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Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars

Titel: Mars-Trilogie 3 - Blauer Mars
Autoren: Kim Stanley Robinson
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als sie daran dachte, war ihr tatsächlich alles wieder gegenwärtig geworden in der Magie einer anamnetischen Verzauberung. Jene Gespräche mit Sax; wie sehr sie jemanden geliebt hatte, der in der Wissenschaft ebenso einsam war wie sie, wie sie sich von ihm angezogen fühlte. Niemand hatte verstanden, wie weit man sich da hineinbegeben konnte. Und dort draußen in jener reinen Weite hatten sie diskutiert. Nacht für Nacht. Über den Mars. Technische Aspekte, philosophische Aspekte. Sie waren sich nicht einig gewesen. Aber sie waren zusammen da draußen gewesen.
    Aber nicht völlig. Er war durch ihre Berührung schockiert gewesen. Armes Fleisch. So hatte er gedacht. Offenbar war sie im Unrecht gewesen. Das war sehr schade; denn wenn sie beide sich verstanden hätten, hätte sich vielleicht die ganze Geschichte geändert. Und hier waren sie nun.
    Und bei all dem Sturz in jene Vergangenheit hatte sie niemals an die weiter im Norden liegende Erde gedacht, an die frühere Erde. Sie war in der antarktischen Konvergenz geblieben. Tatsächlich hatte sie die meiste Zeit auf dem Mars verbracht, dem Mars ihres Geistes, dem Roten Mars. Jetzt besagte die Theorie, daß die anamnetische Behandlung das Gedächtnis stimulierte und das Bewußtsein veranlaßte, die assoziativen Komplexe von Knoten und Netzwerk durch die ganzen Jahre noch mal durchzugehen. Die Wiederholung kräftigte die Erinnerungen in ihrem physikalischen Geflecht, da es sich um ein verblassendes Feld von Mustern handelte, die durch Quantenschwingung gebildet wurden. Alles in der Erinnerung wurde wieder verstärkt; und das, an was man sich nicht erinnerte, wurde vielleicht nicht wieder verstärkt und konnte auf diese Weise eine Beute von Bruch, Irrtum,Quantenkollaps und Zerfall werden. Und vergessen werden.
    Also war sie jetzt eine neue Ann. Nicht die Gegen-Ann, nicht einmal jene im Schatten stehende dritte Person, die sie so lange gequält hatte. Eine neue Ann. Endlich eine voll marsianische Ann. Auf einem braunen Mars neuer Art, rot, grün, blau - alles durcheinander gewirbelt. Oder wirklich auf einem grünen Mars, zugegebenermaßen, einem grünen Mars. Und falls es noch eine terranische Ann geben würde, die in einem verlorenen eigenen Quantenkabinett hockte, so war das eben das Leben. Kein Schreckgespenst ging jemals bis zum Tode oder der endgültigen Auflösung verloren. Und so sollte es vielleicht auch sein. Man wollte nicht zu viel verlieren, oder es gäbe Schwierigkeiten anderer Art. Es mußte ein Gleichgewicht gewahrt werden. Und hier jetzt auf dem grünen Mars war sie die marsianische Ann, nicht mehr eine Issei, sondern eine ältliche neue Eingeborene, eine auf der Erde geborene Yonsei. Die Martianische Ann Clayborn im Moment, im einzigen Moment. Es war ein gutes Gefühl, hier zu liegen.
     
    Sax rührte sich in ihren Armen. Sie schaute auf sein Gesicht. Ein anderes Gesicht, aber immer noch Sax. Sie hatte einen Arm auf ihn gelegt und fuhr mit einer kalten Hand über seine Brust. Er wachte auf, sah, wer es war, und lächelte leicht verschlafen. Er reckte sich, drehte sich um und drückte sein Gesicht auf ihre Schulter. Er küßte ihren Hals mit einem leichten Biß. Sie hielten einander fest, wie sie es in dem fliegenden Boot während des Sturms getan hatten. Eine wilde Fahrt. Es würde Spaß machen, sich im Himmel zu lieben. Nicht praktisch bei einem solchen Wind. Ein andermal. Sie fragte sich, ob Matratzen genau so gemacht würden wie früher üblich. Diese hier war hart.
    Sax war nicht so weich, wie er aussah. Sie umarmten sich innig. Sexualkongress. Er war in ihr und bewegte sich. Sie packte ihn und drückte ihn sehr, sehr hart an sich.
    Jetzt küßte er sie überall, knabberte an ihr, unter den Decken. Er fuhr wie ein U-Boot umher. Sie spürte ihn am ganzen Körper. Gelegentlich seine Zähne, aber meistens war es das Lecken seiner Zungenspitze über ihre Haut, wie eine Katze. Leck, leck, leck. Ein angenehmes Gefühl. Er summte oder brummte. Seine Brust vibrierte mit. Es war wie Schnurren: »Rrrr, rrr, rrrrrr.« Ein friedlicher schwelgerischer Ton. Es fühlte sich auch für ihre Haut gut an. Vibration, Katzenzunge, leichtes Lecken überall auf ihr. Sie hob die Decke so, daß sie auf ihn hinabblicken konnte.
    Er flüsterte: »Nun, was ist ein besseres Gefühl? A?« Er küßte sie. »Oder b?« Er küßte sie an einer anderen Stelle.
    Sie mußte lachen. »Sax, halt den Mund und tu's!«
    »Ah! Okay.«
     
    Sie frühstückten mit Nadia und Art und den
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