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Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden

Titel: Magazine of Fantasy and Science Fiction 06 - Die Überlebenden
Autoren: V.A.
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Ausdruck – ein staksiger, unbeholfener poodah war, daß du lieber tot umgefallen wärst, als dich mit ihm abzugeben, ganz zu schweigen davon, daß du dich mit ihm paaren könntest.«
    »Das stimmte auch!« erwiderte Lytha halb verlegen, halb lächelnd.
    »Du selbst warst auch nicht gerade ein ergötzlicher Anblick«, mischte sich Timmy ein. »Nie in meinem Leben habe ich so strähniges Haar –«
    »Aber mein Haar sollte so aussehen –«
    Ihr kleiner Streit war wie frische Luft nach dem unnatürlichen, ungemütlichen Gefühlsdusel, dem sie sich hingegeben hatten.
    »Es ist ganz gut möglich, daß ihr beide euch ändert –« Plötzlich hielt ich inne. »Wartet!« rief ich. »Hört mal!«
    »Was sollen wir hören?« fragte Lytha erstaunt. Wie konnte ich ihr erklären, daß ich Simon rufen hörte. »Großmutter! Großmutter!« Simon zu Haus, im Bett, Meilen und Meilen –
    »Schnell, hinaus!« Ich sprang auf. »Schnell, beeilt euch!« Panik breitete sich in mir aus. Die beiden griffen hastig nach ihrer armseligen Habe, als ich sie erschreckt vor mir her in die windige Dunkelheit der stürmischen Nacht schob. Einen langen, furchtbaren Augenblick stand ich da und starrte in die Dunkelheit; versuchte zu sehen, zu hören, zu deuten! Dann schrie ich:
    »Erhebt euch! Schnell!« Ich griff nach ihnen und zerrte sie mit mir hinauf – weg von dem See. Die Wolken rissen auf, und der Mond warf seinen fahlen Schein über das aufgewühlte Wasser. Wir hörten einen lauten Krach, ein Donnern – ein mahlendes, kreischendes Geräusch –, das Aufbrüllen des Wassers; und dann riß der Boden unter dem See von einem Hügel bis zum anderen auf und zog das Wasser in die Tiefe. Und dann schien der Mond nur noch auf den Schlamm, der auf dem Boden des Sees übriggeblieben war. Mit einer gewaltigen Anstrengung riß ich die beiden mit mir fort, fort von dem ohrenbetäubenden Brüllen des Dampfes, der jetzt von der Erde aufstieg. Wie betäubt taumelten wir immer weiter und weiter davon, bis wir uns über mehrere Hügel von dem See entfernt hatten. Entsetzt klammerten wir uns aneinander, und der gewaltige Rauchpilz stieg und stieg und rollte weiß und furchtbar hin und her – und dann hing er über dem leeren Tal, senkte sich ganz allmählich auf das Bett des Sees, langsam, ganz langsam, wie weißer Nebel schwebte er auf den Erdboden zu. In der Stille, die plötzlich einbrach, glaubte ich das Tropfen von Regen zu hören. Der Nebel löste sich auf, und ganz undeutlich konnte ich einen Wassertümpel erkennen, der sich immer mehr ausbreitete.
    »Arme Heimat«, flüsterte Lytha. »Meine arme, arme Heimat! Sie stirbt!« Und dann flüsterte sie, so daß Timmy es nicht hören konnte: »Glaub mir, Großmutter, ich liebe Timmy, und er liebt mich. Aber wir wollen die Mächte unsere Liebe für uns führen lassen, bis dein Versprechen sich bewahrheitet.«
    Ich drückte die beiden eng an mich, und ich glaube, wir weinten alle ein wenig, aber wir hatten keine Worte mehr, keine nichtssagenden Worte, nur das Versprechen, die Ergebenheit, das Vertrauen – und das Leid.
    Wir gingen nach Hause. Neil erwartete uns und nahm Timmy dankbar in die Arme.
     
    Zusammen mit den anderen Alten stand ich hoch oben auf dem Felsen über dem engen Tal und blickte mit ihnen hinunter auf den rauhen Steinhaufen auf dem weichen Talboden. Aller Augen waren starr auf die Aushöhlung gerichtet und unsere Gedanken konzentrierten sich mit aller Macht auf den Ältesten.
    Ich hielt den Atem an, als er sich langsam erhob; sein schwerer Schutzschirm behinderte ihn. Der Wind heulte auf, als er an unseren aktivierten persönlichen Schirmen vorbeipfiff, die wir automatisch errichtet hatten, obgleich sie gegen diese Heftigkeit wie dünnes Papier wirkten. Der Älteste trat von dem Erdloch zurück. In den dunklen Tiefen begann sich etwas zu regen, und dann erhob sich das schwere Viereck, das den sich darin befindlichen daumengroßen Block schützte. Es schwankte, überschlug sich und ließ sich dann in der großen Metallkiste nieder, die dafür vorbereitet war. Der Deckel schlug zu. Nach und nach wurden auf diese Weise sechs Kisten gefüllt. Ich fühlte, wie mich die alte – oder vielmehr die schmerzhaft neue – Müdigkeit über fiel und klammerte mich an Davids Arm. Er streichelte meine Hand, aber seine Augen waren weit aufgerissen, wie im Traum. »Ich kann mich nicht mehr leiden«, dachte ich. »Warum tue ich Dinge wie diese hier? Wo ist meine Begeisterung? Ich bin wirklich alt, und doch
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