalt. Die dunkle Halbmaske, die seine obere Gesichtshälfte verbarg, unterstrich das Flair von Romantik und Geheimnis, das er ausstrahlte. Er ließ seinen Blick mit arroganter, gelangweilter Miene durch den Saal schweifen. Dann sah er Callie und stutzte.
    Ohne dass er sich bewegt oder seinen Gesichtsausdruck verändert hätte, spürte Callie seine Anspannung. Ihre Augen begegneten den seinen, und sie verzögerte ihre Schritte. Ein träges Lächeln überflog seine Lippen. Mit schwungvoller Geste lüftete er den Hut und vollführte eine höfische Verneigung in ihre Richtung.
    Erst jetzt wurde Callie sich bewusst, dass sie ihn anstarrte. Errötend holte sie Irene mit zwei eiligen Schritten ein. „Kennst du den Herrn dort drüben an der Säule?“, fragte sie im Flüsterton. „Den Cavalier ?“
    Irene blickte sich suchend um. „Wo? Ach den … Nein, ich glaube nicht. Wer ist er?“ Sie wandte sich wieder an Callie.
    „Ich glaube nicht, dass ich ihn schon einmal gesehen habe“, antwortete Callie. „Er sieht … so verwegen aus.“
    „Das liegt zweifellos am Kostüm“, erklärte Irene mit leiser Ironie. „Der langweiligste Tölpel gibt im Gewand eines Royalisten eine blendende Figur ab.“
    „Mag sein“, pflichtete Callie ihr ohne Überzeugung bei und bezähmte mit Mühe ihren Wunsch, sich noch einmal nach ihm umzudrehen.
    „Calandra! Da bist du ja!“, rief Lady Odelia mit donnernden Stimme von ihrem Thron her, als die Freundinnen sich dem Podium näherten.
    Callie stieg die drei Stufen hinauf, um ihre Großtante zu begrüßen. „Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, liebste Tante Odelia.“
    Lady Odelia war eine furchteinflößende Dame, selbst wenn sie nicht im pompösen Prunkgewand von Königin Elizabeth auftrat. Jetzt gerade ließ sie sich indes zu einem huldvollen Nicken herbei und winkte Callie mit majestätischer Geste zu sich. „Komm Kindchen, gib mir einen Kuss und lass dich anschauen.“
    Callie beugte sich gehorsam vor und drückte ihrer Großtante einen Kuss auf die Wange. Tante Odelia nahm Callies Hände in die ihren und musterte ihre Großnichte scharf.
    „Hübsch wie immer“, stellte sie mit zufriedener Miene fest. „Die Hübscheste von allen, das sagte ich schon immer. Ich meine natürlich von allen Lilles“, fügte sie mit einem Seitenblick zu Irene hinzu.
    Irene nickte lächelnd. Sie war eine der wenigen Menschen, die keine Angst vor Lady Pencully hatten. Im Gegenteil, sie liebte die unverblümte Art der alten Dame und lieferte sich des Öfteren hitzige Wortgefechte mit ihr, die andere Beobachter meist eilig in die Flucht schlugen. Die beiden streitbaren Frauen jedoch, mit rosigen Wangen und blitzenden Augen, waren durchaus zufrieden mit sich und ihrem Gegenüber.
    „Ich weiß wirklich nicht, was mit der Jugend von heute los ist“, fuhr Lady Odelia fort. „Zu meiner Zeit hätte ein junger Herr sich ein Mädchen mit deinem Aussehen bereits in ihrer ersten Ballsaison geschnappt.“
    „Nun ja, vielleicht hat Lady Calandra gar nicht den Wunsch, ‚geschnappt‘ zu werden“, wandte Irene schmunzelnd ein.
    „Fang du bloß nicht an, ihr mit deinen radikalen Thesen Flausen in den Kopf zu setzen“, warnte Lady Odelia. „Callie hat nicht den Wunsch, sich zum Gespött zu machen, hab ich recht, mein Kind?“
    Callie unterdrückte ein Seufzen. „Nein, Tante.“ Würde sie dieses leidige Thema heute den ganzen Abend verfolgen?
    „Natürlich nicht! Du bist schließlich ein kluges Mädchen. Aber es ist Zeit, dass du endlich ans Heiraten denkst, Calandra. Bitte doch Francesca, dir dabei zu helfen. Ich war zwar immer der Meinung, sie hat mehr Haare als Verstand, aber immerhin hat sie es geschafft, die da zum Altar zu schleppen.“ Lady Odelia wies mit dem Finger auf Irene, die ihre Augen zum Himmel drehte. „Dabei hätte ich beinahe gewettet, dass das nie passieren wird.“
    „Also wirklich, Tante“, widersprach Irene mit leisem Vorwurf. „Wenn ich dich und Lady Radbourne so reden höre, könnte ich meinen, dein Enkel und ich hätten nichts mit der Sache zu tun gehabt, einzig und allein Lady Francesca.“
    „Pah! Wenn ich euch beiden die Sache überlassen hätte, würden wir noch heute warten“, schoss Lady Odelia zurück, doch ihr Augenzwinkern schwächte die Schärfe ihrer Worte ab.
    Während die beiden Frauen weiterhin spielerisch aufeinander einstichelten, stellte Callie fest, dass
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