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Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Autoren: V.A.
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verliebt in ihn war. Da sie jedoch ein wohlerzogenes junges Mädchen war, konnte sie ihn nicht gut dazu einladen, etwas mehr zu tun, als jeden Tag anderthalb Stunden neben ihr auf der Bank zu sitzen. Immerhin tat sie das, was auch wohlerzogene Mädchen tun dürfen: Sie machte sich so attraktiv und begehrenswert, wie es nur möglich war. Das war in diesen Zeiten recht schwer. Ihre Figur wurde durch die langen und geschlossenen Kleider völlig verdeckt, wenn auch allem Anschein nach da etwas sehr Schönes verdeckt wurde. Trotzdem konnte Gene ahnen, daß unter diesen Kleidern die Gestalt einer Aphrodite und nicht die einer Großmutter verborgen war.
    Gene war ein gebildeter Mensch, der wußte, wie er sich zu benehmen hatte. Abgesehen von den kurzen Unterbrechungen, die von Waschen, Rasieren, Essen, Schlafen und dem Zusammensein mit Doreen in Anspruch genommen wurde, saß er hinter seiner Schreibmaschine und arbeitete. Er mußte es, denn gewöhnlich lassen sich die Verleger Zeit, ehe sie Geld für einen Roman springen lassen. Auch wollte Gene mit dem Buch fertig sein, ehe er Belinda traf.
    Er ignorierte also Doreens aufmunternde Blicke und arbeitete. An diesem Abend näherte er sich soweit dem Ende des Buches, daß er beschloß, die Nacht durchzuarbeiten. Endlich, morgens gegen sieben Uhr, hämmerte er das langersehnte ENDE unter die letzte Zeile und sank zu Tode erschöpft ins Bett.
     
    Als er schlaftrunken wieder die Augen öffnete, beugte sich gerade Doreen über ihn. Mit ziemlicher Überraschung konnte er feststellen, daß ein so hübsches und junges Mädchen, auch in den fürchterlichen Kleidern, sensationell wirken konnte, wenn es sich weit genug vorbeugte.
    Er blieb liegen.
    »Wie bist du denn hereingekommen?« fragte er erstaunt. »Sicher hast du deshalb Mrs. Schukelmacher umbringen müssen.«
    »Deine Hauswirtin? Ich sah, daß sie fortging. Gene, das ist ja ein schreckliches Zimmer! Wie kannst du nur hier leben?«
    »Ich weiß«, seufzte er und setzte sich hin. Sein Hals war trocken und rauh. Er hatte Kopfschmerzen wie von einem Kater, dabei hatte er sei 1986 keinen Alkohol mehr getrunken.
    Doreen riß die Fenster auf, um die abgestandenen Schwaden von Zigarettenrauch hinauszulassen. Es war heiß in dem Zimmer, und die Luft verbraucht. Genes Zunge fühlte sich dick und schwer an.
    »Ich kam, weil ich dich nicht im Park fand«, sagte Doreen. »Ich hatte schon Angst, du ...«
    Sie drehte sich schnell um und legte einige Dinge auf dem Tisch zurecht, als wolle sie Ordnung schaffen.
    Gene kam aus dem Bett. Er gähnte. Und dann fiel ihm etwas ein.
    »Heute ist Samstag«, sagte er.
    »Ja.«
    »Du hast doch heute frei, nicht wahr?«
    »Ja.«
    »Und für gewöhnlich fährst du doch übers Wochenende nach Hause zu deinen Eltern?«
    Diesmal gab sie keine Antwort. Sie wandte ihm immer noch den Rücken zu.
    Aber es war zu spät für einen Rückzug. Sie hatte sich verraten. Sie war extra in der Stadt geblieben, um ihn zu treffen. An ihrem freien Wochenende.
    Gene wußte, daß sie sofort gehen würde, wenn er ihr erklärte, daß er noch zu arbeiten habe – gekränkt und traurig, aber ohne es zu zeigen. Natürlich würde es besser sein, wenn sie ginge. Für sie beide. Aber wenn er es tat, würde er sich wie ein Schurke vorkommen. Tat er es nicht, war er ein Schurke. Und ein Narr dazu.
    »Doreen«, sagte er schließlich. »Ich mache dir einen Vorschlag. Wir lassen jetzt das Zimmer so, wie es ist, fahren aufs Land, gehen schwimmen und legen uns in die Sonne. Vielleicht können wir abends auch irgendwo tanzen.«
    Ihre Augen begannen zu leuchten.
    »Fein, Gene. Aber – was ist mit deinem Buch?«
    Er nahm den Packen vollgeschriebener Seiten und begann, sie zu einem geordneten Haufen zu stapeln.
    »Fertig. Ich sollte es zwar noch korrigieren, aber wozu? Die Lektoren wollen ja auch leben. Wären wir Autoren fehlerlos hätten sie nichts mehr zu tun.«
    Er nahm das Manuskript und wickelte es in braunes Packpapier.
    »Kann ich das für dich tun?« fragte Doreen eifrig.
    »Aber gern.«
    Während sie das Paket verschnürte, duschte er sich und entfernte den zwei Tage alten Bart. Er zog ein kurzärmeliges Hemd und die Sommerhose an. Da er keinen Hunger verspürte, begnügte er sich damit, nur die Zähne zu putzen. Essen würde er dann, wenn er Lust dazu verspürte.
    Sie verließen das düstere Mietshaus, und nachdem er das Manuskript aufgegeben hatte, nahm Gene sich in einer Leihgarage einen alten Wagen und fuhr Doreen zu ihrer kleinen
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