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Marlene Suson 1

Marlene Suson 1

Titel: Marlene Suson 1
Autoren: Die Mitternachts-Braut
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ist ein Herzog!“
    Rachel hatte ihre Toilette beendet und betrachtete sich zufrie- den in dem Pilasterspiegel.
    „Hast du tatsächlich die Absicht, das zum Dinner zu tragen?‚ fragte Eleanor kopfschüttelnd. „Wenn du mich fragst, es ist das häßlichste Kleid aus deiner gesamten Garderobe.‚
    „Deshalb ziehe ich es an‚, gestand Rachel freimütig. „Lord Felix soll mich so abstoßend wie möglich finden.‚
    Eleanor lachte laut auf. „Du kannst gar nicht abstoßend aus- sehen, womit du dich auch immer verkleiden magst.‚

„Ich muß mir etwas einfallen lassen, damit Lord Felix aufhört mir den Hof zu machen.‚ Der Gedanke an den eitlen Stutzer ließ Rachel schaudern. „Ich heirate ihn auf keinen Fall.‚
    Eleanor wurde ernst. „Dir bleibt keine Wahl, wenn dein Vor- mund einverstanden ist‚, sagte sie traurig „Die Hälfte aller Frauen der Londoner Gesellschaft wäre nicht mit ihren Eheman- nern verheiratet, wenn sie die Wahl gehabt hätten. Ein Mädchen muß den Gatten akzeptieren, den die Familie auswählt.
    „Lieber sterbe ich, als Lord Felix zu heiraten! rief Rachel lei- denschaftlich. Mit wütenden, heftigen Bürstenstrichen begann sie ihr langes rabenschwarzes Haar zu bearbeiten Ach Elea- nor, was soll ich nur tun? Gibt es denn keine Möglichkeit, ihm zu entkommen?‚
    Eine schon. Finde einen anderen Mann, der es mit Lord Fe- lix’ Reichtum und Rang aufnehmen kann. Dann hat deine Tante keine Handhabe mehr.‚
    „Aber es gibt doch kaum einen Mann, der so reich . . . ‚ Rachels Stimme erstarb in schierer Verzweiflung.
    „Ich weiß.‚ Eleanor nickte niedergeschlagen. „Aber der Duke of Westleigh käme in Frage‚, meinte sie dann. „Vielleicht solltest du versuchen, sein Interesse zu wecken.‚
    Entsetzt starrte Rachel sie an. Sie wollte nichts zu tun haben mit einem Mann, der so arrogant war zu glauben, daß keine Frau gut genug für ihn sei, und der obendrein so herzlos war, seine Braut sitzenzulassen.
    Freilich ging sie nicht so weit, ihren Widerwillen gegen den Herzog auch auf dessen Reitknecht zu übertragen. Trotz aller An- strengung war es ihr den ganzen Nachmittag nicht gelungen, die Erinnerung an diesen aufregenden Mann aus ihren Gedanken zu vertreiben. Als sie jetzt wieder an ihn dachte, färbten ihre Wangen sich rosig. „Hoffentlich macht Fanny ihre Drohung nicht wahr und verlangt vom Herzog, daß er seinen Reitknecht entläßt.‚
    „Nichts anderes hat sie vor. Sie ist wild entschlossen, seinetwe- gen einen großen Wirbel zu machen, wenn sie dem Herzog vorge- stellt wird. Wieder imitierte sie Fannys Stimme: „Ein Gentleman in so bedeutender Position kann ein solches Individuum nicht in seiner Nähe dulden. Ich werde darauf bestehen, daß Westleigh diesen unverschämten, flegelhaften Kretin ohne Zeugnis hinaus- wirft.‚
    Erschrocken sah Rachel sie an. „Aber ohne Zeugnis bekommt er nie wieder Arbeit.‚

„Eben das will Fanny ja erreichen. Sie sagt, das wird ihn lehren, sich so unflätig aufzuführen.‚
    „Aber er war nicht unflätiger als Fanny selbst!‚ Und ein Kre- tin war er auch nicht. Seine Redeweise war wohlgesetzter als die so mancher hochgestellter Herren aus Rachels Bekanntenkreis. Sie konnte allerdings nicht leugnen, daß er ziemlich ungezogen gewesen war. Heiße Röte schoß ihr in die Wangen, als sie sich daran erinnerte, wie er sie gemustert hatte.
    Und dabei hatte Rachel nur ein paar Minuten vor dieser denk- würdigen Begegnung noch geglaubt, kein Mann könnte ihr Herz je zum „Flattern‚ bringen. Ihre stumme Bitte, Gott möge ihr ei- nen solchen Mann schicken, war mit überraschender Promptheit erhört worden. Aber welche Perspektive gab es schon für sie, die Schwester eines Earl, und einen Mann niederen Standes?
    Rachel seufzte. Warum mußte er ausgerechnet ein Reitknecht sein? Das Schicksal spielte einem zuweilen wirklich böse Strei- che. Und dennoch, Reitknecht oder nicht, er war als Mann un- vergleichlich beeindruckender als Lord Felix, der hochwohlge- borene Sohn des Marquess of Caldham.
    Lieber würde ich einen Stallknecht heiraten.
    Ihre Lippen kräuselten sich, als sie an die Worte dachte, die sie Sophia entgegengeschleudert hatte. Was für einen Sturm der Entrüstung sie auslösen würde mit der Erklärung, daß sie einen Reitknecht dem Sohn eines Marquess vorzog! Man würde sie ver- mutlich ins Irrenhaus einweisen.
    Doch der Mut des Reitknechts und die Bereitschaft, sein Le- ben für das des Gefährten in die Waagschale zu werfen, wogen für
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