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Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67

Titel: Märchenkranz für Kinder - Märchen der Welt ; 67
Autoren: JazzyBee Verlag Jürgen Beck
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betrachteten.

     
    »Was steht ihr da, und habt Maulaffen feil!« schrie der Zwerg ärgerlich, und wollte sie weiter ausschelten, als er etwas brummen hörte, und in dem Augenblick auch ein Bär aus dem Walde hervortrabte.

     
    Erschrocken sprang der Zwerg auf, und wollte entfliehen; aber er konnte nicht mehr zu seinem Schlupfwinkel gelangen; der Bär war schon zu nahe. Da rief er in der Herzensangst: »Lieber Herr Bär, verschont mich, ich will Euch alle meine Schätze geben, alle die Edelsteine, die da liegen. Was habt Ihr an mir kleinen Kerl; Ihr spürt mich nicht einmal in Euern Zähnen, aber die beiden Mädchen da, das ist ein zarter Bissen, fett wie die Wachteln! Die freßt in Gottes Namen!« Der Bär kümmerte sich aber um seine Worte nicht, und gab dem boshaften Geschöpfe einen einzigen Schlag mit der Tatze; er fiel nieder, und regte sich nicht mehr.

     
    Die Mädchen waren fortgesprungen; aber der Bär rief ihnen nach: »Schneeweißchen! Rosenroth! fürchtet Euch nicht, bleibt stehen, und wartet, ich will mit Euch gehen.« Sie erkannten sogleich die Stimme ihres alten Freundes, und blieben stehen. Da lief er herzu, und als er bei ihnen war, fiel die Bärenhaut von ihm ab, und ein prächtiger, ganz in Gold gekleideter, Königssohn stand vor ihnen, und erzählte, er sey verwünscht worden, und erst durch den Tod des bösen Zwergs erlöst.

     
    Und Schneeweißchen ward seine Gemahlinn, und Rosenroth mit dem Bruder des Königs vermählt, und ward eben so reich: denn sie erhielt das Gold, die Perlen und Edelsteine, die der Zwerg in seine Höhle zusammengetragen hatte.

     
    Und die alte Mutter zog nun zu ihren Töchtern, und lebte recht zufrieden und glücklich. Die beiden Rosenstöckchen hatte sie aber mitgenommen, und sie standen vor ihrem Fenster, und trugen jedes Jahr die schönsten Rosen – weiß und roth.

     

     
5. Aschenbrödel.

     

     
    Es war einmal ein reicher Mann, der lebte lange Zeit vergnügt mit seiner Frau, und sie hatten ein einziges Töchterchen zusammen. Da ward die Frau krank, und als sie sterben wollte, rief sie ihre Tochter, und sagte: »Liebes Kind, ich muß dich verlassen; aber wenn ich oben im Himmel bin, will ich auf dich herabsehen. Pflanz' ein Bäumlein auf mein Grab, und wenn du etwas wünschest, schüttle daran, so sollst du es haben, und wenn du sonst in Noth bist, so will ich Dir Hülfe schicken, – nur bleibe fromm und gut.« Nachdem sie das gesagt, that sie die Augen zu und starb. Das Kind aber weinte, und pflanzte ein Bäumlein auf ihr Grab, und besuchte es fleißig.

     
    Der Schnee deckte ein weiß Tüchlein auf der Mutter Grab, und als die Sonne es wieder weggezogen hatte, und das Bäumchen zum zweiten Male grün geworden war, da nahm sich der Mann eine andere Frau. Die Stiefmutter aber hatte schon zwei Töchter von ihrem ersten Manne, die waren von Angesicht schön, von Herzen aber stolz und böse.

     
    Als nun die Hochzeit gewesen, und alle drei in das Haus gefahren kamen, da ging schlimme Zeit für das arme Kind an. »Was macht der garstige Unnütz da in der Stube?« sagte die Stiefmutter. »Fort mit ihr in die Küche! wenn sie Brot essen will, muß sie es erst verdient haben; sie kann unsere Magd seyn.«

     
    Da nahmen sie der Stieftochter die Kleider weg, und zogen ihr einen alten, grauen Rock an. »Der ist gut für dich!« sagten sie, und lachten sie aus, und führten sie in die Küche. So mußte das Kind die schwersten Arbeiten thun, früh aufstehen, Wasser tragen, Holz holen, Feuer anmachen, kochen, waschen, wobei ihr die Stiefschwestern noch das ausgesuchteste Herzeleid anthaten, sie verspotteten und ihr Erbsen und Linsen in die Asche schütteten, die sie wieder auslesen mußte. Wenn sie sich nun des Tages müd' und matt gearbeitet hatte, und der Abend kam, so durfte sie in kein Bett sich legen, sondern mußte in der Küche bleiben, und sich daselbst neben dem Heerde in die Asche legen. Und weil sie dabei immer in Staub und Kohlen umherwühlte, und schmutzig aussah, so gaben sie ihr den Schimpfnamen: Aschenbrödel.

     
    Nun stellte der König einmal eine große Tanzlustbarkeit an, die sollte in aller Pracht drei Tage dauern. Dazu wurden alle schönen Töchter des Landes von fern und von nahe eingeladen: denn der Prinz sollte sich dabei eine Braut aussuchen. Und zu diesem Feste wurden auch die zwei stolzen Schwestern eingeladen.

     
    »Aschenbrödel, komm herauf,« hieß es da, »kämm' uns die Haare, bürst' uns die Schuh', und schnalle sie fest. Wir
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