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Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Unternehmen Delphin (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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hatte. Nun, da der General aus der Verbannung zurückgekehrt war und mit seinen Laser-Batterien die Macht in der EAAU an sich gerissen hatte, gab es für die Chinesen keinen Grund, vertrauensselig zu sein. Commander Brandis würde einen schweren Stand haben, sie von der Lauterkeit seiner Absichten zu überzeugen.
    Ich sagte: »Sie, Lieutenant Ibaka, und Sie, Lieutenant Stroganow, werden von nun an, bis der Commander sich meldet, abwechselnd die VOR-Frequenzen überwachen, jeweils vier Stunden lang. Das Kennwort – ich wiederhole es – lautet Heimweh .«
    »Aye, aye, Sir«, sagte Ibaka.
    »Aye, aye, Sir«, sagte auch Stroganow.
    Bis zum Eintreffen des Commanders – auf einmal wurde es mir bewußt – trug ich die volle Verantwortung für das Schiff. Es war ein hervorragendes Schiff, das beste und schnellste, daß VEGA je entwickelt hatte, Prototyp einer atomar angetriebenen Serie, die nie gebaut wurde, weil während des ersten Erprobungsfluges von Delta VII der General die Macht auf der Erde an sich gerissen hatte. In einem letzten Aufbegehren gegen die Reinigende Flamme hatten die VEGA-Ingenieure alle Unterlagen der Neukonstruktion vernichtet. Nur der Prototyp war übriggeblieben, Delta VII, dieses Schiff, in dem die gesamte Ingenieurkunst des Westens zusammengeflossen war, eine in Materie umgesetzte mathematische Formel, für deren Besitz der General die Hälfte seiner Raumflotte hingeben würde. Die von ihm angestrebte Überlegenheit über die VOR und damit die ungeteilte Herrschaft über das All: die Delta-VII-Serie hätte sie ihm gesichert.
    Es war der 20. Mai des Jahres 2070, 05.13 Uhr Metropoliszeit, als ich Delta VII mit langsamer Fahrt hineinlenkte in die kalte Leere des Raumes, wo mich irgendwann die vereinbarte Nachricht erreichen sollte.

Kapitel 02
    An dieser Stelle unterbreche ich zum erstenmal meine Schilderung der Ereignisse, um sie durch einen Bericht zu ergänzen, der auf protokollierten Aussagen von Commander Mark Brandis beruht.
    An Bord der Lotus war alles eng, sachlich und militärisch nüchtern. Der Ruheraum enthielt lediglich zwei übereinander angebrachte Kojen, einen an der Wand befestigten Klappsitz und ein Waschbecken aus weißem Kunststoff. In diesem Raum hatte sich Mark Brandis seiner Kombination entledigt und seine Taschen geleert.
    Die Besatzung bestand aus zwei Mann: dem Piloten im Range eines Oberleutnants, der zugleich Kommandant war, und dem Navigator, einem jungen Leutnant, der nunmehr das erste Verhör führte. Das Metro, das er sprach, ließ auf eine gewissenhafte, gründliche Schulung schließen, wenn sich auch ein leichter Dialekt nicht völlig leugnen ließ. Er hatte Brandis geduldig ausreden lassen und studierte nun die ihm übergebenen Dokumente. Schließlich blickte er auf. Die dunklen, mandelförmigen Augen musterten Brandis kühl und mißtrauisch. »Ich verstehe Ihr Interesse am Wohlergehen der VOR nicht ganz, Commander. Immerhin sind Sie Offizier einer uns nicht gerade freundlich gesonnenen Macht.«
    Es fiel Brandis schwer zu entscheiden, ob seine Worte auf Verständnis stießen. Der unergründliche Gesichtsausdruck des Leutnants irritierte ihn.
    »Ich möchte eins richtigstellen«, sagte er. »Ich bin Zivilist. Delta VII, mein Schiff, gehört der VEGA. Und wie Sie sicherlich wissen, ist VEGA eine rein zivile Einrichtung.«
    Der Leutnant lehnte sich gegen die hochgeklappten Kojen. »Commander, dies ist kein Augenblick für Scherze. VEGA ist nicht zivil, sondern heute eines der wichtigsten Rüstungszentren der EAAU.«
    Brandis nickte. »In diesem Punkt haben Sie leider recht, Leutnant. Aber wie ich Ihnen schon gleich zu Anfang sagte, erkenne ich das Regime der Reinigenden Flamme nicht an.«
    Es muß doch möglich sein, dachte Brandis, diese Mauer aus Mißtrauen zu durchbrechen. Aber wie? Er hatte in seinem Leben zu wenig mit Asiaten zu tun gehabt, um ihre Reaktionen zu verstehen. Seit Jahrzehnten schon waren die Verbindungen zwischen den beiden Welthälften auf ein Minimum beschränkt. Auf die kurze Tauwetterperiode in der Regierungszeit des Präsidenten Samuel Hirschmann war wieder eisiger Frost gefolgt.
    »Warum«, fragte der Leutnant, »befehligen Sie als Zivilist ein so schwerbewaffnetes Schiff?«
    Das Verhör ging nun in die zweite Stunde. Brandis fühlte sich erschöpft. Es wiederholten sich immer wieder die gleichen Fragen.
    »Ich sagte es Ihnen bereits, Leutnant. Delta VII wurde auf Anordnung der damals noch unabhängigen Republik Venus bewaffnet. Das alles
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