Martin, Kat - Perlen Serie
Sohn.
„Danielle hat mir eine Nachricht geschickt", erklärte sie ihm und hielt einen Brief hoch, der dem seinen ähnelte. „Sie bat mich, sie hier um drei zu treffen."
„Ich habe genau dieselbe Nachricht erhalten."
„Kannst du dir denken, weshalb sie uns sprechen möchte?"
„Nein, ich weiß es nicht." Und aus ihm unerklärlichen Grün- den nahm seine Besorgnis stetig zu.
„Vielleicht sollte ich uns Tee bringen lassen", schlug seine Mutter vor und sah zur geöffneten Tür hinüber, während Rafe ihr gegenüber in einem Sessel Platz nahm.
Genau in diesem Moment tauchte Wooster auf, und als er die Duchess ankündigte, erhob Rafe sich wieder.
„Es tut mir leid, dass ich Sie mitten am Tag mit meinem Anliegen behellige", begann Danielle, als sie entschlossenen Schrittes in den Salon kam. „Ich hoffe, ich habe Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereitet."
„Nicht im Geringsten", antwortete Rafe. Hinter ihnen schloss Wooster die hohen Schiebetüren, damit sie ungestört sein konn- ten, und Rafe nutzte den Moment, um das angespannte Gesicht seiner Frau zu betrachten. Sie sah blass aus, und unter ihren Augen lagen leichte Schatten. Ihr Anblick bestätigte ihm sein Gefühl der Besorgnis.
„Soll ich uns Tee bringen lassen?", fragte Rafes Mutter, aber Danielle schüttelte den Kopf.
„Es wird nicht lange dauern. Ich habe etwas Wichtiges zu sa- gen und wollte, dass Sie es beide zugleich hören."
Rafe warf seiner Mutter einen kurzen Blick zu. Sie schien
mittlerweile genauso beunruhigt zu sein wie er selbst.
„Wir hören", meinte er schließlich und nahm erneut in sei- nem Sessel Platz.
Danielle blickte zu ihrer Schwiegermutter und sah dann wie- der Rafe an. „Ich habe deine Mutter gebeten, ebenfalls anwe- send zu sein, da ich hoffte, dass sie dich wird überzeugen kön- nen, wenn mir das nicht gelingen sollte."
Etwas in ihm regte sich und ließ alle Alarmglocken läuten. Sein Herz pochte dumpf in seiner Brust.
Danielle wandte nun ihre ganze Aufmerksamkeit seiner Mut- ter zu. „Es gibt etwas, das Sie wissen sollten, Euer Gnaden ... etwas, das ich Rafe verschwiegen habe, bis es zu spät war." Plötzlich wusste er, was sie meinte. „Nein", rief er und sprang auf. „Nein!"
Doch Danielle beachtete ihn nicht. „Während der Jahre, in denen Rafe und ich getrennt waren, hatte ich einen Reitunfall, bei dem ich auf eine solche Weise verletzt wurde, dass ich keine Kinder mehr bekommen kann. Ich bin unfruchtbar, Euer Gna- den."
„Hör auf!" Rafe schlug das Herz nun bis zum Hals, und ihm war, als wolle es seine Rippen sprengen. Er ging auf seine Frau zu und fasste sie bei den Schultern. „Das geht nur uns etwas an - uns beide, und sonst niemanden!"
Sie sah ihn gar nicht an, sondern redete einfach weiter, doch er konnte spüren, dass sie am ganzen Körper zitterte. „Ich weiß, dass ich ihm die Wahrheit hätte sagen müssen, Euer Gnaden, aber ich habe es nicht getan. Vielleicht war ich damals nicht ganz bei Sinnen, oder ich ... mir war nicht bewusst, wie wichtig ein Erbe für Ihre Familie ist."
Rafe begann sie zu schütteln. Er konnte nicht zulassen, dass sie weitersprach und sich dermaßen demütigte. „Ich verbiete dir fortzufahren, Danielle. Du bist meine Frau, und meine Mut- ter hat kein Recht, bei dieser Unterredung anwesend zu sein." Als Danielle sich zu ihm umwandte, sah er Tränen in ihren Augen schimmern. Er merkte, wie schwer es ihr fiel, und der schmerzliche Ausdruck ihres Blicks ließ so überwältigende Ge- fühle in ihm aufsteigen, dass ihm für einen Moment die Worte fehlten.
„Sie hat ein Recht darauf, die Wahrheit zu wissen", entgeg- nete Danielle leise. „Denn solange ich mit dir verheiratet bin, steht auch ihre Zukunft auf dem Spiel." Sie wandte sich er-
neut an die Dowager Duchess. „Es gibt nur eine einzige Lö- sung. Rafael muss eine Frau heiraten, die ihm ein Kind schen- ken kann. Und dazu wird er sich von mir scheiden lassen müssen."
Wie eine kalte Faust ergriff Panik sein Herz und löste zu- gleich eine unbändige Wut in ihm aus. „Aber das ist ja ver- rückt! In dieser Familie wird es keine Scheidung geben! Wir sind vor dem Gesetz und vor Gott verheiratet, und daran wird sich nichts, aber auch gar nichts ändern!"
Nun strömten Danielle die Tränen über ihre Wangen. „Aber du musst es tun, Rafael! Du hast eine Verantwortung ..."
„Nein! Ich bin dir gegenüber verantwortlich, Danielle, dir und niemandem sonst." Er zog sie in seine Arme, und sie be- gann noch heftiger zu
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