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Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Maggie O´Dell 02 - Das Grauen

Titel: Maggie O´Dell 02 - Das Grauen
Autoren: Alex Kava
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feuchtkühle Brise herein.
    Sie öffnete den Reißverschluss des Beutels und holte vorsichtig ihr Holster mit der 38er Smith & Wesson heraus. Wie die Waffe in ihrer Hand lag, gefiel ihr, vertraut, wie die Berührung eines alten Freundes. Während andere Agenten auf kraftvollere automatische Waffen aufgerüstet hatten, hielt sie sich lieber an die, mit der sie Schießen gelernt hatte.
    Viele Male hatte sie sich auf sie verlassen müssen, und obwohl sie nur sechs Runden schoss anstatt der sechzehn einer Automatik, konnte sie sicher sein, dass diese sechs auch funktionierten. Als Neuling beim FBI hatte sie mit ansehen müssen, wie ein Agent hilflos mit einer klemmenden Glock 9mm und halb vollem Magazin niedergestreckt wurde.
    Sie holte das Lederetui mit ihrem FBI-Abzeichen aus dem Beutel und legte es fast ehrfürchtig neben die Smith & Wesson und die 9mm Sig-Sauer, die sie vorhin in der Schublade gefunden hatten. Der Matchbeutel enthielt auch in einem kleinen schwarzen Koffer ihr forensisches Besteck. Eine Sammlung von Utensilien, die sie seit Jahren überallhin begleiteten.
    Ihr forensisches Besteck ließ sie im Beutel, schloss ihn und schob ihn unter den Schreibtisch. Mit Waffe und Abzeichen fühltesie sich vollständig und sicher. Beides symbolisierte sie mehr und gab ihr eher ein Heimatgefühl als alle Besitztümer, die sie während der letzten Jahre mit Greg angesammelt hatte. Was ihr viel bedeutete, war ironischerweise zugleich Grund für die Trennung von Greg. Er hatte eine klare Entscheidung zwischen ihm und dem FBI von ihr verlangt und dabei offenbar gründlich unterschätzt, wie wichtig ihr der Beruf war.
    Sie fuhr mit der Fingerspitze über das Lederetui und erforschte sich, ob sie ihren Schritt bedauerte. Nein. Die bevorstehende Scheidung stimmte sie traurig, aber sie bedauerte sie nicht. Sie und Greg waren Fremde geworden. Das hätte ihr bereits vor einem Jahr auffallen müssen, als sie im Einsatz den Ehering verlor und nicht den Wunsch verspürte, ihn zu ersetzen.
    Maggie wischte sich mit einer Hand die schweißnassen Haare aus Stirn und Nacken, was sie erinnerte, dass sie duschen musste. Die Vorderseite ihres T-Shirts war feucht und schmutzig, und auf ihren Armen lag Staub. Sie wischte daran herum und merkte, dass es ein blauer Fleck war.
    Als sie wenig später nach ihrem neu installierten Telefon suchte, bemerkte sie einen Polizeiwagen mit Warnlicht.
    Sie entdeckte das Telefon unter einem Stapel Papieren, wählte die Nummer auswendig und wartete. Sie wusste, dass es fünf oder sechs Mal klingeln würde.
    „Dr. Patterson.“
    „Gwen, hier ist Maggie.“
    „Hallo, wie geht’s dir? Bist du eingezogen?“
    „Sagen wir, meine Sachen sind eingezogen.“ Sie sah den Wagen des Gerichtsmediziners von Stafford County vorbeifahren, ging ans Fenster und registrierte, dass der Van nach links abbog. „Ich weiß, du bist überlastet, Gwen, aber könntest du vielleicht die Sache überprüfen, von der wir letzte Woche gesprochen haben?“
    „Maggie, ich wünschte wirklich, du würdest diese Stucky-Sache ruhen lassen.“
    „Gwen, wenn du keine Zeit hast, musst du es nur sagen!“ giftete sie und bedauerte es sofort. Sie hatte es einfach satt, dass jeder sie beschützen wollte.
    „Du weißt, dass ich es nicht so gemeint habe, Maggie. Warum machst du es allen immer so verdammt schwer, sich um dich zu kümmern?“
    Sie reagierte nicht. Gwen hatte natürlich Recht. Plötzlich hörte sie in der Ferne eine Feuerwehrsirene, und ihr Magen zog sich zusammen. Was geschah da um die nächste Ecke? Beim Gedanken an ein mögliches Feuer wurden ihr die Knie weich. Sie schnupperte die Luft, die durch das Fenster hereinkam, konnte aber keinen Rauch bemerken. Gott sei Dank. Wenn es tatsächlich brennen würde, wäre sie wahrscheinlich wie gelähmt. Der Gedanke allein stürzte sie in Panik und weckte Erinnerungen an den Feuertod ihres Vaters.
    „Wie wär’s, wenn ich heute Abend zu dir komme?“
    Gwens Stimme schreckte Maggie auf. Sie hatte vergessen, dass sie noch telefonierte.
    „Hier herrscht das Chaos, ich habe noch nicht mal mit dem Auspacken angefangen.“
    „Das macht mir nichts, wenn es dir nichts ausmacht. Ich könnte Pizza und Bier mitbringen. Wir veranstalten ein Picknick auf dem Fußboden. Komm schon, das macht Spaß. Eine Party zur Hauseinweihung und um deine neue Freiheit zu feiern.“
    Das Sirenengeheul entfernte sich, und Maggie erkannte, dass die Feuerwehr nicht auf dem Weg in ihr Viertel war. Erleichtert
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