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Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi

Titel: Männer schweigen: Ein Sylt-Krimi
Autoren: Eva Ehley
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Lebendgewicht von mehr als 90 Kilo auf die Waage gebracht, das wird sie sich kaum in den vergangenen zwei Wochen abgehungert haben. Die zweite ist eine Studentin aus Kiel, deren auffällig rote Haare sogar betont werden, allerdings trug sie eine Kurzhaarfrisur. Und die dritte Frau, über deren berufliche Tätigkeit es keine Angaben gibt, ist eine türkischstämmige Deutsche mit deutlich brünetter Gesichtsfärbung und kräftigen dunklen Haaren. Fehlanzeige auf der ganzen Linie also.
    Gerade loggt sich der Hauptkommissar ein, um die deutschlandweite Liste zu überprüfen, als die Bürotür auffliegt und der Kollege Winterberg hereinstürmt. Svens triumphierender Gesichtsausdruck sagt mehr als alle Worte.
    »Hast du die Identität?«, fragt Bastian hoffnungsvoll.
    »Sieht ganz so aus. Unten steht ein Herr im Anzug, dem die Gattin abhanden gekommen ist.«
    »Letzte Nacht?«
    »Bingo.«
    »Hier auf Sylt?«
    »Jepp.«
    »Rothaarig?«
    »Aber hallo.«
    Bastian stöhnt.
    »Weiß er schon, was wir gefunden haben?«
    »Glaube ich kaum. Und ich habe auch erst mal die Klappe gehalten. Er scheint zwar ziemlich aufgeregt zu sein, was ja auch verständlich ist, aber er hat anscheinend überhaupt keine Ahnung, was mit seiner Angetrauten passiert sein könnte. Die beiden haben wohl auch keinen Streit oder so was gehabt. Jedenfalls sagt er davon nichts.«
    »Hat er ein Foto dabei?«
    Sven nickt, schluckt kurz und erklärt dann: »Das Hochzeitsfoto. Sie trägt ein weißes Kostüm, einen kleinen Schleier und sieht total glücklich aus.«
    »Und so will er sie auch wiederhaben, nehme ich an«, murmelt Bastian betroffen.
    »Klar, was denkst du denn.«
    »Ich denke, wir haben einen Scheißjob. Wir gehen jetzt da runter, und zwei Minuten später erklären wir dem Typen, dass er seine Frau nur noch ein einziges Mal in diesem Leben wiedersehen wird. Und zwar im Kühlkeller. Wie ich das hasse!« Ächzend stemmt sich Bastian aus seinem Schreibtischstuhl. »Du willst das nicht zufällig allein übernehmen?«
    »Wer ist denn hier der Boss? Doch wohl du.«
    »Hast ja recht. Also los, bringen wir’s hinter uns.«
    Als die beiden Kommissare in der holzgetäfelten unteren Etage ankommen, in der sich hinter einem langen Tresen mehrere Schreibtische der Streifenbeamten befinden, schlägt ihnen das leicht süßliche Rasierwasser eines Anzugträgers entgegen. Der Mann ist mittelgroß, leicht korpulent, hält sich aber sehr aufrecht. Seine Haare sind am Oberkopf schon ziemlich gelichtet, was einen merkwürdigen Gegensatz zu dem auffällig jugendlich wirkenden Gesicht bildet. Mit hoffnungsvollen Augen blickt er Bastian und Sven entgegen, ganz als könnten die Ermittler nur durch ihre bloße Anwesenheit die Vermisste wieder hervorzaubern.
    »Bastian Kreuzer, Hauptkommissar. Meinen Kollegen Oberkommissar Sven Winterberg kennen Sie ja schon.«
    Der Angesprochene nickt. Eine leichte Röte überzieht sein Gesicht. Wahrscheinlich Nervosität, denkt Bastian. Seiner Erfahrung nach ahnen die meisten Menschen bereits kurz vor den entscheidenden Sätzen, was gleich gesagt werden wird. Warum das so ist, wird er wohl nie begreifen. Und auch jetzt bleibt ihm keine Zeit, darüber nachzudenken, denn längst hat sich der Blick des Anzugträgers in Bastians Gesicht festgesetzt, als wolle er die entscheidenden Worte aus dem Kommissar heraussaugen. Mit zittriger Stimme fragt er nun: »Sie wissen etwas über Marga.«
    »Vielleicht. Wollen Sie sich nicht setzen, Herr …?«
    Erst jetzt fällt Bastian auf, dass Sven es versäumt hat, ihm den Mann vorzustellen.
    »Nein, danke, ich stehe lieber. Mönchinger. Hubert Mönchinger ist mein Name. Und bitte spannen Sie mich nicht länger auf die Folter.«
    Bastian holt tief Luft. »Wir haben heute früh eine tote Frau am Strand gefunden. Mein Kollege sagte, Sie hätten ein Foto Ihrer Frau dabei?«
    Stumm reicht Hubert Mönchinger dem Hauptkommissar die Aufnahme. Dem genügt ein einziger Blick. Alter, Statur und Haarfarbe stimmen. Sogar die Haarlänge kommt hin.
    »Die Tote sieht Ihrer Frau leider sehr ähnlich. Ich muss Sie daher bitten, dass wir sie uns gemeinsam ansehen.«
    Hubert Mönchinger nickt. Dann wird er bleich wie die Wand, vor der er steht. Kurz hebt er die Hand, als wolle er Einspruch gegen die Grausamkeit des Schicksals erheben, das ihm sein Liebstes genommen hat. Er öffnet den Mund, ohne dass ein einziger Ton herauskäme. Stattdessen beginnt sein ganzer Körper zu schwanken. Bevor Bastian und Sven eingreifen können,
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