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Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann

Titel: Marek-Miert 01 - Der dreizehnte Mann
Autoren: Manfred Wieninger
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an.“
    Jolly blickte hilfesuchend zum Flipperautomaten. Vielleicht wollte er sich ja die Kugel geben.
    „Und jetzt stell etwas Vernünftiges zum Trinken auf den Tisch, den du nicht hast - es könnte sein, daß ich heute zum letzten Mal einen Flipperautomaten oder irgend etwas anderes auf der Welt sehe.“
    „Mal sehen, was ich habe ... Diätcola?“

XLIII
    Nachdem ich die Klingel gedrückt hatte, stellten sich beide Kameras leicht surrend auf mich ein. Es ist doch schön, wenn man Beachtung findet.
    „Jolly Tschabuschnigg, die Klatschtante. Ich bin angemeldet“, sprach ich gegen das grüne Glas und das Aluminiumgehäuse des linken, mechanischen Auges.
    Wenig später zog das Tor auf wie ein Bühnenvorhang, und ich ging die asphaltierte Auffahrt zum Juryschen Anwesen fürbaß. Zu beiden Seiten der Privatstraße zog sich ein akkurat gemähter, englischer Rasen, in dem vereinzelt alte Laubbäume standen, einen kleinen Hügel hinauf. Das Gebäude auf der Anhöhe war eine verquere Mischung aus chinesischem Gartenpavillon, griechischem Jupiter-Tempel und älplerischer Jagdvilla. Der Entwurf stammte wahrscheinlich von Ludwig, dem Bayernkönig, und Planmitverfasser war eine Sliwowitz-Flasche gewesen.
    Vor dem Haus gab es wider Erwarten keine Ansammlung von lebensgroßen Keramik-Bambis oder Mini-Pagoden, sondern nur einen grünschwarzen Granitplattenweg, der zu einer imposanten Haustüre aus Eiche und Messing im Hollywood-Stil führte.
    Diesmal gab es keine Klingel, und man ließ mich sicherheitshalber zehn Minuten warten. Schließlich öffnete eine etwa dreißigjährige Männerschönheit in schwarzen Hosen und grauem Pulli die Tür. Sein Gesicht war so ebenmäßig wie ein Kreis, die Haut hell, und der Messerhaarschnitt sichtbar teuer. Ohne ein Wort führte er mich in den großen Vorraum, aus dem eine Treppe nach oben und drei Türen ebenerdig wegführten und in dem man einen Provinzbahnhof locker hätte unterbringen können.
    „Ich habe vorhin in Ihrer Redaktion angerufen, Herr Tschabuschnigg. Dort hat sich ebenfalls ein Herr Jolly Tschabuschnigg am Telefon gemeldet.“
    „Dann müssen Sie unter falschem Namen angerufen haben, denn ich habe Jolly Tschabuschnigg klar instruiert, keinen Anruf von Ihnen entgegenzunehmen.“
    „Wer sind Sie?“
    „Ich bin der Richter, Herr Jury.“
    „Der Richter?“
    „Marek Miert, der Richter. Sie und ‘Salome’ Zenz haben jetzt die Gelegenheit, Ihre Taten darzustellen und zu begründen, worauf ich ein Urteil fällen werde.“
    „Sie müssen verrückt sein!“ Der Schönling lächelte verbindlich wie ein Galgenstrick.
    „Das hatten wir schon.“
    „Ich darf Sie jetzt nachdrücklich ersuchen, mein Haus zu verlassen.“
    Kein Kriminalfilm kommt ohne abschließenden Showdown aus, in dem alles erklärt wird. In der Wirklichkeit wird man ganz einfach hinausgeschmissen.
    „Ihr Großvater fällt in den Gerichtssprengel eines höheren Richters, mein Urteil betrifft ihn nicht.“
    „Jetzt wird es mir aber zu bunt. Verschwinden Sie, oder ich hole die Polizei!“ Jeder Rest von Verbindlichkeit war aus Jurys Feschakgesicht geschwunden.
    „Ich verurteile Sie und Salome Zenz zum Tode“, sagte ich so unmelodramatisch wie möglich, als ich über die Schwelle schritt.
    „Das wird ein Nachspiel haben! Für Sie und diesen Herrn Tschabuschnigg, Sie Schmierenkomödiant!“
    In einem hatte Jury recht: Es würde ein Nachspiel geben. In einem hatte er unrecht: Das hier war eine Tragödie.
    Ich wanderte durch den Park mit den kahlen Bäumen und durch das offene Tor. Davor stand Salome Zenzs leerer Lancia. Auch sie hatte offenbar das Urteil vernommen. Es gab keine Berufung dagegen, ich war die erste und letzte Instanz.

XLIV
    Strategisches Denken ist etwas für Schachspieler und andere Schöngeister, aber sicherlich nichts für eine von Oberleutnant Gabloner trainierte Truppe. Seine beiden Schergen hockten straßenseitig hinter Salome Zenz’ Nobelkarosse und als sie mich kommen hörten, stürzten sie sich wortlos und konzentriert auf mich. Ihre eifrigen Schläge mit dem Gummiknüppel trafen meine Oberarme, meinen Hals und meinen Kopf. Ein letzter, saftiger Hieb auf meine rechte Halsschlagader versetzte mich in eine tiefe Ohnmacht, aus der ich nach einer Minute oder einem Jahr erwachte.
    Ich lag im Fonds meines eigenen Wagens, und Oberleutnant Gabloner drehte seinen imposanten Oberkörper vom Fahrersitz aus in meine Richtung, um mich wie ein mäßig besorgter Irrenwärter anzugrinsen.
    „Wie
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