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Marter: Thriller (German Edition)

Marter: Thriller (German Edition)

Titel: Marter: Thriller (German Edition)
Autoren: Jonathan Holt
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Stockwerk eingerichtet. Darin herrschte bereits rege Betriebsamkeit.
    Colonnello Piola stand in einem winzigen, durch Glasscheiben abgetrennten Büro, vertieft in ein Gespräch mit einem anderen Mann. Auch wenn er ihr aufgetragen hatte, nach Hause zu gehen und sich auszuruhen, erweckte er den Eindruck, als hätte er es ihr mitnichten gleichgetan. Als sich sein Besucher umdrehte, erkannte Kat das graue Priesterhemd und den weißen collarino unter dem dunklen Anzug. Ein Priester.
    Als Piola sie sah, bedeutete er ihr mit einer Geste, sich zu ihnen zu gesellen.
    »Das hier ist Pater Cilosi vom Büro des Bischofs«, stellte er ihr den Mann vor. »Er hat sich bereit erklärt, uns alles über Priesterkleidung zu erzählen.«
    Pater Cilosi nickte. »Ich befürchte nur, ich werde Ihnen keine große Hilfe sein. Die Robe wirkt authentisch, zumindest auf den Fotos.« Er deutete auf die Bilder von der Obduktion, die über den Schreibtisch verteilt lagen. »Diesen Mantel hier bezeichnet man als Kasel. Jeder Priester ist dazu angehalten, sie zu tragen, wenn er eine Messe begeht. Und darunter trägt man die übliche Tunika und ein Messhemd.«
    »Wenn Sie ›eine Messe begehen‹ sagen, dann meinen Sie wohl, dass der Priester sie abhält, als Zelebrant?«, hakte Piola nach.
    »Korrekt. Ein Priester, der einer Messe lediglich als Besucher beiwohnt, trägt in der Regel ein Chorhemd, das ist ein schlichtes weißes Gewand.«
    »Und die Tatsache, dass die Kasel schwarz ist – könnten Sie uns auf die Sprünge helfen, was das zu bedeuten hat?«
    »Die Farbe der Kasel deutet auf den Charakter der Messe hin. Zu der jetzigen Jahreszeit beispielsweise tragen wir für gewöhnlich eine weiße Kasel, in Gedenken an Christi Geburt. Schwarz wird nur zu den eher düsteren Riten getragen wie beispielsweise einem Exorzismus oder einer Totenmesse.«
    »Es besteht also keine Möglichkeit«, meinte Piola nachdenklich, »dass es sich hier um eine andere Art Robe handelt, die eine Frau in einer nicht ordinierten Rolle legitim tragen könnte? Sagen wir eine Ministrantin oder eine Laiin, die Lesungen vorträgt?«
    Pater Cilosi schüttelte den Kopf. »Jedes Kleidungsstück, das ein Priester trägt, verkörpert etwas ganz Bestimmtes. Diese roten Bänder beispielsweise symbolisieren die Wunden Christi. Dieses lange Stück Seide ist die Stola, die man zur Erinnerung an seine Fesseln trägt. Selbst die Fransen am Ende der Stola gehen auf die Heilige Schrift zurück. Numeri, das vierte Buch Moses 15,38, wenn ich mich recht entsinne: ›Rede mit den Kindern Israel und sprich zu ihnen, dass sie sich Quasten machen an den Zipfeln ihrer Kleider … dass ihr sie ansehet und gedenket aller Gebote des Herrn.‹«
    Kat zog einen Block hervor, um sich Notizen zu machen, während Pater Cilosi fortfuhr. »Das Anlegen jedes einzelnen Kleidungsstücks wird begleitet von einem ganz bestimmten Gebet. Wenn der Priester beispielsweise die Tunika anlegt, dann spricht er folgende Worte: ›Meine Seele freut sich im Herrn. Denn er hat mir angelegt das Kleid des Heils, und mit dem Gewande der Freude hat er mich bekleidet.‹ Während er die Manschetten anlegt, zuerst die rechte und dann die linke, sagt er: ›Herr, deine rechte Hand tut große Wunder; Herr, deine rechte Hand hat die Feinde zerschlagen.‹ Die Kleidungsstücke und die dazugehörigen Rituale sind für uns von tiefer Bedeutsamkeit. Wer auch immer diese Frau war, sie hatte absolut kein Recht, sie derart zu entweihen.« Er sprach diese Worte vollkommen ruhig aus, doch Kat glaubte in seiner Stimme einen Anflug von echtem Ekel zu erkennen.
    »Können Sie uns denn noch einmal zusammenfassend erklären, warum das so ist, Pater?«, erkundigte Piola sich. »Was Frauen und die Priesterschaft betrifft, meine ich?«
    »Um es auf den Punkt zu bringen: Die Lehre der katholischen Kirche, wie sie von Seiner Heiligkeit verstanden wird, lautet dahingehend, dass die Kirche jeglicher Autorität entbehrt, die priesterliche Ordination an Frauen zu übertragen. Dies geht zurück auf den ursprünglich gegen Eva erhobenen Fluch – mit anderen Worten, es handelt sich um eine Angelegenheit, die auf göttlichem Recht und nicht allein auf dem päpstlichen Urteil basiert. Jede Frau, die den Versuch unternimmt, die Priesterweihe zu empfangen, oder die behauptet, die Ordination erhalten zu haben, muss daher eines, wie Seine Heiligkeit es ausdrückt, ›schweren Vergehens‹ für schuldig befunden werden. Das bedeutet, dass sie wie ein Ketzer zu
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