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Manner Lieben

Manner Lieben

Titel: Manner Lieben
Autoren: Hanna Julian
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erwiderte Chris einsilbig.
    Rick starrte ihn an, dann hob er seine Kamera und schoss ein Foto von Chris.
    „Was soll das?", fragte dieser genervt.
    „Ich wollte dich nur noch mal an deinem letzten Arbeitstag bei Art'n live festhalten. Ab morgen kannst du vermutlich zugucken, wie Kinder den Asphalt mit Kreide bemalen." „Lustig", kommentierte Chris.
    „Nicht für mich!", fauchte Rick ihn an, dann fügte er leiser hinzu: „Ich arbeite gerne mit dir zusammen, Chris. Du hast ein Gespür für die interessanten Storys hinter den Fassaden. Weißt du noch, der Bildhauer, den du in einem dieser Clubs gesehen hast, die du besuchst. Sein Outing schlug ein wie eine Bombe." Chris ließ seinen Kopf auf die Tischplatte sinken und hielt sich für einen Moment die Ohren zu. Dann hob er den Kopf wieder und sagte flüsternd: „Ich hatte mit dem Typ gevögelt und er hat mich darum gebeten, seine Homosexualität öffentlich zu machen. Ich habe ihm nur einen Gefallen getan. Das war keine große Kunst von mir, sondern von ihm genauestens geplant. Und mal ganz nebenbei gesagt, war er auch sonst ein berechnendes Miststück."
    „Miststück", wiederholte Rick amüsiert. „Wenn du dich nicht selbst outen willst, dann solltest du wirklich auf deine Wortwahl achten. Kein normaler Mann sagt über einen anderen Mann, er sei ein Miststück."
    Chris funkelte den Fotografen wütend an. „Weiß doch eh jeder hier, dass ich schwul bin."
    „Da irrst du dich", erwiderte Rick ernst.
    Chris sah ihn überrascht an.
    „Kathryn und Joyce haben eben noch in der Küche über dich geredet. Ich glaube, da läuft eine Wette, wer von beiden dich eher ins Bett bekommt. Ich war drauf und dran, in die Wette mit einzusteigen." Rick zog herausfordernd eine Augenbraue hoch.
    Chris spürte, wie er Kopfschmerzen bekam. „Scheiße ... was ist das nur für ein Tag heute", murmelte er. Rick tätschelte ihm tröstend die Schulter.
    „Sag mal ...", begann er vorsichtig, „war da vielleicht was zwischen dir und Marriott? Ich meine, ist er etwa auch ..." „Gar nichts war zwischen ihm und mir", unterbrach Chris ihn zornig.
    Rick lachte erneut, diesmal klang es triumphierend. „Erwischt, O'Gehry! Da war vielleicht wirklich nichts, aber du hättest gerne, dass da etwas gewesen wäre." Chris funkelte ihn genervt an und erwiderte: „Er hasst mich, okay? Ich habe ihn angelogen, um in seine Wohnung zu gelangen. Ich war drin, habe jedoch nichts rausgefunden. Aber er hat herausgefunden, dass ich ihn belogen habe. Dann hat er mich vor die Tür gesetzt. Soll ich das etwa deiner Meinung nach schreiben?"
    Rick trommelte mit den Fingern auf Chris' Schreibtisch. „Ja! Schreib einen Artikel darüber, wie du ihn aufs Kreuz gelegt hast. Du weißt doch, das Wichtigste ist, dass die Verkaufszahlen stimmen. Und ganz ehrlich, das kann nur Werbung für dich sein."
    „Ja, Werbung für das Arschloch des Monats", erwiderte Chris bitter.
    „Seit wann macht es dir was aus, das Arschloch des Monats zu sein?", fragte Rick erstaunt. „Seit ich mich wie eines fühle."
    Nun nickte Rick zu Chris' Überraschung. „Okay, O'Gehry. Ich sag dir was. Ich habe keine Ahnung, was da gestern gelaufen ist, aber ich weiß eines ganz sicher. Dich hat es voll erwischt!" Chris machte eine abwehrende Geste. „Wie ich dir schon sagte, hasst Marriott mich."
    „So fangen oft die stürmischsten Liebesgeschichten an. Hetero-Liebesgeschichten zumindest. Bei Homo kenne ich mich nicht so aus."
    Rick wartete einen Moment, dann fragte er mit eindringlicher Stimme: „Ist es bei euch anders?"
    Chris presste kurz die Lippen aufeinander. Schließlich knirschte er: „Nein, es ist bei uns auch nicht anders. Aber zwischen Marriott und mir ist es anders. Ich kann das, was ich kaputtgemacht habe, nicht einfach mit einer Entschuldigung wieder gut machen. Er ist scheu. Er hat Angst vor Menschen. Und er hasst es, wenn man in ihn dringen will."
    Rick lachte frivol auf. „So genau wollte ich es dann auch wieder nicht wissen."
    Chris verzog spöttisch das Gesicht. „Du bist ein Idiot, aber das hörst du sicher nicht zum ersten Mal. Ich meinte das rein emotional. Man kann ihn leicht verschrecken. Er kann aber auch ziemlich offensiv sein, wenn ihm etwas nicht in den Kram passt."
    „Und du meinst nicht, dass du darüber einen anständigen Bericht schreiben kannst?", erkundigte sich Rick erneut. Chris schüttelte den Kopf. „Es geht nicht mehr um den Bericht."
    „Um was dann? Marriott lässt dir keine Ruhe, stimmt's?" Chris
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