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Marlon, die Nummer 10

Marlon, die Nummer 10

Titel: Marlon, die Nummer 10
Autoren: Joachim Masannek
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der Halle, auf ihrem Dach, thronte Leons Zentrale. Hier herrschte er. Hier gab er seine Befehle. Ein Spinnennetz von Rohrtelefonen webte und wand sich aus ihr heraus. Mit ihm erreichte Leon alle sechs Krähennester und Türme, die in den Astgabeln der Baumkrone klebten. Ja, das Baumhaus war selber ein Baum. Ich hoffe, ihr wisst, was ich meine. Camelot II war so verzweigt und verästelt wie die alte Platane, auf der es errichtet war. Wenn man durch Camelot ging, bewegte man sich wie durch einen ausgehöhlten, riesigen Baum. Es war wie das Versteck von Peter Pan auf der Insel der verlorenen Jungs. Nur hatten wir uns nicht verloren. Wir waren so wild und gefährlich wie niemals zuvor. Und genauso wild und entschlossen tauchte jetzt ein Wilder Fußballkerl nach dem andern auf.
    „Alles ist gut!“, grüßte ich und „Solange du wild bist!“, grüßten die andern zurück.
    Dann kletterten wir in die Halle. Wir setzten uns dort in den Kreis. Jeder schaute jeden erwartungsvoll an, doch keiner sagte ein Wort. Das taten wir immer. Das hatten wir von den Indianern gelernt. Das beruhigte die erhitzten Gemüter. Aber schließlich hielt Raban, der Held, das Schweigen nicht länger aus.
    „Sakra-Rhinozeros-Pups!“, zischte er. „Warum sind wir eigentlich hier? Wer von euch hat uns zusammengetrommelt?“
    „Ich! Das war ich!“, antwortete Felix und räusperte sich den Frosch aus dem Hals. „Ähem! Ich mein, ich hab was für euch!“
    Er zog einen Zettel aus seiner Hosentasche und reichte ihn Leon. Mein Bruder entfaltete das zerknüllte Papier. Seine Augen flogen über die Zeilen. Sie verengten sich. Sie wurden zu ganz schmalen Schlitzen. Leon las den Text sicherheitshalber nochmal.
    „Kacke verdammte, Felix!“ Leon strahlte über das ganze Gesicht. Er reichte den Zettel weiter an Fabi.
    „Heiliger Muckefuck!“, raunte der schnellste Rechtsaußen der Welt.
    „Schitte noch mal!“, hauchte Vanessa, die den Zettel als Nächste bekam, und Joschka, die siebte Kavallerie, begann stotternd zu lesen.
    „Pf-pfocks Ki-kitts Kaaap! Ein-n-la-dung zur K-Kinder, zur K-Kinder-w-w-w-w ...!“
    „Was?!“ Raban riss Joschka den Zettel aus der Hand. „Zur Kinder-was?“
    „W-W-W-Weltmeisterschaft!“, stotterte Joschka und hatte das Wort endlich besiegt.
    Raban schnappte nach Luft. Er staunte. Seine Augen wurden größer als die Gläser seiner Coca-Cola-Glas-Brille. „Dampfender Honigkuchenpferde-waaas!“

    „Der Fox Kids Cup!“, antwortete Felix ganz stolz und ganz ernst. „Das ist die Kinder-Weltmeisterschaft! Sie findet jedes Jahr statt. 24 Mannschaften aus 24 Ländern spielen dabeium den Titel und wir können uns für Deutschland qualifizieren.“
    „Terro-touristischer Bärenbauchspeck!“, flüsterte Joschka, die siebte Kavallerie.
    „Das kannst du laut sagen“, gab Felix ihm Recht. „Wir wurden aus über tausend Mannschaften ausgelost. Das ist so, als ob man im Lotto sechs Richtige hat!“
    „Nein! Das ist mehr!“, schüttelte Maxi den Kopf.
    „Das ist, das ist ...!“ Verflixt, mir fiel für so etwas Fantastisches einfach nichts Passendes ein. „Das ist, als ob es im Sommer ...“
    „... in Brasilien schneit.“ Rocce grinste mich an. Seine Augen leuchteten vor Begeisterung. „Versteht ihr? Dann, wenn es gerade ganz heiß ist und man es vor Hitze nicht mehr erträgt.“
    „Ja, genau“, lächelte ich.
    Ich verstand ihn zu gut. Genau diese Worte hatte ich eben gesucht. Rocce und ich, wir waren wie Brüder. Aber Felix, der Skeptischste von uns allen, blieb nach wie vor ernst.
    „Nein!“, widersprach er dem Brasilianer. „Die Hitze ist noch gar nicht da. Die kommt noch. Rocce, das verspreche ich dir. Ich habe von Qualifizieren gesprochen. Habt ihr das vielleicht überhört? Genau! Und diesmal sind es nicht nur zehn Teams wie vor der Hallen-Stadtmeisterschaft. Diesmal haben wir es mit 128 Mannschaften aus 16 Bundesländern zu tun. Und die wollen alle dasselbe.“
    „Zur Kinder-Weltmeisterschaft!“, entfuhr es Jojo, der mit der Sonne tanzt.
    „Bingo!“, nickte Raban, der Held. „Du hast es gesagt. Aber das bringt sie leider nicht weiter.“ Raban grinste. Er dachte gar nicht daran, sich einschüchtern zu lassen und er sprach uns damit aus der Seele. „Das bringt sie nicht weiter, weil wir dorthin fahren werden. Felix! Wann findet diese Weltmeisterschaft statt?“
    „In drei Monaten“, antwortete der Wirbelwind. „Aber vorher müssen wir uns noch qualifizieren.“
    „Klar doch!“, fiel ihm Raban ins
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