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Manchmal muss es eben Mord sein

Manchmal muss es eben Mord sein

Titel: Manchmal muss es eben Mord sein
Autoren: F Mey
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lind und so lau.
    Und die Blumen winken auf blühender Au,
    Und funkeln und glitzern im Morgentau,
    Und die Menschen jubeln, wohin ich schau …
    Mitten in der Götterdämmerung von Marie von Ebner-Eschenbach hörte Elfie Schritte auf dem Kiesweg und hob den Kopf. Die Kommissarin kam auf sie zu, und Elfie musste unwillkürlich lächeln. Ein Gutes hatten die Ereignisse der letzten Monate – so unerfreulich sie auch waren – ja doch gehabt. Sie hatte Alex von Lichtenstein kennengelernt, die auf ihre Art für Ruhe und Ordnung sorgte. Elfie hatte sie vom ersten Moment an ins Herz geschlossen. Und jetzt stand einer Freundschaft nichts mehr im Wege.
    »Hallo Frau Ruhland«, sagte Alex mit leiser Stimme und ließ sich neben Elfie auf die Bank fallen. Sie sah blass aus, ließ die Schultern hängen und starrte zu Ludwig hinüber.
    »Hallo Alex, was ist denn mit Ihnen los?« Elfie drehte sich zu ihr, um sie besser betrachten zu können.
    »Was mit mir los ist?« Alex lachte freudlos auf. »Ich habe eine Mörderin festgenommen.«
    Elfie schlug erschrocken die Hände vor das Gesicht. Dann hatte also jemand anders nachgeholfen.
    »Stellen Sie sich vor«, sprudelte es aus Alex heraus. »Frau Windisch hat ihren Mann umgebracht. Ich hätte das verhindern müssen. Ich hätte durchsetzen müssen, dass der Polizeischutz aufrechterhalten wird.«
    So, so! Frau Windisch hatte also auch ihre Gründe gehabt.
    Elfie rückte etwas näher und legte Alex behutsam eine Hand auf den Arm.
    »Meine Liebe, das dürfen Sie sich nicht so zu Herzen nehmen. Es ist bestimmt nicht Ihre Schuld. Sie können doch nicht jedes Verbrechen verhindern.«
    »Aber das ist meine Aufgabe. Schließlich bin ich Polizistin.«
    »Und sicher eine gute. Das wird Ihnen jeder bestätigen.«
    Alex schnaubte.
    »Wer denn schon? Mein Freund ist seit Wochen in Brasilien und ruft ab und zu für ein paar Minuten an. Zu allem Überfluss hat er jetzt noch einen neuen Auftrag angenommen, der mindestens noch einmal zwei Monate dauert. Wann er zurückkommt, steht in den Sternen. Und seine Tante – die ist anscheinend nur auf der Welt, um mich zu schikanieren. Bei der Arbeit sieht es nicht viel besser aus. Mein Chef hackt ständig auf mir herum.«
    Elfie juckte es förmlich in den Fingern. Da taten sich völlig neue Betätigungsfelder auf. Ihre ordnenden Hände waren offenbar sowohl bei der Polizei als auch in Familien dringend nötig. Vielleicht sollte sie nur ihren Wirkungskreis verändern.
    Aber nein, schalt sie sich sofort und dachte an Rüdigers Worte. Keine Projekte dieser Art mehr. Damit war endgültig Schluss. Stattdessen Hilfe zur Selbsthilfe. Empowerment .
    Sie wandte sich Alex zu.
    »Es gibt immer wieder Phasen im Leben, wo die Dinge nicht so laufen, wie sie sollten. Glauben Sie mir, ich kann ein Lied davon singen. Aber Sie dürfen die Schuld nicht immer nur bei sich suchen. Sie können es nicht allen recht machen. Denken Sie auch mal an Ihre eigenen Bedürfnisse, und hören Sie mehr auf Ihre innere Stimme. Ich kenne Sie erst seit kurzem, aber schon gut genug, um verstanden zu haben, dass Sie ein wunderbarer Mensch sind.«
    Für einen kurzen Moment wandte Alex sich Elfie zu. In ihren Augen flackerte ein Hoffnungsschimmer auf. Doch dann schüttelte sie den Kopf und blickte wieder starr geradeaus.
    »Das ist lieb von Ihnen. Aber Sie wollen mich nur trösten. Und ein wunderbarer Mensch bin ich weiß Gott nicht.«
    Sie verzog das Gesicht zu einem traurigen Grinsen.
    »Dieser Fall hat mich so fertiggemacht, dass ich schon überall Gespenster gesehen habe. Sogar«, sie stockte einen Moment und starrte zu Boden, »sogar Sie habe ich schon verdächtigt.«
    Elfie lächelte in sich hinein und tätschelte Alex’ Arm.
    »Ach, Kindchen«, sagte sie nur und fügte nach einer Weile hinzu: »Das macht doch gerade einen guten Polizisten aus, dass er in alle Richtungen ermittelt. Und dass Sie zu mir so aufrichtig sind, ehrt mich sehr.«
    Ein paar Minuten lang war es still. Schweigend sahen Elfie und die Kommissarin den Totengräbern bei ihrer Arbeit zu. Auch da ging es ohne große Worte ab. Die Männer arbeiteten Hand in Hand. Sie verschalten das frisch ausgehobeneGrab mit ein paar Holzbohlen, damit die Seitenwände nicht einstürzten. Einer von ihnen sprang in das mannstiefe Erdloch und warf mit der Schaufel ein paar Erdbrocken auf den entstandenen Hügel. Die beiden anderen klopften den Haufen in eine gleichmäßige Form. Sie reichten dem Mann in der Grube die Hand und halfen ihm
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