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Maschinenmann: Roman (German Edition)

Maschinenmann: Roman (German Edition)

Titel: Maschinenmann: Roman (German Edition)
Autoren: Max Barry
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Vielleicht.«
    »Vielleicht?«
    »Trotzdem. Besser.« Ich spürte kleine Korrekturen in meinem Arm. Er stellte sich auf Lolas neue Position ein. »Bitte. Sofort.«
    Wir küssten uns. Das hohe Wimmern, das aus den Tiefen von Lolas Brust drang, hätte auch ihr Gesang sein können. Der elektrische Wind, der durch mich blies, hätte ihr Atem sein können. Die Dunkelheit, die folgte, fühlte sich an wie ihre Umarmung.

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    »Oh«, rief jemand. »Wahnsinn. Seht euch das an.«
    »Das ist … was ist das? Die zweite Phase?«
    »Nein, das ist …« Mehrere Leute atmeten zischend ein. Klatschen, ein Jubelschrei, Lachen.
    »Betriebsbereit.« Das Wort klang gewichtig, fast wie: Wir haben es geschafft.
    Ich versuchte zu blinzeln. Das klappte nicht. Aber ich konnte sehen. Ich bemerkte eine Vase mit drei gelben Blumen. Narzissen? Blumennamen waren nicht meine Stärke. Doch die Vase stand auf einer glatten weißen Fläche, und dahinter war eine beige Wand. Mir kam es so vor, als könnte es sich bei der weißen Fläche um eine Art Nachttisch handeln. Ich wollte den Kopf drehen, um den Rest des Zimmers zu erkennen, aber auch das funktionierte nicht.
    Neben der Vase tauchte ein Gesicht auf. Eine Frau mit mandelfarbenen Augen hinter einer Brille mit braunem Rand. »Charles Neumann?«
    Ich schluckte oder versuchte es zumindest. Was …?
    Der Blick der Frau huschte hinter mich. Sie war mir etwas zu nahe. Ich war froh, wach und hoffentlich auch in Sicherheit zu sein, aber es wäre mir lieb gewesen, wenn die Frau ein wenig zurückgewichen wäre, um mir mehr Platz zu lassen. Dann strahlten mich ihre leuchtenden Augen wieder an. Kurz streifte mich der Gedanke, dass wir uns gleich küssen würden.
    »Reaktion. Eine deutliche Reaktion.«
    Wo bin ich? Panik stieg in mir hoch. Kein Teil meines Körpers folgte meinem Willen.
    »Sie befinden sich in einer Einrichtung für Forschung und Entwicklung. Sie sind im Zuge der Vermögensaufteilung nach den Anhörungen zum Zusammenbruch von Better Future hierher verlegt worden. Wir sind ein Konsortium mit privatwirtschaftlicher und staatlicher Beteiligung. Sie …« Sie warf einen Blick zur anderen Seite. »Soll ich …?«
    »Nur zu«, antwortete jemand.
    Sie wandte sich wieder zu mir. »Die Sanitäter konnten nichts ausrichten. Bei ihrem Eintreffen hatten Sie bereits das Bewusstsein verloren. Zuerst … na ja, sie dachten natürlich, dass Sie irgendwo da drinnen sind. In einem Panzer. Sie hatten die Spreizer dabei, Werkzeug zur Bergung von Menschen bei Autounfällen. Sie wollten Sie herausschneiden. Dann haben sie gemerkt, dass da kein Körper drinnen ist. Bei ihrer Begleiterin – der Frau – gab es eigene Probleme. Ihr Herz war stehen geblieben und hat nicht auf Druck reagiert. Da wussten die Retter noch nicht, was in ihr war. Eigentlich wäre es kein Wunder gewesen, wenn Sie beide gestorben wären. Aber da haben die Mitarbeiter eingegriffen. Die … äh … künstlich verbesserten Mitarbeiter. Bei den Anhörungen wurden sie scharf kritisiert. Im Nachhinein ist diese Dämonisierung sicherlich bedauerlich. Aber damals …« Sie zuckte die Achseln. Ihre Augen waren hinreißend. Die Mandelfarbe war sehr tief. »Jedenfalls waren es die Mitarbeiter, die Sie gerettet haben. Sie wussten, welche Körperteile ohne Lebensgefahr für Sie abgenommen werden konnten. Ohne Lebensgefahr für Ihr Gehirn. Sie haben Sie am Leben erhalten, bis Sie im Krankenhaus waren. Sicher können Sie sich vorstellen, was für einen Eindruck Sie gemacht haben. Die Ärzte haben nichts erkannt, was gerettet werden konnte. Nach ihrer Definition waren Sie nicht einmal ein Mensch. Nur Körperteile. Aber die besseren Menschen haben die Ärzte überzeugt, Sie zu stabilisieren. Man hat Ihnen Wasser und Sauerstoff gegeben. Dann haben sich die Behörden eingeschaltet. Die besseren Menschen wurden entfernt. Sie wurden … nun, wie gesagt, aus heutiger Sicht ist es eine Schande. Damals hatten wir noch andere Wertvorstellungen. Das Verhalten der besseren Menschen wurde als falsch betrachtet. Als unmoralisch.« Sie zog eine Grimasse. »Sie wurden normalisiert, und ihre Verbesserungen wurden rückgängig gemacht. Einfach schrecklich. Aber wir haben als Gesellschaft eben noch einige Zeit gebraucht, um aufzuschließen. Zur Technologie. Zu einer Technologie, die Teil des Menschen ist.«
    Wieder schielte sie kurz zur Seite. »Mehrmals wurde Ihre Stilllegung angeordnet. Von innen und außen wurde Druck auf das Krankenhaus ausgeübt. Vor dem Gebäude
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