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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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erfreute sich am weihnachtlichen Duft der Kerzen.
    Als letzte kamen James, Georgina und ihre drei Kinder herein. Jack rannte sofort auf den ältesten Bruder ihrer Mutter zu, den sie über alles liebte, und ließ sich von ihm herzen und küssen. Als nächstes begrüßte sie wie immer Judy. Das hieß nicht, daß sie die anderen übergehen würde, aber sie hatte so ihre Lieblinge. Nachdem die Mädchen ihr Getuschel beendet hatten, be-grüßte Jack den Rest der großen Familie.
    Anthony, der sich ja nie eine günstige Gelegenheit entgehen ließ, einen Scherz auf Kosten anderer zu machen, meinte belustigt zu seinem zu spät kommenden Bruder: »Na, nachdem du endlich wieder in dein eigenes Bett zurückgefunden hast, scheinst du Schwierigkeiten zu haben, es zu verlassen, hm?«
    Das meiste Pulver hatte Anthony bereits am Abend zuvor verschossen. Der Anblick seines sich offensichtlich in bester Laune befindlichen Bruders spornte ihn aber sofort wieder zu erneuten Frotzeleien an. »Was ist los, Brüderchen? Nicht mehr in der Stimmung, Veilchen zu verteilen?«
    »Das reicht jetzt, Kleiner«, gab sein Bruder drohend zurück.
    Bei Anthony aber verfehlte dies stets die Wirkung.
    »George hat dir verziehen, nehme ich an.«
    »George bekommt wieder ein Kind, oder Kinder, je nachdem«, verkündete James fröhlich.
    »Na, das nenne ich ein passendes Weihnachtsgeschenk!
    Meinen Glückwunsch, alter Junge.«
    Nun ließ es sich Georgina nicht nehmen, Anthony da-zwischenzufahren, bevor ein erneuter Austausch von
    »Freundlichkeiten« beginnen würde. »Nimm dich in acht, mein Lieber, sonst fragst du dich vielleicht, wo dein eigenes Bett geblieben ist!« Trotz ihres angeneh-men schottischen Akzents schwang ein drohender Unterton mit.
    James brach daraufhin in schallendes Gelächter aus, und Georgina sagte: »So komisch war das nicht. Wie du siehst, ist bei deinem Bruder nicht einmal der Ansatz eines Lächelns zu sehen.«
    »Natürlich hab’ ich das gesehen, und das ist ja das Ko-mische!« erwiderte James lachend.
    Anthony murmelte etwas Unverständliches und warf James einen verächtlichen Blick zu, bevor er sich zu seiner Frau beugte und ihr etwas ins Ohr flüsterte, das sie mit einem Lächeln beantwortete. Offensichtlich hatte er als alter Charmeur alles wieder ins reine gebracht.
    Endlich war es soweit, und die Geschenke durften ausgepackt werden. Aufgeregt versammelten sich die Kinder auf dem Teppich vor dem Christbaum. Judy fiel sofort auf, daß das Paket auf dem Säulenfuß ver-schwunden war, und ging zu Amy, um sie danach zu fragen. Sie und Jack waren in der Zeit, in der vorgelesen wurde, nicht einmal in die Nähe des Salons gekommen. In ihrem Alter gab es wirklich Spannenderes zu tun, als bei den Erwachsenen herumzusitzen.
    »Es war nur ein Buch?« entgegnete Judy, als Amy ihre Frage beantwortete. Sie war sichtlich enttäuscht, daß das geheimnisvolle Geschenk, das Jack und sie mit brennender Neugier abgetastet hatten, nichts Aufre-genderes enthalten hatte.
    »Das ist nicht nur ein Buch, mein Kleines. In dem Buch wurde die Geschichte unserer Urgroßeltern auf-geschrieben. Wie sie sich kennenlernten und wie sie endlich erkannten, daß sie füreinander bestimmt waren. Eines Tages wirst du es bestimmt gerne lesen wollen.«
    Judy schien nicht sehr beeindruckt zu sein und hörte nur noch mit halbem Ohr zu, da Jack gerade ein Geschenk auspackte. Einige der Erwachsenen, die in der Nähe standen, hatten das Gespräch mit angehört. Sie dachten wieder an ihre gemeinsamen Großeltern, und jeder wollte noch einmal seine Ansichten zu dem Tagebuch und zu der Geschichte der Liebenden von sich geben.
    Travis überlegte laut. »Ob er sich hier jemals wohl ge-fühlt hat? Ich meine, anfangs fand er es hier doch abscheulich.«
    »Aber selbstverständlich – seitdem sie hier war«, antwortete der Bruder. »Alles verändert sich doch sehr, wenn man es mit einem geliebten Menschen teilen kann«, fügte er weise hinzu.
    Anthony mischte sich jetzt auch ein. »Erstaunlich.
    Wenn man bedenkt, daß er einwilligte, das Haus mit eigenen Händen zu verschönern. Mich könnte nichts und niemand dazu bewegen, einen Hammer auch nur anzufassen.«
    »Ach, wirklich?« bemerkte seine Frau spitz.
    »Nun ja ... vielleicht doch.« Anthony grinste. »Groß-
    artige Sache, beim richtigen Anreiz und Elan, besonders, wenn das Ergebnis herrlich ist.«
    Rosalynn verdrehte die Augen, Derek aber meinte lachend: »Du mußt doch zugeben, daß sie ihre Sache sehr gut gemacht
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