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Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone

Titel: Magierdämmerung 01. Für die Krone - Perplies, B: Magierdämmerung 01 Krone
Autoren: Bernd Perplies
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begründen, aber seine alte Walfangverletzung schmerzte, und das bedeutete für gewöhnlich nichts Gutes.
    Leise vor sich hin brummend, leerte er die Netze in die dafür vorgesehenen Auffangbehälter seines kleinen Fischerboots und fing an, die geknüpften Fanginstrumente zusammenzulegen. Für heute hatte er genug. Er sehnte sich nur noch danach, zur Küste zurückzukehren und im Admiral Benbow ein oder zwei Pints zu heben.
    Als er sich umdrehte und die Netze verstauen wollte, fiel ihm auf, dass, von Südwesten kommend, eine dichte Nebelbank über das Wasser auf ihn zuglitt.
    »Teufel, auch das noch!«, brummte er.
    Ned klappte die Holzkiste im Heck des Schiffes zu und machte sich am Mast zu schaffen, um das Segel zu setzen. Seenebel konnte er weiß Gott nicht brauchen. Die Küste war zwar nicht weit entfernt, aber es gab ein paar unangenehme Stellen im Meer vor den Klippen von Dover, in die man allzu leicht geraten konnte, wenn man nicht mehr genau wusste, wohin man fuhr.
    Ein dumpfes Heulen veranlasste ihn, sich erneut zu der Nebelbank umzudrehen. Unsicherheit zeichnete sich auf seinem Gesicht ab. Was war das gewesen? Das Nebelhorn eines Frachtklippers? Unmöglich! , dachte Ned. Er wusste, wie ein Nebelhorn klang. So jedenfalls nicht.
    Breitbeinig arbeitete er sich zum Bug vor, wo in einer Seekiste sein Fernrohr lag, ein altes, aber verlässliches Messinginstrument, das schon sein Vater mit auf See genommen hatte. Er zog es aus und blickte hindurch, um den Nebel nach der Quelle für das unheimliche Geräusch abzusuchen.
    Das Heulen wiederholte sich nicht, aber er sah, dass der Nebel selbst irgendwie seltsam war. An seinen Rändern wallte und brodelte es, als würde er nicht vom Wind übers Meer in Richtung Küste geweht, sondern an Ort und Stelle aus den grauen Wellen herausdampfen. Dabei bewegte er sich mit einer solch unnatürlichen Geschwindigkeit, dass Ned ein kalter Schauer über den Rücken lief.
    »Was für ein unheiliger Spuk ist das?«, fragte er sich murmelnd. Geschichten von Geisterschiffen und Seeungeheuern kamen ihm auf einmal in den Sinn – Geschichten, über die er im Admiral immer gelacht hatte, wenn der alte Bones sie zum Besten gegeben hatte. Jetzt wünschte er sich, er hätte sie niemals gehört.
    Ohne sich weiter um das Segel zu kümmern, zerrte Ned die zwei langen Riemen hervor, die er für Notfälle, etwa eine abendliche Flaute, immer dabei hatte, und fing an, wie besessen auf die Küste zuzurudern. Natürlich wusste er, wie sinnlos dieses Unterfangen war. Er würde dem Nebel auf diese Weise niemals entrinnen.
    Dunstige Ausläufer, den Fangarmen eines monströsen Kraken gleich, vorausschickend, holte ihn die weiße Wand ein und verschluckte sein Boot. Auf einmal war die Welt kalt und still. Nein, nicht ganz, wie er feststellte. Ein eigentümliches Rauschen drang aus den Schwaden im Heck seines Boots, als würde ein Schiff von hinten zu ihm aufschließen. Möglicherweise war das Heulen doch ein Nebelhorn gewesen?
    »Hallo?«, rief Ned in den Dunst hinein, der seine Worte seltsam dumpf klingen ließ. »Ist da jemand? Hallo?«
    Er bekam keine Antwort, aber das Rauschen verdrängten Wassers wurde immer lauter. Wenn dort ein Schiff kam, müsste er es doch mittlerweile sehen können … Was zur Hölle ging da vor sich? Warum war dort nichts?
    »Heda! Hört mich niemand?« Ned hatte das Rudern mittlerweile eingestellt und starrte wie gebannt in den Nebel. Was immer sich ihm dort näherte, es musste beträchtliche Ausmaße haben. Konnte es vielleicht ein Wal sein? Manchmal verirrten sich die riesigen Meeressäuger auf ihrem Weg vom Atlantik ins Nördliche Eismeer in den Ärmelkanal. Ein Buckelwal vielleicht? Buckelwale gaben doch so komische Gesänge von sich …
    Das unirdische Heulen, das beinahe unmittelbar hinter seinem Boot aus dem Nebel drang, kurierte Ned von dem Gedanken, es könne sich um ein Schiff oder einen Wal handeln. Nichts auf Gottes guter Erde machte so ein Geräusch! Panisch fing er wieder an zu rudern, als plötzlich ein riesenhafter dunkler Schatten direkt neben seinem Boot wortwörtlich auftauchte. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Ned auf den Giganten, der keine zehn Schritt neben seinem Fischerkahn die Fluten teilte, rauschend vorüberzog und dann einige Bootslängen vor dem Bug schnaubend wieder unter der Wasseroberfläche verschwand.
    Das kleine Boot wurde von den Wellen, die der Koloss aufgeworfen hatte, hin- und hergeschaukelt, aber das bemerkte Ned gar nicht.
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