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Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)

Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)

Titel: Marcus Gladiator - Aufstand in Rom (German Edition)
Autoren: Simon Scarrow
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und klamm.
    Marcus zog den Umhang fester um sich. Er hatte trotz des Wetters die Kapuze abgenommen, sodass er den lärmenden Vorgängen im Senatshaus besser folgen konnte. Sein dunkles, lockiges Haar musste dringend geschnitten werden. Doch bis dahin wurde es von einem Lederriemen zurückgehalten, den er sich um die Stirn gelegt und hinten zusammengeknotet hatte.
    Obwohl er kürzlich zwölf geworden war, wirkte er groß und kräftig gebaut für sein Alter, wie man es wohl von einem Jungen erwarten konnte, der beinahe zwei Jahre seines Lebens zum Gladiator ausgebildet worden war. Es lag eine Härte in seinen Zügen, die für einen Zwölfjährigen ungewöhnlich war, und sie hatte mit den Narben zu tun, die er in seinem kurzen Leben bereits gesammelt hatte, zum Beispiel mit der über dem rechten Knie.
    Eine idyllische Kindheit auf der griechischen Insel Lefkada war plötzlich zu Ende gegangen, als die Schergen des Geldverleihers Decimus Marcus und seine Mutter entführt hatten. Kurz danach waren sie getrennt worden. Während man seine Mutter auf ein Landgut in Griechenland gebracht hatte, wo sie ihr Leben lang Sklavendienste tun sollte, hatte ein Lanista – der Besitzer einer Gladiatorenschule bei Capua – Marcus gekauft. Seine Ausbildung war brutal und erbarmungslos gewesen, bis man ihn ausgewählt hatte, vor Julius Caesar zu kämpfen. Zufällig hatte er dabei Portia, der Nichte Caesars, das Leben gerettet, die während seines Kampfes mit zwei Wölfen in die Arena gestürzt war.
    Danach hatte man ihn nach Rom gebracht, wo er in Caesars Haus Dienst leisten und dessen Feinde ausspionieren sollte. Zum Dank dafür hatte man ihm vor einigen Monaten die Freiheit geschenkt. Zunächst hatte Marcus geglaubt, dass er nun nach seiner Mutter suchen könnte. Doch obwohl Caesar Erkundigungen einzog, um herauszufinden, wo man sie festhielt, gab es bisher keine Nachrichten von ihr, und Marcus wurde allmählich unruhig. Das Herz schmerzte ihn, wenn er an seine Mutter dachte und sich vorstellte, wie sie, an andere Sklaven gekettet, zur Arbeit auf den Feldern gezwungen wurde, die zur Villa des Decimus gehörten. Er konnte keine Ruhe finden, solange sie noch Sklavin war. Und er konnte auch nicht zufrieden sein, ehe er sich an Decimus für all das Leiden gerächt hatte, das dieser ihm, seiner Mutter und Titus, dem Mann, der Marcus wie seinen Sohn aufgezogenhatte, angetan hatte. Wenn bis zum Ende des Monats keine Fortschritte zu verzeichnen waren, dann würde er Caesar um Erlaubnis bitten, selbst nach seiner Mutter suchen zu dürfen.
    Obwohl er nun kein Sklave mehr war, hatte Marcus schon bald entdeckt, dass sein neuer Status ihm weniger Freiheit gewährte, als er zunächst vermutet hatte. Diejenigen, die Sklaven gewesen waren, standen bei ihren früheren Herren in der Schuld, und man erwartete von ihnen, dass sie allen Anfragen um weitere Dienstleistungen nachkommen würden. Das waren die seltsamen Sitten der Römer. Hier ging es ganz anders zu als in dem schlichten Leben, zu dem man ihn auf Lefkada erzogen hatte.
    Marcus lief die Zeit davon. Caesar hatte seine einjährige Dienstzeit als einer von zwei Konsuln bereits hinter sich und würde Rom schon bald verlassen, um das Heer und den südlich der Alpen gelegenen Teil der gallischen Provinz zu befehligen. Wenn Marcus auf weitere Hilfe von Caesar bei der Suche und Befreiung seiner Mutter hoffte, dann musste das bald geschehen, ehe der neu ernannte General Rom verließ. Doch zuerst musste Caesar einen Versuch seiner politischen Feinde überstehen, ihn wegen Machtmissbrauchs während der Amtszeit vor Gericht zu stellen.
    Heute würde man darüber abstimmen, ob ein Prozess gegen ihn angestrengt werden sollte. Den ganzen Tag lang waren die Argumente für und gegen den Antrag wütend hin und her geflogen. Caesar war mehrere Male von seiner Bank aufgesprungen und hatte seine Ankläger direkt angesprochen. Wie immer war Marcus vom Redegeschick seines ehemaligen Herrn beeindruckt gewesen. Er hatte seine Gegner mit Vernunft, Rhetorik und Humor herausgefordert und damit versucht, die Unterstützung der Senatoren und der Mehrheit des Publikums zu gewinnen. Aber reichte das?
    Der grauhaarige Mann, der neben Marcus stand, legte den Kopf ein wenig schief, während er über die Frage des Jungen nachdachte. Festus war für die private Leibwache Caesars verantwortlich, eine kleine Truppe von ehemaligen Soldaten und Gladiatoren sowie Straßenkämpfern, die für Caesars Sicherheit zuständig waren, wenn er
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