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Mamas Gluecksbuch

Mamas Gluecksbuch

Titel: Mamas Gluecksbuch
Autoren: von Constanze Gersdorff-Hucho
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aber das Unangenehme fällt uns ja immer zuerst auf. So etwa, wenn ich glaube, besonders
streng zu meinen Kindern sein zu müssen: Ist mein Tonfall etwa gerade der, den ich von meinen Eltern kenne, wenn sie in Rage gekommen sind? Stimmt, so haben sie versucht, uns Kindern Tischmanieren beizubringen! Scheint nicht leicht gewesen zu sein. Und hat’s geklappt? Natürlich! Ich sitze stets gaaanz kerzengerade (außer im Moment, aber das kann ja zum Glück keiner sehen).
    Daneben gibt es natürlich ganz andere Dinge, die uns belasten könnten: Haben wir vielleicht auch die Neigung zu unnötigen Sorgen übernommen, ohne es zu merken? Beherbergen wir insgeheim die kaum zu bändigenden Wutanfälle, wie sie einer unserer Eltern leider an sich hatte?
    Oder empfinden wir als Erwachsene manchmal wieder genau so wie das Kind, das wir damals waren und dessen Bedürfnisse nicht beachtet wurden? Kränkungen, Einschränkungen und Missverständnisse, die wir erlebten und die wir, groß geworden, immer noch aus elterlichen Nebensätzen heraushören können, sind manchmal noch erstaunlich wirksam und schränken unser Leben ein.
    Betrachten wir unsere Eltern doch einmal mit anderen Augen. Dies ist die größte Chance für uns, in jetzigen Begegnungen mit unseren Kindern nicht immer wieder die in unserer Vergangenheit angesiedelten Konflikte zu wiederholen. Wir werden langsam, aber sicher unabhängig.
    Fehlerfrei? Auch unsere Eltern waren’s nicht
    Mehr innere Unabhängigkeit erlangen wir, indem wir die einst begangenen Fehler der Eltern (und auch ihre kritischen Bemerkungen heutzutage) als schlicht und ergreifend menschlich erkennen. Machen wir uns klar, dass unsere Eltern nicht etwa unfehlbar waren, dass sie nie genau wissen
konnten, was für uns am besten ist. Auch sie hatten mit ihren eigenen Erfahrungen, Sorgen und Wünschen zu kämpfen. So fechten uns auch ihre elterlich wertenden Kommentare nicht mehr so an: Diese waren (und sind) oft nicht immer hilfreich oder unterstützend. Aber auch hier verhalten sich unsere Eltern eben menschlich.
    Mal finden sie, wir verwöhnten unsere Kinder zu sehr, die Wohnung sei zu klein und unser Beruf nicht der richtige. Im nächsten Moment dürfen die Kinder ruhig auch mal ordentlich verwöhnt werden, die Wohnung ist ja doch die richtige und der Beruf ist eigentlich großartig. Gelegentlich hören wir Forderungen aus Sätzen unserer Eltern heraus, die vielleicht einfach nur dahingesagt sind. Meinungen vielleicht, spontane Ansichten, am besten Anregungen – für uns jedoch keine Verpflichtungen.
    Mit der eigenen Erfahrung in der Elternrolle haben wir die Gelegenheit zu sehen: Ich weiß selbst, wie sich das anfühlt, als Eltern nicht alles im Griff zu haben, wütend zu sein, falsch zu reagieren. Ich mache das, weil ich hilflos bin und auf diese Weise versuche, eine Lösung zu finden. Eine bessere habe ich zurzeit nicht auf Lager.
    Unsere Eltern können uns nur das weitergeben, was sie selber erlebt und dadurch für das Richtige befunden haben. Ihr Verhalten hatte mit uns nichts zu tun, sondern mit ihrer eigenen Geschichte.

    In einigen Aspekten erscheint uns unsere Elterngeneration in ihren Erziehungsmethoden streng und engstirnig. Aber wenn wir einen Blick auf die Generation davor werfen, werden wir erstaunt feststellen: Unsere Eltern waren im Vergleich
dazu ausgesprochen liberal. Sie waren nahezu locker und liebevoll. Sie haben mit uns Kindern gelacht, uns Tausende von Wünschen erfüllt und natürlich etliche Trotzphasen lebend überstanden. Sie haben uns versorgt und sich verantwortlich gefühlt. Tatsächlich haben sie sogar in ihrem Radius große Fortschritte gemacht. Das bedeutet nicht, dass wir alles gutheißen müssen. Es heißt auch nicht, dass wir Ungerechtes vergeben müssen. Wir müssen gar nichts.
    Wunderbar ist, dass sie uns auf die Welt gebracht haben: Hier sind wir nun und können unseren eigenen Weg gehen! Was sie sagten oder sagen, darf zum einen Ohr reingehen und zum anderen wieder raus. Ob sie unsere Erziehungsmethoden gutheißen oder kritisieren, wie sie unseren Lebenswandel finden, das ist alles nicht mehr wichtig.
    Das ist das Hervorragende am Erwachsensein: selbstständig werden, verantwortlich sein für sich selbst, sich kontinuierlich befreien aus Verstrickungen und Reflexen. Genau dieses Selbstwertgefühl können wir unserem Kind mit auf den Lebensweg geben:
    So, wie ich selbst gerne behandelt werden möchte, so möchte ich auch mit meinem Kind umgehen. Und mit mir! Das
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