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Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea

Titel: Marseille Trilogie - Total Cheops, Chourmo, Solea
Autoren: Jean-Claude Izzo
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schließlich Asien, um endgültig mit allen Illusionen aufzuräumen. Und einen internatio - nalen Haftbefehl wegen illegalen Kunsthandels am Hals.
    Du bist für Manu nach Marseille zurückgekommen. Um mit dem Schweinehund abzurechnen, der ihn umgebracht hat. Er trat aus dem Bistro Chez Félix in der Rue Caisserie, wo er zu Mittag gegessen hatte. Lole erwartete ihn bei ihrer Mutter in Madrid. Er wollte einen großen Batzen einstreichen. Für einen sauberen Bruch bei einem be - deutenden Marseiller Anwalt, Éric Brunel am Boulevard Long - champ. Sie hatten beschlossen, nach Sevilla zu gehen. Und Marseille und die Schinderei zu vergessen. Es ging dir nicht um den, der die Schweinerei ausgeführt hatte. Ein bezahlter Killer zweifellos. Anonym, kalt, aus Lyon oder Mailand angereist und unauffindbar. Es ging um den Dreckskerl, der ihn dafür bezahlt hatte, Manu zu töten. Egal, warum. Du brauchtest keine Gründe, nicht einen einzigen. Manu, das war, als wärst du es selbst gewesen.
    Die Sonne weckte ihn. Neun Uhr. Er blieb auf dem Rücken liegen und rauchte seine erste Zigarette. So fest hatte er seit Monaten nicht mehr geschlafen. Er träumte immer, er schliefe woanders. In einem Bordell in Harar. Im Gefängnis in Tijuana. Im Rom-Paris-Express. Überall, nur nicht da, wo er war. Diese Nacht hatte er geträumt, er schliefe bei Lole . Und er war tatsächlich bei ihr. Fast wie zu Hause. Er lächelte. Fast hätte er nicht gehört, wie sie heimkam und die Schlafzimmertür schloss. Sie lag in ihren blauen Laken und ver - suchte, den zerbrochenen Traum wieder zusammenzubekommen. Ein Stück fehlte immer. Manu. Oder war es er selbst? Aber diesen Gedanken hatte er seit langem aufgegeben. Er musste sich in diese Rolle fügen. Zwanzig Jahre waren schließlich mehr als ein Trauerjahr.
    Er stand auf, machte Kaffee und ging unter die Dusche, eine heiße Dusche. Es ging ihm wesentlich besser. Mit geschlossenen Augen stand er unter dem Strahl und stellte sich vor, dass Lole zu ihm kommen würde. Wie früher. Sie würde sich an seinen Körper drücken, ihr Geschlecht an seines pressen. Seine Hände würden über ihren Rücken und Hintern gleiten. Sein Schwanz wurde steif. Er öffnete den kalten Wasserhahn. Das kalte Wasser ließ ihn aufschreien.
    Lole legte eine der ersten Platten von Azuquita auf. Pura Salsa. Ihr Geschmack hatte sich nicht geändert. Er deutete einige Tanzschritte an und brachte sie damit zum Lachen. Sie kam näher, um ihn zu küssen. Bei ihrer Bewegung sah er ihre Brüste. Wie Birnen, die daraufwarteten, gepflückt zu werden. Er wandte den Blick nicht schnell genug ab. Ihre Augen trafen sich. Sie erstarrte, zog den Gürtel des Bademantels fester und verschwand Richtung Küche. Er fühlte sich schäbig. Eine Ewigkeit ver ging. Sie kam mit zwei Tassen Kaffee wieder. »Gestern Abend hat ein Typ nach dir gefragt. Wollte wissen, ob du in der Gegend bist. Ein Kumpel von dir. Malabe. Franckie Malabe.«
    Er kannte keinen Malabe. Ein Bulle? Eher ein Spitzel. Es gefiel ihm nicht, dass sie sich an Lole heranmachten. Aber gleichzeitig be - ruhigte es ihn. Die Bullen vom Zoll wussten, dass er wieder in Frankreich war, aber nicht, wo. Noch nicht. Sie versuchten, seine Spur aufzunehmen. Er brauchte noch ein bisschen Zeit. Zwei Tage vielleicht. Alles hing davon ab, was Batisti zu verkaufen hatte.
    »Warum bist du hier?«
    Er nahm seine Jacke. Bloß nicht antworten, sich nicht auf ein Frage-und-Antwort-Spiel einlassen. Er wäre nicht fähig, sie zu belügen, ihr zu erklären, warum er das alles tun würde. Nicht jetzt. Er musste es tun, so wie er eines Tages hatte verschwinden müssen. Auf ihre Fragen hatte er noch nie eine Antwort gefunden. Es gab nichts als Fragen. Keine Antworten. Das hatte er begriffen, so war es. Es war wenig genug, aber sicherer, als an Gott zu glauben.
    »Vergiss die Frage.«
    Hinter ihm öffnete sie die Tür und rief: »Das hat mich nicht weitergebracht, keine Fragen zu stellen!«
    Das zweistöckige Parkhaus am Cours Estienne d Ò Orves war schließ - lich abgerissen worden. Der ehemalige Galeerenkanal war nun ein schöner Platz. Die Häuser waren renoviert, die Fassaden frisch gestrichen, der Boden gepflastert. Ein Platz wie in Italien. Die Bars und Restaurants hatten alle Terrassen mit weißen Tischen und Sonnenschirmen. Wie in Italien ließ man sich sehen. Zumindest die Schickeria. Auch das Piano hatte seine Terrasse, die schon gut besucht war, größtenteils von jungen Leuten, die etwas auf sich hielten. Die
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