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Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit

Titel: Magierdämmerung 02 - Gegen die Zeit
Autoren: Bernd Perplies
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Atlantik die Wahre Quelle der Magie gefunden und das Siegel gebrochen hat.«
    » Die Wahre Quelle der Magie?«, fragte Lionida. »Ich dachte, sie wäre nur ein Mythos.«
    »So, wie es aussieht, nicht«, erwiderte Castafiori trocken. »Die Quelle scheint an die Oberfläche zurückgekehrt zu sein und speit seitdem, einem Vulkan gleich, ununterbrochen rohe Magie in unsere Welt. Das erklärt ein Phänomen, das wir bereits seit einigen Tagen beobachten und für das wir bislang keine schlüssige Erklärung hatten …«
    »Die Magie wird stärker«, kam ihm Lionida zuvor. Sie nickte langsam. »Ich habe es ebenfalls gespürt, mir aber nichts dabei gedacht.« Genau genommen hatte sie es als eine der zufälligen Schwankungen, wie sie immer mal wieder vorkamen, abgetan und sich über die Kopfschmerzen und die Übelkeit geärgert, die ihr vor drei Nächten einen wunderbaren Abend mit einem jungen Adligen aus der Stadt verleidet hatten.
    »Ich denke, wir alle haben es auf die eine oder andere Art gespürt. Und die meisten von uns haben sich wohl zunächst nicht den Kopf darüber zerbrochen. Unsere Magispectoren brauchten fast einen Tag, bis sie merkten, dass irgendetwas Gewaltiges im Gange war. Und anfangs konnten wir uns auch gar keinen Reim darauf machen. Erst jetzt, da uns diese beunruhigende Botschaft aus London erreicht hat, fügen sich alle Teile zu einem Bild zusammen. Und dieses Bild zeigt uns das Ende der Welt, wie sie bisher existierte.«
    Es waren erschütternde Worte, die Castafiori wählte, aber für Lionida war und blieb die Bedrohung abstrakt. Das Ausmaß dieser magischen Katastrophe – wenn es sich wirklich um eine handelte, denn offensichtlich gab es Menschen wie Wellington, die sich von der legendären Quelle etwas Nutzbringendes versprachen – entzog sich ihrem Verständnis. »Was wünscht Ihr, dass ich unternehme?«, stellte sie daher die einzige Frage, die im Augenblick für sie zählte.
    Der Leiter der Magieabwehr begab sich zu seinem Schreibtisch zurück, setzte sich und faltete die Hände auf der Tischplatte. »Ich möchte, dass Sie sich nach London begeben, Lionida. Finden Sie heraus, was genau dort vor sich geht, und tun Sie, was nötig ist, um das Gleichgewicht der Kräfte wiederherzustellen.«
    »Soll ich Wellington ausschalten?«
    »Ich fürchte, das wird Ihnen nicht möglich sein. Wenn Wellington die Wahre Quelle der Magie geöffnet hat, dürfte er sich so stark verändert haben, dass er kaum noch ein Mensch ist. Seine Kräfte werden den Ihren weit überlegen sein. Also nähern Sie sich ihm – wenn überhaupt – nur mit äußerster Vorsicht.«
    »Ich verstehe«, sagte Lionida. »Welche Vorgehensweise schlagt Ihr stattdessen vor?«
    »Verbünden Sie sich mit dem Widerstand!«, riet Castafiori ihr. »Finden Sie die Gegner Wellingtons, und helfen Sie ihnen, so gut es geht. Versuchen Sie im Gegenzug so viele Informationen wie möglich über die Quelle und – wichtiger noch – ihre genaue Lage im Atlantik zu gewinnen. Denn letztendlich ist es nicht damit getan, Wellington unschädlich zu machen. Auch um die Quelle müssen wir uns kümmern, ansonsten ist all das, was wir uns in den letzten Jahrhunderten aufgebaut haben, hinfällig.«
    »Wie stellt Ihr Euch das vor?«, fragte Lionida belustigt. »Es wird wohl kaum einen Deckel geben, den man einfach über die Quelle stülpen kann, um sie wieder zu verschließen.«
    »Natürlich nicht. Es ist alles ein wenig komplizierter«, erwiderte ihr Gegenüber. »Aber mit alldem möchte ich Sie im Moment noch gar nicht belasten. Sie erfahren, was zu tun ist, wenn der richtige Zeitpunkt gekommen ist.«
    Lionida warf ihm einen spöttischen Blick zu. »Bloß kein Wagnis eingehen, nicht wahr? Ich könnte schließlich in die Hände des Feindes fallen.«
    Castafiori neigte würdevoll den Kopf. Wenn ihr Tonfall ihn verletzt hatte, zeigte er es jedenfalls nicht. »Ich bin in dieser heiklen Situation lieber etwas zu vorsichtig.«
    »Zweifellos zu Recht.« Lionida nickte. »Also gut. Ich reise nach London, suche die Anhänger Dunholms, und dann sehen wir weiter. Ich werde gleich eine Überfahrt buchen.«
    Der Leiter der Magieabwehr schüttelte den Kopf. »Das wird nicht nötig sein. Wir werden Sie auf anderem Wege nach England bringen.«
    »Auf anderem Wege?«, wiederholte Lionida mit milder Neugierde.
    Donatello Castafiori schenkte ihr ein dünnes Lächeln. »Sagen wir es einmal so: Sie werden ein wenig Rückendeckung haben – nur für den Fall …«
    21. April 1897,
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