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Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter

Titel: Mark Tate - 012 - Nachts gruselt's sich leichter
Autoren: W. A. Hary
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einem schrecklichen Disakkord.
    Das war für Marietta Bickford das Zeichen.
    Langsam erhob sie sich. Dabei fühlte sie sich seltsam leicht und beschwingt.
    Sie blickte dem Dämon entgegen, der seine häßliche Fratze zu einem satanischen Lächeln verzog.
    Er verhielt sich abwartend, bis Marietta vor ihm stand. Dann breitete er die Arme aus.
    Marietta warf einen kurzen Blick in die Runde, bevor sie den entscheidenden Schritt tat.
    Der magische Kreis war nicht sehr weit. Die Zeichen, die sie angebracht hatte, schienen zu leben und über den Boden zu kriechen – immer wieder eine Runde.
    Da erblickte Marietta sich selber am Boden liegend, in die Decke eingerollt, scheinbar friedlich schlummernd.
    Sie lächelte über diesen Anblick, denn sie wußte, daß dies nur ihr Körper war.
    Der Schlummer würde ewig wären.
    Der Dämon grollte: »Willkommen in der Sphäre des Bösen, meine Sklavin!«
    Marietta wandte sich ihm zu.
    »Wahrlich, Gebieter, jetzt bin ich deine Sklavin!«
    Sie schwebte auf ihn zu.
    Das Grauen, das von ihm ausging, nahm sie nicht wahr.
    An ihre Eltern, an alles, was vorher ihr Leben ausgemacht hatte, dachte sie nicht mehr. Das gehörte der Vergangenheit an und schien so weit zurückzuliegen, daß sie sich kaum daran erinnern konnte.
    Das Licht ringsum verblaßte. Damit verschwand auch die Höhle.
    Marietta hatte mit ihrer Beschwörung eine eigene Sphäre innerhalb des magischen Kreises geschaffen.
    Jetzt verließ der Kreis die Höhle, um ins Jenseits zu gleiten.
    Die Höhle würde die Verbindung zum Diesseits bleiben. Das wußte Marietta, ohne daß ihr das jemand sagen mußte.
    Alles war für sie so selbstverständlich – auch daß ihr Körper nicht in der Wirklichkeit blieb. Sie folgte ihm.
    Aber hier, im Zwischenreich des Bösen, mußte er verharren, während Marietta frei war.
    Sie folgte ihrem Gebieter zu den anderen Schauergestalten.
    Ihre Ankunft wurde gefeiert.
    Und am Ende verschaffte sich der Dämon Kasimir Cassdorf bei allen Gehör.
    »Hiermit wird für mich ein neuer Abschnitt beginnen. Gemeinsam mit meiner Sklavin, die meine Rückkehr ermöglicht hat, werde ich mich rächen für meine Niederlage, und meine Rückkunft wird schrecklicher sein als alles, was diese Sterblichen je erlebt haben.«
    Er lachte schaurig, und Marietta Bickford – selber zu einer Verdammten geworden – fiel in dieses Gelächter ein.
     
    *
     
    John Holleway kam fast immer zur gleichen Zeit nach Hause – es sei denn, er mußte Überstunden in der Fabrik machen.
    Heute war das nicht der Fall gewesen.
    Er warf einen Blick auf die Borduhr. Es war kurz vor sechs Uhr am späten Nachmittag.
    Tief atmete er durch. Feierabend.
    Rechte Freude darüber wollte allerdings nicht aufkommen. Er dachte an seine Familie, bei der er bald sein würde, aber diese Gedanken wurden durch etwas anderes überschattet.
    Den ganzen Tag über hatte er sich mit der eigenartigen Handlungsweise des Mädchens Marietta Bickford beschäftigt. Er vermochte es einfach nicht, sich darauf einen Reim zu machen.
    Und dann war dieses unangenehme Gefühl in ihm, daß längst alles zu spät war, daß er einen Fehler gemacht hatte.
    Er hätte vor dem Haus der Bickfords halten sollen, um zu fragen, ob es stimmte, was Marietta behauptet hatte.
    Sein schlechtes Gewissen quälte ihn.
    Oder konnte er noch etwas tun? Sollte er, auf dem Wege nach Hause, nicht doch noch einen kurzen Abstecher dorthin machen?
    Er war unschlüssig, überlegte hin und her.
    Er fuhr unkonzentriert, hatte für die öde Landschaft draußen keinen Blick.
    Dann änderte sich der Charakter der Gegend. Es gab Pflanzenwuchs, ein paar Bäume, Felder, die von den Bauern bebaut wurden. Diese Strecke hatte den einzigen fruchtbaren Boden weit und breit.
    Direkte Nachbarschaft kannten die Bewohner des Ortes nicht. Sie waren im wahrsten Sinne des Wortes von der Welt abgeschnitten, und die einzige Straße, die ins Dorf führte, war im schlechten Zustand.
    Sie war dazu auch noch eine Sackgasse, die direkt vor John Holleways Haus endete – falls man den felsigen Weg, der zur Jagdhütte des grausamen Fürsten hinaufführte, nicht in Betracht zog.
    Eigentlich war es vermessen, diesen Weg als solchen zu bezeichnen. Schon nach kurzer Streck durchquerte er eine sanft abfallende Geröllhalde, von der aus man den Weiterlauf des Weges schlecht finden konnte.
    John Holleways Wagen erkletterte die letzte Steigung, und dann lag das offene Tal vor ihm.
    Mitten durch den Ort plätscherte der breite Bloody River,
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