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Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 13 - Expedition nach Chronos
Autoren: V.A.
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arbeiten. Aber vorher wollte er sich noch ein wenig auf einer Bank ausruhen und den Sonnenschein genießen. Er wollte Kräfte für die ihm bevorstehende Aufgabe sammeln.
    Genau in diesem Augenblick sah er die Blondine.
    Eigentlich hätten ihr Shorts und ein Pullover besser gestanden, aber selbst in dem langen, dunklen Kleid konnte man ihre darunter verborgene Figur ahnen. Eigentlich merkwürdig, daß sie allein spazierenging, denn sie war äußerst attraktiv.
    Da sein Leben zum größten Teil vorherbestimmt war und er genau wußte, was noch geschehen würde, kannte er weniger Hemmungen, als er sie sonst vielleicht verspürt hätte. Er holte sie ein, bis er neben ihr ging.
    »Sie haben vergessen, Ihr Taschentuch fallen zu lassen«, sagte er.
    Sie tat so, als wäre er Luft für sie.
    »Warum haben Sie Ihr Taschentuch nicht fallen lassen«, drängte er.
    »Weil ich keins bei mir habe«, erwiderte sie.
    Sie setzte sich auf eine freie Bank.
    »Wenn Sie also eins bei sich hätten, hätten Sie es fallen lassen?«
    »Ich denke nicht daran.« Ihre Stimme klang wütend. »Und wenn Sie jetzt so freundlich wären, mich in Ruhe zu lassen ...«
    »Danke«, sagte er. »Das werde ich.«
    Er setzte sich neben sie.
    Obwohl ziemlich verwirrt, mußte sie doch lachen. Recht vielversprechend, dachte Gene bei sich. Eigentlich merkwürdig, wie leicht es mit anderen Frauen ging, wenn man nur eine einzige liebte und es außer ihr keine andere auf der Welt zu geben scheint. Es war wie bei der Firma, die ihn eben entlassen hatte. Man kann alles kriegen, vorausgesetzt, man will es gar nicht.
    »Sie würden sehr hübsch sein«, sagte er.
    Sie sah ihn an, neugierig und fragend.
    »Wenn was?«
    »Wenn Sie etwas fraulicher wären.«
    Sie streckte die Nase in die Luft.
    »Ich heiße Gene Player und bin Schriftsteller.«
    Keine Antwort.
    Es war ihm ziemlich egal. Außerdem mußte er arbeiten. Er stand auf.
    »Ich heiße Doreen Barrett«, sagte sie schnell.
    Er setzte sich wieder.
    Es spielte keine Rolle, ganz klar. Belinda war die einzige Frau, die ihm etwas bedeutete. Er liebte sie nun seit elf mal neun Jahren.
    Aber er fühlte, daß er fatalistischer geworden war. Wenn er mit Belinda wieder Pech hatte, wie immer bisher, war es vielleicht ganz gut, wenn er mit Doreen ein zweites Eisen im Feuer hatte.
    Er kam erst am späten Nachmittag dazu, mit seiner Arbeit zu beginnen. Wenn er sein Pensum schaffen wollte, mußte er sich beeilen. Er spannte einen Bogen Papier in die uralte Maschine und schrieb den Titel: »Ein Gesicht für den Himmel«, Roman von Gene Player. Alle zehn Minuten konnte er einen neuen Bogen einspannen und den anderen, vollbeschrieben, zur Seite legen. Als er endlich aufhörte, waren sechzig Seiten fertig, fast fünfzehntausend Worte.
    Der Roman war besser geworden als das erstemal. Er wurde überhaupt jedesmal besser, wenn er ihn neu schrieb. Alles Überflüssige verschwand allmählich daraus, und die wichtigen Kapitel wirkten nun ausgefeilter und vollkommener. Merkwürdig war nur, daß jedesmal fast die gleiche Auflage gedruckt und verkauft wurde.
    In seinem ersten Leben hatte Gene den Roman einige Jahre später geschrieben, nachdem er vorher mit mehr oder weniger Erfolg einige Kurzgeschichten verkaufte. Später hatte er es dann im Jahre fünfundsiebzig versucht, aber ein Werk, das später einmal ein großer Erfolg sein kann, muß es nicht auch zur Zeit seiner Schöpfung sein. Besonders nicht ›Ein Gesicht für den Himmel‹. Die strenge Zensur würde die interessantesten Stellen finden und streichen, vielleicht sogar den ganzen Roman verbieten.
    Aber er brauchte sich keine Sorgen zu machen. Wie auch schon in früheren Zeiten, wenn die Regierungen auf strenge Zucht und Moral drängten, tobten sich die unterdrückten Gefühle des Volkes in privater Unmoral aus. Man würde somit »Ein Gesicht für den Himmel« zensieren und verurteilen, aber jeder würde den Roman lesen.
    Am anderen Tag schrieb er wieder fünfzehntausend Worte, ehe er nachmittags in den Park ging, um Doreen zu treffen. Obwohl sie ihn zu treffen versprochen hatte, war sie nicht da. Sollte sie doch bleiben, wo der Pfeffer wuchs! Gene kehrte in sein Zimmer zurück und schrieb weitere zehntausend Worte.
    Morgens wachte er auf. Übermüdet und unrasiert stürzte er sich wieder in die Arbeit, und erst gegen Mittag bemerkte er, wie heiß und stickig es im Zimmer war. Er schwitzte und fühlte sich schlecht. So wie er war, ging er hinaus in den Park, und da sah er Doreen auf
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