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Mars 02 - Die Götter des Mars

Mars 02 - Die Götter des Mars

Titel: Mars 02 - Die Götter des Mars
Autoren: Edgar Rice Burroughs
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wartete.
    Es dauerte nicht lange. Kaum hatte ich mich umgewandt, als ich schnell wie der Gedanke durch das schreckliche, vor mir liegende Nichts schoß. Genau wie vor zwanzig Jahren fühlte ich es einen Augenblick lang undenkbar kalt und äußerst dunkel um mich herum werden. Als ich die Augen wieder aufschlug, befand ich mich in einer anderen Welt, unter den sengenden Strahlen einer fremden Sonne, die durch eine winzige Öffnung in der Baumdecke eines Waldes drangen, in dem ich lag.
    Die Landschaft, die ich erblickte, war für den Mars so untypisch, daß mir das Herz beinahe stehenblieb, vor Angst, ein grausames Schicksal habe mich auf irgendeinen fremden Planeten verschlagen.
    Warum nicht? Welchen Führer hatte ich denn in der weglosen Einöde des Weltalls? Welche Sicherheit gab es, daß ich nicht auf einen weit entfernten Stern eines anderen Sonnensystems geschleudert worden war?
    Ich lag auf einem kurzgeschnittenen Rasen, einer Art von rotem Gras, inmitten eines Hains fremdartiger, schöner Bäume, die von riesigen, prächtigen Blüten bedeckt waren und auf denen unzählige glänzende, doch stumme Vögel hockten. Ich nenne sie Vögel, da sie Flügel hatten, doch kein Sterblicher bekam jemals solche merkwürdig geformten, unirdischen Geschöpfe zu Gesicht.
    Die Vegetation glich der in der Heimat der roten Marsmenschen bei den großen Wasserstraßen, aber diese Bäume und Vögel hatte ich auf dem Mars noch nie gesehen. Dann entdeckte ich weiter hinten etwas, mir auf dem Mars ebenfalls nicht Bekanntes - ein offenes Meer, dessen blaues Wasser unter der bronzenen Sonne gleißte.
    Als ich aufstand, um auf Erkundungstour zu gehen, machte ich dieselben komischen Erfahrungen wie damals bei meinen ersten, verhängnisvollen Gehversuchen auf dem Mars. Die geringere Anziehungskraft des kleineren Planeten und der niedrigere Luftdruck der dünnen Atmosphäre boten den Muskeln des Erdenmenschen, der ich war, so geringen Widerstand, daß mich bereits die zum Aufstehen erforderlichen Anstrengungen mehrere Fuß in die Lüfte beförderten und ich schließlich kopfüber im seidigen Gras dieser seltsamen Welt landete.
    Das bestärkte meine Vermutung, mich in einer mir noch unbekannten Gegend des Mars zu befinden. Dies lag durchaus im Rahmen des Möglichen, da ich während meines zehnjährigen Aufenthaltes nur einen winzigen Teil seiner riesigen Weiten erschlossen hatte.
    Ich erhob mich, lachend über meine Vergeßlichkeit, und hatte es bald wieder gelernt, meine irdischen Kräfte den ungewohnten Bedingungen anzupassen.
    Als ich langsam den kaum wahrnehmbaren Abhang zum Meer hinablief, fiel mir das Parkähnliche meiner Umgebung auf. Das teppichartige Gras war kurz, es erinnerte an einen alten englischen Rasen; das untere Geäst der Bäume hatte man offenbar bis zu einer Höhe von fünfzehn Fuß sorgfältig beschnitten. So sah der Wald aus geringer Entfernung in jeder Richtung wie ein riesiges Zimmer mit einer sehr hohen Decke aus.
    All diese Hinweise auf eine gewissenhafte und systematische Pflege überzeugten mich davon, daß ich bei meinem zweiten Besuch auf dem Mars das Glück hatte, den Fuß in zivilisiertes Gebiet zu setzen, so daß mir von Anfang an Gastfreundlichkeit und Fürsorge zuteil wurden, wie sie einem Prinzen des Hauses von Tardos Mors geziemten.
    Je näher ich zur See kam, desto mehr wuchs meine Bewunderung für den Wald. Die dicken Stämme, einige von ihnen mit reichlich einhundert Fuß Durchmesser, zeugten von der ungewöhnlichen Höhe der Bäume, welche ich nur erahnen konnte, da das Blätterdach so dicht war, daß ich nicht mehr als sechzig, achtzig Fuß nach oben blicken konnte.
    So weit ich sehen konnte, waren die Stämme, Äste und Zweige so glatt und glänzend wie das Furnier eines nagelneuen Klaviers. Einige Bäume waren schwarz wie Ebenholz, während ihre unmittelbaren Nachbarn im Dämmerlicht klar und weiß wie feines Porzellan schimmerten, azurblau, scharlachrot, gelb oder in dunklem Purpur gefärbt waren.
    Genauso bunt und abwechslungsreich war das Laubwerk, während die unzähligen Blüten mit unseren Worten nicht zu beschreiben waren. Ihre Schönheit wiederzugeben hätte selbst die Götter vor eine schwierige Herausforderung gestellt.
    Als ich am Waldrand ankam, sah ich zwischen den Bäumen und der offenen See einen breiten Streifen Wiesenland. Ich wollte schon aus dem Schatten treten, da wurden allen romantischen und poetischen Betrachtungen über die reizvolle Landschaft ein jähes Ende gesetzt.
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