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Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Maigret - 31 - Mein Freund Maigret

Titel: Maigret - 31 - Mein Freund Maigret
Autoren: Georges Simenon
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ist übrigens in Hyères. Die Obduktion hat gestern morgen stattgefunden.«
    Die Entfernung von der Spitze von Giens nach Porquerolles betrug etwa drei Meilen. Je mehr man sich auf dem seidige Wasser der Insel näherte, desto deutlicher wurden ihre Umrisse sichtbar mit den Kaps, den Buchten, den im Grün versteckten ehemaligen Forts und der genau in der Mitte stehenden kleinen Gruppe heller Häuser und dem weißen Kirchturm, der aus einem Kinderbaukasten zu stammen schien.
    »Glauben Sie, daß ich mir dort einen Badeanzug besorgen kann?« fragte der Engländer Lechat.
    Maigret hatte daran nicht gedacht, und wie er sich jetzt über Bord beugte, sah er plötzlich mit einem leisen Schwindelgefühl den Grund des Meeres, das unter dem Schiff dahinglitt. Es war gut zehn Meter tief, aber das Wasser war so durchsichtig, daß man die kleinsten Einzelheiten dort unten wahrnehmen konnte. Eine richtige Landschaft erstreckte sich dort in der Tiefe: grünbewachsene Ebenen, Hügel aus Muscheln, Schluchten und Abgründe, und dazwischen Fischbänke, die friedlich weidenden Herden glichen.
    Ein wenig verlegen, als hätte man ihn bei einem kindlichen Spiel überrascht, blickte Maigret zu Mr. Pyke hin, aber er konnte jetzt wieder einen Pluspunkt buchen: der Inspektor von Scotland Yard starrte fast ebenso gebannt wie er selbst auf den Meeresgrund.
    Erst allmählich wurde man mit dem Bild, das sich einem bot, vertraut. Beim ersten Anblick war einem alles fremd. Es war ein winziger Hafen mit einem Landungssteg zur Linken und einer mit Strandkiefern bewachsenen Felsenspitze zur Rechten. Im Hintergrund sah man rote Dächer, weiße und rosa Häuser zwischen Palmen, Mimosen und Tamarinden.
    Hatte Maigret Mimosen schon anderswo als in den Körben der Pariser Blumenverkäuferinnen gesehen? Er konnte sich nicht mehr erinnern, ob die Mimosen schon geblüht hatten, als er vor einigen Jahren in Antibes und Cannes eine Untersuchung hatte durchführen müssen.
    Auf dem Landungssteg warteten ein paar Menschen. Auch einige Fischerbarken waren da, die in ihrer Farbenfreudigkeit an einen buntgeschmückten Weihnachtsbaum erinnerten.
    Man sah ihnen zu, wie sie an Land gingen. Bildeten die Leute dort auf dem Steg vielleicht mehrere Gruppen? Maigret sollte sich erst später mit diesen Einzelheiten befassen. Ein weißgekleideter Mann mit weißer Mütze auf dem Kopf grüßte ihn, die Hand an die Schläfe legend, aber er erkannte ihn nicht gleich.
    »Das ist Chariot!« flüsterte ihm Lechat ins Ohr. Im Augenblick sagte ihm dieser Name nichts. Ein Hüne von einem Kerl mit bloßen Füßen, der kein Wort sprach, packte die Koffer auf einen Karren und schob ihn zum Dorfplatz.
    Maigret, Pyke und Lechat folgten. Und hinter ihnen her gingen die Einheimischen. Das alles vollzog sich in seltsamem Schweigen.
    Der Platz war groß und kahl. Ringsum standen Eukalyptusbäume und bunte Häuser, und auf einer kleinen Anhöhe erhob sich das gelbe Kirchlein mit dem weißen Glockenturm. Auch mehrere Cafés mit schattigen Terrassen sah man hier.
    »Ich hätte Ihnen im ›Grandhotel‹ Zimmer bestellen können. Es ist seit vierzehn Tagen geöffnet.«
    Es war ein ziemlich großer Bau, der über dem Hafen aufragte, und ein Mann in der weißen Schürze und Mütze eines Kochs stand vor der Tür.
    »Ich hielt es aber für besser, Sie in der ›Arche Noah‹ einzuquartieren. Ich werde Ihnen gleich erklären, warum.«
    Es war da schon vieles, was der Inspektor erklären mußte. Die Terrasse der Arche am Platz war größer als die anderen und von einer kleinen Mauer und grünen Pflanzen abgegrenzt. Im Inneren war es kühl und ein wenig dunkel. Aber das konnte nur angenehm sein, und der Geruch von Küche und Weißwein stieg einem sofort in die Nase.
    Auch hier zeigte sich wieder ein Koch, aber er trug keine Mütze auf dem Kopf. Er streckte die Hand aus, und ein strahlendes Lächeln verklärte sein Gesicht.
    »Ich freue mich, Sie hier begrüßen zu dürfen, Monsieur Maigret. Ich habe Ihnen das beste Zimmer gegeben. Möchten Sie vielleicht ein Gläschen des hiesigen Weißweins trinken?«
    Lechat flüsterte: »Das ist Paul, der Wirt.«
    Der Boden war mit roten Fliesen ausgelegt. Die Theke mit ihrer Zinnplatte war genauso wie die Theken in Pariser Kneipen. Der Weißwein war kühl, ein wenig herb, mit kräftiger Blume.
    »Auf Ihr Wohl, Monsieur Maigret. Ich hätte nie zu hoffen gewagt, daß ich eines Tages die Ehre haben würde, Sie hier zu empfangen.«
    Er dachte nicht daran, daß er einem
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