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Magie der Liebe

Magie der Liebe

Titel: Magie der Liebe
Autoren: Catherine Coulter
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ernster Stimme zurecht. »Gar nichts wirst du tun! Ich habe ihn zwar aufgehalten, doch wir dürfen ihm nicht vertrauen, Lily! Er ist kein ehrenhafter Mann.«
    Er redet wie ein Pfarrer, dachte Lily, während sie sich zu ihm hinüberbeugte und ihm über den Arm streichelte. Theo hatte sie gerettet, als Arnold Damson sie an die Wand gedrängt und befummelt hatte. Mit geballten Fäusten hatte er plötzlich hinter ihm gestanden und sich heftig geräuspert, worauf Arnold erschrocken zurückgewichen war. Schließlich konnte er sie schlecht in Gegenwart eines Jungen vergewaltigen - und erst recht nicht in Gegenwart seines Neffen.
    Nacheinander betrachtete Lily die Kinder: Zuerst Theo, zu groß und zu dünn für sein Alter, mit blaßblauen Augen wie sein Vater und mindestens ebenso überragend intelligent wie er; dann Sam, ein handfestes, freiheitsliebendes und unruhiges Bürschchen, das den Augenblick genoß und nicht an morgen dachte; und schließlich die kleine Laura Beth, die gerade vier Jahre alt war und so hübsch, daß Lilys Herz sich regelmäßig zusammenkrampfte, wenn sie das schmale Gesichtchen betrachtete. Von Tristan hatte sie erfahren, daß Laura Beth ihrer Mutter ähnelte. Demnach mußte Elizabeth eine bezaubernd zarte, feine Frau gewesen sein mit seidig schimmerndem, schwarzem Haar und dunkelblauen Augen, die bei bestimmter Beleuchtung kohlschwarz erschienen.
    Schließlich räusperte sich Lily und lächelte die Kinder der Reihe nach an. »Wir werden fortgehen.«
    Theo seufzte. »Das wird das beste sein, denn ich kann dich schließlich nicht rund um die Uhr bewachen.«
    Am liebsten hätte Lily ihn umarmt und ganz fest gedrückt. »Nein, das geht wohl nicht«, sagte sie und lächelte ein wenig unsicher.
    »Er ist scheußlich!« verkündete Laura Beth, nachdem sie ihren Daumen aus dem Mund genommen hatte. »Und Tante Gertrude auch. Außerdem ist sie fett.«
    »Das ist wohl wahr«, stimmte Lily ihr zu. »Doch jetzt hört mir zu: Wie ihr wißt, hat euer Vater mir vor einigen Monaten gesagt, daß ich mich an seine Schwester Gertrude wenden sollte, falls ihm etwas geschähe. Ihr wißt ebenso gut, daß es keinen anderen Ausweg gab, denn wir hatten kein Geld. Da Ugly Arnold inzwischen sein wahres Wesen offenbart hat, werden wir sein Haus verlassen. Euer Vater hat noch einen Vetter namens Knight Winthrop, Viscount Castlerosse. Soviel ich weiß, lebt er die meiste Zeit in London. Er sollte unser letzter Ausweg sein, falls Gertrude uns nicht hätte aufnehmen können.«
    »Ist er häßlich?« fragte Laura Beth, bevor sie blitzschnell ihren Daumen wieder im Mund verschwinden ließ.
    »Keine Ahnung. Ich denke, daß euer Vater ihn erst in zweiter Linie genannt hat, weil er noch Junggeselle ist.«
    »Das gefällt mir aber nicht«, meinte Theo. »Das ist ja noch viel schlimmer als bei Ugly Arnold!«
    »Arnold ist ein richtiges Ekel!« schimpfte Sam. »Ein Dreckskerl!«
    Lily blinzelte erschrocken. Wo hatte der Junge nur alle diese Ausdrücke gelernt? Andererseits war seine Beschreibung aber auch äußerst zutreffend und sehr anschaulich. »Du hast völlig recht«, sagte sie leichthin und wandte sich dann an Theo. »Ich fürchte, uns bleibt keine andere Wahl, Theo. Ich habe gerade noch soviel Geld, um die Fahrkarten nach London zu kaufen. Falls dieser Vetter auch nur einen Hauch von Anstand besitzt, wird er wenigstens für euch drei sorgen.«
    »Wir werden dich nicht verlassen!« erklärten Theo und Sam einstimmig, während Laura Beth entschieden nickte. »Aber vielleicht solltest du diesem Gentleman nicht sagen, daß du Papas Verlobte warst. Tante Gertrude und Ugly Arnold haben dich deshalb für eine Schwindlerin gehalten.«
    »Als unsere Lehrerin kannst du dich aber auch nicht ausgeben«, meinte Sam. »Denn erstens könnte dich dieser Vetter dann entlassen, und zweitens könnte er dich ebenso belästigen.«
    »Sam hat recht«, schloß Theo sehr bestimmend. »Wer könntest du nur sein?«
    »Du bist meine Mama«, verkündete Laura Beth, nachdem sie ihren Finger gerade lange genug aus dem Mund genommen hatte, um diesen Satz auszusprechen.
    Während Lily das Kind noch anstarrte, gerieten die beiden anderen vor Begeisterung aus dem Häuschen. »Das ist
die
Idee! Meine oder Sams Mutter kannst du nicht sein, dafür bist du zu jung. Aber wenn du dich mit dem Heiraten beeilt hättest, dann könntest du wirklich Laura Beths Mutter sein. In diesem Fall hat Papas Vetter keine Wahl. Er muß uns alle aufnehmen, und als Witwe muß er dich
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