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Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)

Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)

Titel: Magnolia Steel - Hexenflüstern (German Edition)
Autoren: Sabine Städing
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hässlichen Guhl geöffnet wurde.
    »Guten Abend, Stelzfuß«, grüßte Linette.
    Runa stieß sie an. »Mich schüttelt es jedes Mal, wenn ich ihn sehe. Kann gar nicht verstehen, weshalb …«
    »Haltung, meine Liebe, Haltung …«, murmelte Linette, während sie ihm durch die langen Flure folgten. Der Ghul war so groß wie ein dreijähriges Kind, mit langen Armen, die bis zur Erde herabhingen. Sein Kopf war so dick, dass er von einer Seite zur anderen rollte, als wäre sein Hals zu schwach, ihn zu tragen. Das Scheußlichste an ihm aber war seine Haut. Sie war dünn wie Papier. So dünn, dass man das gelbe Blut in seinen Adern fließen sah. Er war wirklich eine abscheuliche Erscheinung.
    Endlich blieb der Ghul stehen und öffnete unter großer Mühe eine hohe Flügeltür.
    Für eine Sekunde überlegte Linette, ihm zu helfen, dann verwarfsie den Gedanken wieder. Schließlich wusste sie, wie empfindlich diese Spezies war. Ghule fühlten sich schnell in ihrer Ehre gekränkt. Und konnten dann sehr unangenehm werden.
    Der Saal, der nun vor ihnen lag, wurde von einem riesigen Kamin beherrscht. Die Feuerstelle war so groß wie ein Scheunentor und verbreitete eine unangenehme Hitze. Pestillas Vorfahren waren Kaminhexen und denen konnte es bekanntlich nicht heiß genug sein.
    Die Oberhexe saß am Ende des Saals auf einem Thron aus verblichenen Knochen und drehte nervös ihr Hexenzepter in den Händen.
    Als die beiden Hexen eintraten, stand sie auf und kam ihnen eilig entgegen.
    »Gut, dass ihr da seid, meine unholden Schwestern! Setzen wir uns gleich an den Kamin.«
    Linette brach schon jetzt der Schweiß aus.
    »Stelzfuß, bring uns den stärksten Nesselwein, der im Keller ist. Ich fürchte, die beiden werden ihn gleich brauchen.«
    Runa und Linette nahmen auf zwei storchenbeinigen Stühlen Platz. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt.
    Sie warteten eine kleine Ewigkeit, bis Stelzfuß den Wein serviert hatte. Dann fing Pestilla endlich an zu sprechen.
    »Ich will es kurz machen und sage zur Einleitung nur ein Wort. Kyffhäuser!«
    Runa und Linette zuckten zusammen, als hätte sie ein Peitschenhieb getroffen.
    »D…Das ist unmöglich!«, stammelte Runa.
    »Ist der K…König erwacht?«, stotterte Linette.
    Pestilla schüttelte den Kopf. »Nein, der alte Zausel sitzt noch immer versteinert an seinem Tisch. Es ist schlimmer! Viel schlimmer!« Sie machte eine bedeutungsvolle Pause. »Der Beryll wurde entdeckt! Wir sind vor den Faltern des Lichtes nicht länger sicher. Sie kratzen bereits an ihrem Gefängnis.«
    »Unmöglich …«, flüsterte Linette.
    »Aber … haben ihn die Klabauter nicht vor vielen hundert Jahren in die Neue Welt gebracht und dort versteckt?«, fragte Runa.
    »Versteckt!«, höhnte Pestilla mit lauter Stimme. »Jedem Troll wäre ein besseres Versteck einfallen. Sie haben ihn ausgestellt!«
    »Ausgestellt?«, echoten die beiden Hexen.
    Pestilla nickte. »Im Heimatmuseum von Salem, als Brille eines amerikanischen Siedlers.«
    Linette schnappte nach Luft.
    »Da leck mich doch einer am … Ärmel«, japste auch Runa.
    Pestilla nickte grimmig. »Es war also nur eine Frage der Zeit, bis er dort entdeckt würde. Und genau das ist jetzt geschehen.«
    »Wer?«, fragte Linette.
    »Gorgonen«, antwortete Pestilla.
    »Haben sie ihn?«
    Die Oberhexe schüttelte den Kopf.
    »Den nichtsnutzigen Klabautern ist es gelungen, den Beryll in letzter Sekunde an sich zu nehmen. Aber er ist bei ihnen nicht sicher. Sie haben den Gorgonen nichts entgegenzusetzen.« Pestilla richtete sich kerzengerade in ihrem Stuhl auf. »So wie es aussieht, müssen wir uns wieder einmal selbst helfen. Die Brille muss zu uns zurückgebracht werden. Und ihr seid unsere einzige Chance. Vergesst das ganze Klimbim um den WWC, der ist jetzt nur noch die Kulisse in einem echten Thriller. Niemand außer euch kann den Beryll unbemerkt außer Landes schaffen. Ich sage es höchst ungern: Aber wenn die Gorgonen in seinen Besitz gelangen und die Falter des Lichtes befreien, dann sind unsere Tage gezählt.«
    Linette bekam weiche Knie. Sie war sich der ungeheuren Verantwortung bewusst.
    »Für eine solche Aufgabe reichen zwei Hexen nicht aus«, sagte sie matt.
    »Wenn es jemand kann, dann ihr«, erwiderte Pestilla. »Ihr müsst den Beryll zurückholen. Nur hier können wir für seine Sicherheit garantieren. Dass es nicht einfach ist, weiß ich selbst. Aber wir haben keine andere Wahl. Ein Scheitern können wir uns nicht erlauben!« Die Oberhexe nahm einen
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