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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann
Autoren: Manfred Wieninger
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geht’s, Tschabuschnigg?“
    Ich stöhnte vorsichtshalber ein wenig und befühlte meinen rechten Oberarm. Er fühlte sich absolut taub an und war vielleicht gebrochen.
    „Ich dachte, der Name Jury reicht immer noch aus, um einen halben Zug der Alarmabteilung in Bewegung zu setzen. Statt dessen tauchen nur ihre beiden Clowns auf“, eröffnete ich das Scharmützel.
    „Die Alarmabteilung ist als Reserve hinter der nächsten Straßenecke gestanden, das Viertel war zerniert. Aber meine Jungs haben sich halt freiwillig gemeldet, als wir vom echten Tschabuschnigg endlich heraus hatten, wer der Hausfriedensbrecher ist.“
    Tschabuschnigg ist keine harte Nuß, dachte ich und stöhnte noch ein bißchen.
    „Jury hat also die Polizei eingeschaltet?“
    „Jeder in seiner Position hätte das getan. Warum legen Sie sich überhaupt mit Leuten seines Schlages an?“
    „Der Mann spielt Golf mit jedem, der wichtig ist in dieser Stadt?“
    „So ähnlich.“
    „Ich werde nie verstehen, warum es Spaß machen sollte, mit einem Eisenstock Löcher in eine Wiese zu dreschen.“
    „Lenken Sie nicht ab! Warum sind Sie dem Mann so nah auf den Pelz gerückt, daß er sich von uns schützen ließ?“
    „Er ist ein Totschläger. Er hat Salek zum Krüppel geschlagen, eine arme, alte Putzfrau totgefahren und Bausch ...“
    „Die von unserer Dienstvorschrift übrigens vollkommen gerechtfertigten Schläge auf Ihren Hinterkopf dürften Sie etwas verwirrt haben.“
    „Ich weiß, ich rede schon wie ein Pfarrer, aber ich habe Beweise!“
    „Gegen einen Jury hat niemand Beweise. Und wenn doch, dann nützen Sie nichts.“
    „Wollten Sie nicht Sicherheitsdirektor werden?“
    „Sie sind ein Hasardeur! Nichts weiter!“
    „Oberflächlich betrachtet haben es Jury und seine Gefährtin aus durchaus ehrenwerten Motiven getan. Nämlich um Altbürgermeister Jurys Ansehen zu schützen. Aber etwas tiefer geschürft ist sein Ruf auch ihr Ruf, und mit einem Massenmörder in der Familie wird man vielleicht doch nicht so leicht Landesrat.“
    „Sie übertreiben schon wieder!“ meinte Gabloner.
    „Ich übertreibe immer. Deswegen habe ich auch einen gebrochenen Arm.“
    Gabloner schwieg. Dann drehte er sich zum Lenkrad herum und startete den Motor. Wider Erwarten ohne Probleme.
    „Ich bringe Sie erst einmal nach Hause.“
    „Übrigens, wie stehen wir beide jetzt?“
    „Ich glaube, eins zu eins, unentschieden.“
    „Sie wollen also gegen den jungen Jury nichts unternehmen?“
    „Schmieren Sie etwas Chinaöl auf Ihren Arm, dann beruhigen sich die Nerven schon wieder.“

XLV
    Das Teppichgeschäft in Klein-Ankara war noch winziger, als ich es in Erinnerung hatte. Ein bartloser Junge döste auf einem kleinen Teppich hinter einem Verkaufspult aus aufgeschichteten Wandteppichen und glitt wie ein Fisch aus dem Schlaf, als ich das Lokal betrat. Es mochte einer von Hikmets Kindersoldaten sein.
    „Ich habe eine Nachricht für Eliezer Hikmet. Er weiß, wo das Schwert ist. Es ist eine Nachricht für das Schwert.“ Damit legte ich den Briefumschlag, der Jurys und Salome Zenz’ Namen und ihre Adresse enthielt, auf das improvisierte Pult. „Was bedeutet Kaddisch in Ihrer Sprache?“
    „Ich glaube“, sagte der Bartlose, „es bedeutet gar nichts.“
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