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Maigret und der Spion

Maigret und der Spion

Titel: Maigret und der Spion
Autoren: Georges Simenon
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Wie alle Tänzerinnen … «
    »Hast du sie kennengelernt?«
    Plötzlich klang Eifersucht in Madame Maigrets Stimme mit.
    »Ich bin bei ihr gewesen, einmal!«
    »Sieh da!«
    »Jetzt redest du wie Kommissar Delvigne in Person. Ich bin bei ihr gewesen, aber in Begleitung von mehr als einem halben Dutzend anderer Leute.«
    »Ist sie hübsch?«
    »Nicht übel. Gewisse Jungen waren verrückt nach ihr.«
    »Nur Jungen?«
    Maigret öffnete einen weiteren Umschlag mit belg i scher Marke.
    »Ah, da ist gerade die Fotografie eines der Jungen«, sagte er.
    Und er reichte ihr das Bild eines Burschen, dessen schmale Schultern in der Uniform noch schmaler wir k ten. Der Schornstein eines Überseedampfers bildete den Hintergrund.
     
    … und ich erlaube mir, Ihnen die Fotografie meines Sohnes zu schicken, der Antwerpen diese Woche an Bord der ›El i sabethville‹ verließ, mit Kurs auf Kongo. Ich hoffe, daß das harte Leben in den Kolonien …
     
    »Wer ist das?«
    »Einer von Adèles jungen Verehrern!«
    »Hat er etwas angestellt?«
    »Er hat Portwein in einem Nachtlokal getrunken, das er besser nie betreten hätte.«
    »War er ihr Liebhaber?«
    »Nie im Leben! Allerhöchstens hat er mal zugeguckt, wie sie sich anzog … «
    Daraufhin stellte Madame Maigret fest:
    »Die Männer sind doch alle gleich!«
     
    Unter dem Briefstapel steckte eine schwarzumrandete Traueranzeige, die Maigret nicht vorzeigte:
     
    Heute verschied in der Klinik Sainte-Rosalie in seinem achtzehnten Lebensjahr unser Sohn René-Joseph-Arthur Delfosse, versehen mit den Sakramenten …
     
    Die Klinik Sainte-Rosalie in Lüttich ist eine Anstalt, die reiche Nervenkranke aufnimmt.
    Am Fuß der Anzeige drei Worte:
     
    Betet für ihn.
     
    Und Maigret stellte sich Monsieur Delfosse vor, den V a ter, mit seiner Frau, seiner Fabrik, seinen Mätressen.
    Und dann Graphopulos, der den Spion hatte spielen wollen, weil er nichts zu tun hatte und sich davon gro ß artige, geheimnisvolle Vorstellungen machte, wie sie in Romanen geschildert werden.
    Acht Tage später lächelte ihm in einer Bar in Mon t martre eine Frau zu, die vor einem leeren Glas saß, das die Direktion des Etablissements der Form halber auf den Tisch stellen ließ.
    Es war Adèle.
    »Ich schwöre Ihnen, daß ich praktisch keine Ahnung hatte, was sie da eigentlich ausheckten … Aber man muß schließlich leben, nicht wahr? … «
    Und natürlich war sie bereit, wiederum etwas ausz u hecken!
    »Ich habe ein Foto von dem Jungen bekommen … Sie wissen schon … Der, der irgendwo angestellt war …«
    Und aus ihrer puderbestäubten Handtasche zog sie ein Bild, dasselbe, das Maigret bekommen hatte! Ein hochaufgeschossener Bursche, noch nicht ausgewachsen, den die Uniform noch magerer erscheinen ließ und der eine forsche Miene aufsetzte unter dem Tropenhelm, den er trug!
    Ein dritter Abzug wurde wohl in der Rue de la Loi den Mietern des Hauses vorgezeigt, der polnischen St u dentin und Monsieur Bogdanowski.
    »Er sieht schon aus wie ein Mann, nicht wahr? … Wenn er nur nicht irgendein Fieber erwischt! … «
    Und im ›Gai-Moulin‹ waren andere Burschen und ein anderer Patron!
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