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Magisches Erbe

Magisches Erbe

Titel: Magisches Erbe
Autoren: Richelle Mead
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erwartet? Er hätte doch wissen müssen, dass es unmöglich für uns war, zusammen zu sein. Ich durfte keine Gefühle für ihn haben. Ich konnte gar nicht. Wenn wir unter den Hütern gelebt hätten – einer Gruppe von unzivilisierten Vampiren, Menschen und Dhampiren –, hätten er und ich vielleicht … nein. Selbst wenn ich etwas für ihn empfinden sollte – und ich sagte mir mit fester Stimme, dass dem nicht so war –, war es falsch, eine solche Beziehung auch nur in Erwägung zu ziehen.
    Jetzt sprach Adrian so wenig wie möglich mit mir. Und immer, immer beobachtete er mich mit einem gequälten Ausdruck in seinen grünen Augen, der mir ins Herz schnitt, wenn ich ihn sah und …
    »Ah! Was ist das denn?« Ich wand mich, als Ms Terwilliger eine Schale voller getrockneter Blätter und Blüten über meinem Kopf ausschüttete. Ich war so auf das Kreuz und meine Erinnerungen fixiert gewesen, dass ich sie gar nicht hatte kommen sehen.
    »Rosmarin«, sagte sie nüchtern. »Ysop. Anis. Lassen Sie das.« Ich hatte die Hände gehoben, um mir einige der Blätter aus dem Haar zu ziehen. »Sie brauchen es für den Zauber.«
    »Klar«, sagte ich und kam wieder zur Sache. Ich legte das Kreuz vorsichtig auf den Boden und versuchte, diese grünen, grünen Augen aus dem Kopf zu bekommen. »Also der Zauber, den nur ich wirken kann. Warum ist das noch mal so?«
    »Weil er von einer Jungfrau gewirkt werden muss«, erklärte sie. Ich versuchte, nicht das Gesicht zu verziehen. Das hieß, dass sie keine Jungfrau war, und selbst wenn das bei einer vierzigjährigen Frau durchaus einleuchtete, war es trotzdem kein Gedanke, auf den ich viel Zeit verwenden wollte. »Außerdem hat sich die Person, nach der wir suchen, vor mir geschützt. Aber Sie? Sie wird sie nicht erwarten.«
    Ich blickte zu dem glänzenden Spiegel hinab und verstand. »Es ist ein Wahrsagezauber. Warum nehmen wir nicht den, den ich schon einmal gewirkt habe?«
    Nicht dass ich scharf darauf gewesen wäre, diesen Zauber zu wiederholen. Ich hatte ihn verwendet, um jemanden zu finden, und dazu hatte ich stundenlang in eine Wasserschale starren müssen. Trotzdem, jetzt, da ich wusste, wie man es machte, hätte ich ihn wieder weben können. Außerdem gefiel mir die Vorstellung nicht, einen Zauber anzuwenden, den ich nicht kannte. Worte und Kräuter waren eine Sache, aber was würde sie sonst noch von mir verlangen? Dass ich meine Seele in Gefahr brachte? Mein Blut hergab?
    »Der Zauber funktioniert nur bei jemandem, den man kennt«, erklärte sie. »Dieser neue Zauber wird Ihnen helfen, jemanden zu finden, dem Sie noch nie zuvor begegnet sind.«
    Ich runzelte die Stirn. Sowenig ich Magie mochte, so sehr gefiel es mir doch, Probleme zu lösen – und die Rätsel, die Magie oft darstellte, faszinierten mich. »Woher werde ich dann wissen, nach wem ich suchen muss?«
    Ms Terwilliger reichte mir ein Foto. Meine Augen hatten sich inzwischen an das Mondlicht gewöhnt, also betrachtete ich das Gesicht einer hübschen jungen Frau. Es bestand eine verblüffende Ähnlichkeit zwischen ihr und meiner Lehrerin, obwohl sie nicht auf den ersten Blick ersichtlich war. Statt Ms Terwilligers stumpfem, braunem Haar war das Haar dieser Frau dunkel, fast schwarz. Außerdem war sie viel glamouröser und trug ein schwarzes Abendkleid aus Satin, das von Ms Terwilligers üblicher Hippiekluft himmelweit entfernt war. Trotz dieser vordergründigen Unterschiede hatten beide Frauen die gleichen hohen Wangenknochen und schräg gestellten Augen.
    Ich blickte wieder auf. »Sie ist mit Ihnen verwandt.«
    »Sie ist meine ältere Schwester«, bestätigte Ms Terwilliger mit bemerkenswert tonloser Stimme. Älter? Ich hätte geschätzt, dass diese Frau mindestens zehn Jahre jünger war.
    »Ist sie verschwunden?«, fragte ich. Als ich das letzte Mal gewahrsagt hatte, war es auf der Suche nach einer entführten Freundin gewesen.
    Ms Terwilligers Lippen zuckten. »Nicht so, wie Sie denken.« Aus den unendlichen Tiefen ihrer Reisetasche förderte sie ein kleines, ledernes Buch zutage und öffnete es auf einer markierten Seite. Ich kniff die Augen zusammen und las die Stelle, die sie mir zeigte. Handgeschriebene lateinische Worte beschrieben den Spiegel und die Kräutermischung, die sie über mir ausgeschüttet hatte. Danach kamen Anweisungen, wie der Zauber zu praktizieren war. Gott sei Dank kein Blutvergießen.
    »Es klingt zu einfach«, sagte ich misstrauisch. Ich hatte gelernt, dass Zauber, die nur wenige Schritte
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