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Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)

Titel: Mark Brandis - Salomon 76 (Weltraumpartisanen) (German Edition)
Autoren: Mark Brandis
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02
    Tief in der Unendlichkeit des Raumes, rund vierundzwanzigtausend Meilen von der Erde entfernt, schien der trapezförmige, flache Leib des Schweren Kreuzers Ares I auf der Stelle zu stehen. In Wirklichkeit jedoch war er längst in eine ellipsenförmige Umlaufbahn eingetreten, die parallel zu jener von SALOMON 76 verlief.
    Die Reise war ohne Zwischenfälle verlaufen, und sollte je eine ernsthafte Gefahr für SALOMON 76 bestanden haben – in wenigen Stunden, nach der feierlichen Inbetriebnahme, würde sie auf alle Zeiten gebannt sein.
    Zwei, drei Sekunden lang weilte mein Blick nachdenklich auf dem schimmernden Rubin im All, mit dem sich ein neues Zeitalter verband, dann wandte ich mich entschlossen an Captain Grischa Romen, den Piloten. »Landung in freiem Manöver, Captain!«
    Captain Romen wiederholte den Befehl, und das Schiff nahm wieder Fahrt auf. Einen Atemzug lang, unmittelbar vor der Landung, schien Captain Romen jedoch auf einmal zu zögern, und ich glaubte ihn zu verstehen. Aus dunkler Tiefe brach ein letztes Mal der uralte Traum des Zigeuners von schrankenloser Freiheit und ungebärdiger Wanderschaft, brach das überlieferte, ererbte Mißtrauen gegen jede stammesfremde Ordnung und Obrigkeit. All dies währte freilich nur einen flüchtigen Augenblick – dann legten sich Captain Romens braune Hände fest und entschlossen auf die Klaviatur der Regler, und leicht wie eine Feder setzte Ares I auf dem markierten Liftkopf auf.
    »Schiff gelandet, Sir.«
    »Danke, Captain.«
    Ich löste mich aus den Gurten. Captain Romen sprach mich noch einmal an.
    »Sir –«
    »Ja.«
    »Hand aufs Herz, Sir! Was halten Sie von diesem Ding?«
    »Nun«, ich suchte nach Worten, »ich glaube, mit diesem Ding, wie Sie SALOMON 76 nennen, Captain, tut die Menschheit einen großen Schritt in eine bessere Zukunft. Einen sehr großen Schritt.«
    Captain Romens braune Augen blickten trüb. »Ich weiß nicht, Sir«, sagte er leise, »ich weiß nicht. Ich habe auf einmal ein verdammt ungutes Gefühl.«
    Ich ging nicht darauf ein. Es wurde für mich Zeit, meine beiden Passagiere zum Ausstieg zu begleiten. Erst viel später sollten mir Captain Romens Worte wieder einfallen – zu einer Zeit, da das ungute Gefühl längst auf mich übergegriffen hatte.
    Im Innern der Station empfing uns feierliches, rubinrotes Licht. Wie in manchen alten Kathedralen schien es von überallher und von nirgends zu kommen. Erst als ich, wie es das Reglement vorschrieb, als letzter von Bord gegangen war, entdeckte ich, daß die Wände der Station aus rubinfarbenem transparentem Kunststoff bestanden. Nicht ein einziges Stück Metall hatte beim Bau des Gehäuses Verwendung gefunden. Das riesige Elektronenhirn, in dem neben den Namen, Daten und Besonderheiten aller Bürger der Drei Vereinigten Kontinente sämtliche gültigen Gesetzestexte und Paragraphen sowie der ganze Katalog kriminalistischer Erfahrungen und polizeilicher Mittel gespeichert war, sollte durch keinerlei magnetische Einwirkung beeinflußt werden.
    Das Licht fiel von außen ein: gedämpft und magisch. Die Kameras eines bereitstehenden Fernsehteams traten in Aktion und sandten ihre Signale über einen haarfeinen, unsichtbaren Laserstrahl hinab auf die Erde, wo diese dann wieder zu Bildern zusammengesetzt und in jedes Haus geleitet wurden.
    Eine andere Richtstrecke verband SALOMON 76 mit den Towns auf der Venus.
    Und überall dort, wo die Bilder aufleuchteten, hielten die Menschen den Atem an und lauschten der erläuternden Stimme: »Meine Damen und Herren, in Abänderung unseres Programms übertragen wir schon heute die feierliche Inbetriebnahme von SALOMON 76 ...«
    Musik erklang. Der Festakt, mit dem die Bürger der EAAU in eine neue Zeit eintraten, begann. Professor Kalaschnikow, der Konstrukteur der Station, ein würdevoller alter Mann mit schulterlangem, schlohweißem Haar und gütigen, fast kindlich naiven Augen, übergab Minister Villiers auf einem blausamtenen Kissen ein handgroßes Schaltpult. Er schien etwas sagen zu wollen, doch seine Stimme versagte. SALOMON 76 – so viel hatte ich inzwischen in Erfahrung gebracht – war die Krönung seines Lebens. Mit diesem Computer hatte er alles gegeben: sein Wissen, sein Talent, seine Hoffnung. Das Werk sprach für ihn.
    Kalaschnikow machte eine hilflose Bewegung und trat in den Hintergrund zurück. Seine Augen schimmerten feucht.
    Minister Villiers reichte das Kissen mit dem Schaltpult weiter, eilte hinter dem Professor her und schloß ihn bewegt
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