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Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)

Titel: Magier des dunklen Pfades 2 - Der Alte Bund (German Edition)
Autoren: Peter Hohmann
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Stelle, an der Arlo im Unterholz verschwunden war. Die vereinzelt die Baumkronen durchstoßenden Lichtlanzen zauberten ein Fresko heller Punkte auf den dicht bewachsenen Untergrund.
    Er konzentrierte sich, verschloss sich vor den Eindrücken der wundervollen Szenerie. Sein Herzschlag wurde langsamer, und alle Gedanken sanken hinab, hinab in die Schwärze. Es war wie beim Askat , dem kontrollierten Verbrennen magischer Energie. Er wurde ruhig, fühlte sich ganz leicht. Seine Magie war da, und er sandte sie hinaus, winzige Fühler, die alles abtasteten, die Bäume, die Gräser und Farne und Sträucher, den Boden, die Erhebungen. Mithilfe dieses Zaubers – das letzte Mal hatte er ihn benutzt, um herauszubekommen, wo Tralvis die drei Bücher versteckte – vermochte er, sowohl den Nachhall kürzlich gewirkter Zauber zu ergründen als auch Artefakte oder Fallen zu finden. 
    Ich bin gut darin. Ich bin gut in allem, was mit Magie zu tun hat.  
    Und tatsächlich meinte er, auf etwas zu stoßen. Er unterdrückte die aufkeimende Euphorie, blieb überlegt, sonst würde er den Zauber verlieren und alles vermasseln.
    Es war sonderbar, denn üblicherweise ließ sich eine magische Quelle eindeutig lokalisieren. Dieser Widerhall jedoch war zu vage, wie ein Echo in den Bergen, dessen Ursprung man nicht verorten konnte.
    Je länger er den Zauber aufrechterhielt und herumprobierte, desto frustrierter wurde er. Schließlich gab er auf. Zwecklos. Arlo zufolge hatten sich die Magier des Alten Bundes einem gefährlichen Ritual unterzogen, um die Ströme finden. Und wie es aussah, würde er es lernen müssen, um Erfolg zu haben. Dafür musste Arlo aber erst herausfinden, wie es funktionierte.
    Lorgyn seufzte. Dann seufzte er noch mal. Als das nichts half, schrie er seinen Frust hinaus, seine Enttäuschung. Dennoch war es ein mickriger Laut gemessen an der Kakofonie rauschender Baumkronen und klappernder Äste. Auch sein nächster Frustschrei nahm sich kümmerlich aus, zerfaserte irgendwo zwischen den Bäumen, zerpflückt vom Wind, der sich anschickte, selbst den mächtigen Wald unter seine Herrschaft zu zwingen. Inzwischen war es dunkel. Unweit von ihm krachte ein dicker Ast auf den Boden. Einen Moment später wehte ein Splittern durch den Wald. In den Schatten sah Lorgyn ein langes Etwas, das zur Seite stürzte und irgendwo hängen blieb. Ihm lief ein Schauer über den Rücken. Mit derartiger Urgewalt hatte er nicht gerechnet.
    Die lange Hand des Sturms schoss plötzlich auf ihn herab, schubste ihn ein paar Schritte rückwärts. Verängstigt lief er los und suchte Schutz inmitten einer dichten Baumformation. Blätter wirbelten an ihm vorbei, kleine Äste und Schneekristalle, die brennende Spuren im Gesicht hinterließen. Ein ausgerissener Busch traf seinen Rücken. Er stolperte und ließ sich fallen, drückte den Kopf in den Schnee, aus dem ein paar Halme Waldgras lugten. Das Toben und Brausen und Heulen schien kein Ende zu nehmen. Ihm wurde kalt, aber aufzustehen wagte er nicht.
    Da lag er, dem magischen Strom, der unter diesem Wald verlaufen musste , körperlich so nah wie nie zuvor. Am liebsten würde er in den Boden greifen und seine Hand darauf legen. Ein lächerlicher Wunsch. In Wahrheit war der Strom genauso weit entfernt wie sonst auch. 
    Es war zum Verrücktwerden!
    Fühlte er sich einem Ziel nahe, entzog es sich ihm wie ein bösartiger Kobold. Wenn er dann meinte, bereits am Grund der Verzweiflung aufgeschlagen zu sein, riss ein weiterer Rückschlag das nächste Loch, und dann ging es noch tiefer und tiefer und tiefer: Wintertal wollte ihn Demut lehren. Er nahm diese Lektion an, so bitter sie auch war. Vielleicht hatte er sich zu sehr damit gebrüstet, niemals die Segel zu streichen, und dem Schicksal stieß diese Haltung übel auf. Es wollte ihn in die Knie zwingen, ihn auseinandernehmen, eine Lage Zuversicht und Selbstbewusstsein nach der anderen abwetzen, bis er sich selbst als das sah, was er war: der Archetyp des Gescheiterten.
    Er schloss die Augen. Spürte Tränen. Zwang sie zurück. Nein, er würde nicht ablassen von seinem Vorhaben! Er würde Aluna retten, bis zum letzten Atemzug kämpfen!
    Irgendwann nahm das Wehgeschrei des Windes ab, bis lediglich eine paar zurückgelassene Brisen in den Ästen seufzten wie verlorene Seelen.
    Lorgyn raffte sich auf und kehrte nach Eisbach zurück.
     
    *
     
    Langsam und ohne einen Laut, als würde nicht ein Mensch, sondern ein Geist Lorgyn öffnen, schwang die Tür zu Arlos
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